Die Tote
Sabrina unbedingt noch mal schwängern, aber dann fing sie mit der Ritzerei an, und er verlor das Interesse.«
Charlotte und Maren saßen da und schwiegen. Es fiel ihnen einfach nichts ein. Frau Meiler schwieg ebenfalls.
Charlotte raffte sich auf. »Wer hat Drillich umgebracht?«
»Thomas natürlich.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil er so was gerne tut.«
»Ach. Vielleicht auch deshalb, weil Sie mit René Kiesler verheiratet sind und Ihren Mann jetzt als Unschuldslamm hinstellen wollen? Vielleicht erklären Sie uns dann, wieso er mit einem gefälschten Autokennzeichen herumfährt.«
Meiler antwortete nicht, spielte mit ihren Haaren.
»Wieso haben Sie meinen Kollegen entführt?«
»Weil er uns zu nahe gekommen war. Es wäre den beiden auch nichts zugestoßen. Wir wollten nur noch Alinas Kind abwarten, dann hätten wir uns abgesetzt, aber der Bulle musste ja unbedingt den Helden spielen.«
»Und warum ist Lauenheim dann zum Gehöft gefahren?«
»Thomas wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung war. Jedenfalls hat er das gesagt. Was sich da sonst abgespielt hat, davon hab ich keine Ahnung.«
»Und warum sind Sie und Ihr Mann dann auch hingefahren?«
»Weil Thomas wieder irgendwelchen Blödsinn angestellt hat. Er hat uns angerufen, dass der Bulle und Sabrina abgehauen wären. Da mussten wir sie ja wohl wieder einfangen.«
Charlotte musterte Sonja Meiler. Die Frau kam ihr vor wie eine fremde Spezies.
»Wissen Sie, was ich glaube?«, sagte sie. »Ich glaube, dass Sie die beiden aus dem Weg räumen wollten, und zwar endgültig.«
»Da irren Sie sich. Wir wollten sie nur vorübergehend gefangen halten. Und sie hatten ja alles. Wasser, Nahrung. Sanitäre Anlagen.«
»Der Hof gehört einem Onkel Ihres Mannes«, sagte Charlotte. »Wir haben ihn bereits befragt. Er ist aus allen Wolken gefallen und hat gesagt, er wollte das kommende Wochenende hier in der Heide auf seinem Hof verbringen. Das hätte er seinem Neffen, dem der gute Mann den Schlüssel anvertraut hatte, auch gesagt. Also mussten Sie die Gefangenen wegschaffen. Verraten Sie uns doch, was sie mit ihnen vorhatten.«
Die drei Frauen sprachen nicht. Die eine, weil sie nichts mehr zu sagen hatte, den beiden anderen fehlten einfach die Worte. Es würde nicht einfach werden, diesen Typen den Tötungsvorsatz nachzuweisen, zumindest der Frau.
Charlotte ließ Sonja Meiler abführen und ging dann zu Bremer, der aus Kiesler nichts rausbekommen hatte. Er hatte die ganze Zeit schweigend auf den Tisch gestarrt.
»Macht nichts«, sagte Charlotte. »Sie sind erst mal alle aus dem Verkehr gezogen. Das Weitere wird schon. Den Lauenheim nehmen wir uns morgen noch mal vor.«
Dann ging sie zurück in ihr Büro und wählte Kramers Handy an. »Was ist mit Heimann?«
»Wir haben ihn noch nicht gefunden, aber die Fahndung läuft.«
»Okay.« Charlotte legte auf. Das konnte sie jetzt wirklich den Kollegen überlassen. Allerdings hatte sie das Gefühl, dass sich zu ihrem ungelösten Mordfall im Zooviertel ein weiterer in Wettbergen gesellt hatte. Der Tod von Janinas Mutter sollte noch mal genauer untersucht werden.
Es klopfte. Hohstedt trat ein.
»Ich … ich wollte mich nur entschuldigen, dass ich das nicht eher rausgefunden habe. Tut mir echt leid, wenn Rüdiger was zugestoßen wäre, das hätt ich mir nie verzeihen können.«
»Ich dir auch nicht«, antwortete Charlotte, »aber es ist ja noch mal gut gegangen.«
»Ja, Gott sei Dank.« Hohstedt stand da und rieb sich die Hände, als hätte er noch ein Ass im Ärmel. »Aber ich hab was anderes Interessantes entdeckt.«
»Ah ja?« Charlotte fragte sich wirklich, was sie jetzt noch vom Hocker reißen sollte.
»Der Weinlaub, erinnerst du dich? Den hatten wir doch hier zum Verhör, und Ostermann hat sich so schrecklich aufgeregt.«
»Ja, ich erinnere mich dunkel«, sagte Charlotte. »Was ist mit dem?«
»Er ist sein Sohn.«
»Wessen Sohn?«
»Na Ostermanns. Außerehelich, natürlich.«
Charlotte starrte Hohstedt an. Jetzt wusste sie endlich, wieso ihr der Kerl immer so bekannt vorgekommen war. Und deswegen hatte Ostermann diese Aktion in Waldhausen initiiert. Es war gar nicht um den guten Ruf seines Freundes gegangen – wie hatte er noch geheißen? Querenberg? Nein, es war Ostermanns Ruf gewesen, der auf dem Spiel gestanden hatte. Deshalb die Heimlichtuerei! Sie fing an zu kichern. Aus dem Kichern wurde ein Lachen. Sie hielt sich den Bauch, konnte nicht aufhören, bis die Tränen liefen.
Hohstedt lachte
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