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Die Toten der Villa Triste

Die Toten der Villa Triste

Titel: Die Toten der Villa Triste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucretia Grindle
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unterschrieben. Palliotis Blick glitt über die Namensliste unter der Unterschrift. Sie war nicht alphabetisch geordnet. Bevanelli, L., kam als vorletzter. Neben dem Namen stand ein großes F, was wahrscheinlich Frau bedeutete, denn die anderen Namen waren mit einem M gekennzeichnet.
    Er starrte auf das Blatt, als könnte es ihm etwas verraten, als könnte er, einfach indem er es ansah, die Jahre überbrücken und sie berühren. Mit ihr sprechen. Issa versichern, dass sie, auch wenn sie nur Tage vor der Befreiung ums Leben gekommen war, nicht umsonst sterben musste. Irgendwie war es fast tröstlich, dachte er, dass vier weitere Kämpfer mit ihr zusammen gestorben waren. Dass sie nicht allein gestorben war.
    Was Caterina anging, hoffte er, dass sie nicht lange genug gelebt hatte, um zu erfahren, wie Isabella umgekommen war. Er hoffte, dass das, was auch immer sie umgebracht hatte – ob es nun ein Granatsplitter, eine deutsche Mine oder eine alliierte Bombe gewesen war –, sie getötet hatte, bevor sie begreifen konnte, dass sie die Letzte war. Dass niemand aus ihrer Familie überlebt hatte. Wahrscheinlich würden sie nie erfahren, was aus dem Baby geworden war. Bestimmt war es bei Caterina gewesen, was bedeutete, dass es ebenfalls getötet worden war.
    Er merkte, dass Eleanor ihn beobachtete.
    »Es tut mir leid«, sagte sie wieder.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich dachte nur – es tut nichts zur Sache. Darf ich?«
    Er hielt das Blatt hoch. Sie nickte. Pallioti faltete es zusammen und steckte es ein.
    »Ihre Großeltern«, fragte er, um das Thema zu wechseln. »Wie hießen die eigentlich?«
    »Oh.« Eleanor lächelte. »Victor und Maria. Fabbionocci. Das änderten sie in Faber. Sie wissen schon, so wie es damals gängig war. Es erleichterte vieles. Auf offiziellen Formularen und so weiter. Mein Vater hieß Antonio. Tony Faber. Klingt nicht besonders italienisch, nicht wahr?«
    Die Küche hatte man in eine Ecke des Wohnraumes gepackt, der den Großteil der Hütte einnahm. Durch eine offene Tür konnte Pallioti in ein Nebenzimmer blicken, in dem sich neben einem ungemachten Bett die Bücher stapelten. Ein Notebook stand aufgeklappt auf einem Tisch, der offenbar als Esstisch gedacht war. Überall auf dem Sofa lagen Papiere verstreut. Eleanor, die ihm gerade eine Tasse Kaffee aus der allgegenwärtigen Filterkaffeemaschine eingeschenkt hatte, merkte, wie er die Unordnung in Augenschein nahm, und lachte.
    »Die Trümmer meines großen Werks.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hatte diesen irren Traum, dass ich herkommen und herausfinden würde, woher meine Familie wirklich kam, damit ich dann diese großen, bewegenden Memoiren verfassen könnte. So, wie es aussieht, wäre ich wohl besser bei Petrarca geblieben, wie?« Sie nahm auf einem Hocker ihm gegenüber Platz. »Offenbar bin ich nicht besonders gut als Partisanen-Detektivin.«
    Pallioti betrachtete sie eine Zeit lang und musterte dabei das kleine, herzförmige Gesicht, die dunklen Augen und die Züge, die auf den ersten Blick schärfer und härter wirkten, als sie in Wahrheit waren. Saffy hatte recht, sie sah tatsächlich aus wie Audrey Hepburn. Ein bisschen zerzauster zwar. Aber genauso hübsch.
    »Ich glaube, ich bin auch nicht besser darin«, bekannte er. Und weil er das Gefühl hatte, sich revanchieren zu müssen, um seine Dankbarkeit auszudrücken, fügte er an: »Diese Frau, diese Laura Bevanelli, wie sie damals hieß. Sie hieß auch Isabella Cammaccio. Sie gehörte zu einer Florentiner GAP-Gruppe. Ich glaube, ihr Deckname lautete Lilia.«
    »Lilia?«
    Er nickte. »Genau. Wenigstens glaube ich das. Wenn ich mich nicht irre, gehörte sie zu derselben GAP-Einheit, in der auch Ihr Freund Beppe arbeitete …«
    »Auch bekannt als Roberto Roblino und davor unter einem anderen Namen.«
    »Sowie Il Corvo und der unbekannte Massimo.«
    »Rossi, Balestro, Menucci.« Eleanor sah ihn an. »Darum wollten Sie erfahren, was aus ihr wurde. Nicht, weil sie mit Ihnen verwandt war, sondern weil sie mit diesen Männern in Verbindung stand?«
    »Genau. Ich fand ein paar … Hinweise auf sie und ihre Schwester. Unter Giovanni Trantementos Papieren. Schließlich kannten sie sich alle.« Er zuckte mit den Achseln. »Es ist nicht weiter wichtig.«
    Sie lächelte ihn an. »Sie haben sich also selbst in die Wildnis geschickt?«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »So ungefähr. Mit dem Salz hatten Sie übrigens recht«, eröffnete er ihr. »Man hatte es Giovanni Trantemento in

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