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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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sich begeistert die Hände. „Deine Aussage, Konrad, zusammen mit dem, was ihr bei Grevenraths Leiche entdeckt habt, dem falschen Mönch und dem Ring – das reicht aus, um jeden Schöffen von Gregors Unschuld zu überzeugen.“
    Jupp nickte zustimmend und strahlte zufrieden. Zu dritt gingen wir langsam die Hochstraße herunter. Meine beiden Schultern schmerzten, die Brust und das Kinn taten mir weh und ich sehnte mich nach Schlaf. Aber als ich mit meinen beiden Freunden zur Seite langsam die Straße entlang ging – ich hätte mit niemandem auf der Welt tauschen wollen. Heinrich unterbrach unser zufriedenes Schweigen: „Sag mal, Konrad, wann ist eigentlich mein Kreuz fertig?“ Für einen Moment glotze ich Heinrich sprachlos an, dann prusteten er und Jupp wie auf ein Kommando los.

38
    Gregor Kreuzer wurde am nächsten Mittag freigelassen. Ein paar Stadtknecht e zogen ihn an einem Seil aus de r dunklen Kammer des Runden Turms ans Tageslicht. Zwei Schöffen verlasen laut die kurze Bekanntmachung, dass Gregor Kreuzer, Bürger der Stadt Andernach, von jedem Verdacht freigesprochen wurde. Kleinlaut drückten sie Gregor danach noch kurz die Hand, froh darüber , die Runde möglichst schnell wieder verlassen zu können . Am Morgen waren die Schöffen noch alles andere als betreten gewesen. Zwei Stadtknecht e hatten den Toten aus Johannas Hof geholt, und dann waren Jupp und ich zur Stadtburg gegangen, um vor dem Schöffenstuhl unsere Aussage zu machen. Natürlich hatte sich die Nachricht, dass die Verhandlungen endlich begonnen hatten, wi e ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet. Jupp hatte über Emerich von Lanstein erreicht, dass der Schöffenstuhl zusammenkam. Sie schienen verärgert darüber, das s sie ihre Geschäfte ruhen lassen mussten. Doch das änderte sich, nachdem ich mich vor gestellt hatte. Eine Stunde lang sprachen Jupp und ic h abwechselnd. Ich musste dabei noch nicht einmal meine Stellung beim Kaiser erwähnen. Wenn die Schöffen darüber erstaunt waren, dass der Sohn eines Herzogs, mit großem Einfluss in der Ständeversammlung, unerkannt in ihrer Stadt lebte , so ließen sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Im Gegenteil, sie schienen dies fü r geradezu selbstverständlich zu halten. Am Ende entließen uns die Schöffen, um sich zu beraten. Jupp und ich waren uns sicher , wie der Urteilsspruch aussehen würde – und wir behielten Recht. Nach seiner Freilassung kam Gregor als erstes zu Johanna. Die beiden verschwanden im Haus un d sprachen sich aus. Danach verließ Gregor den Hof um, wie er selber sagte, beim Bader einen Tag lang in der Wanne einzuweichen. Am Tor hielt er noch einma l kurz inne, drehte sich dann um, kam zu mir und streckte mir die Hand entgegen. „Ich habe mich wie ein besoffener Idiot benommen. Johanna hat mir erzählt, was Ihr alle s getan habt. Ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll. Aber fürs erste möchte ich Euch um Verzeihung bitten. Wollt Ihr meine Entschuldigung annehmen?“ Ich schlug ein und erwiderte seinen Händedruck. Bevor ich noch etwas sagen konnte, drehte sich Gregor um und ging mit schnellen Schritten vom Hof.
    Den ganzen Tag über aber nagte etwas an mi r. Wie ein Holzsplitter im Finger, de n man nicht zu fassen bekam, der abe r trotzdem bei jeder Berührung schmerzte. Wer hatte den Mörder beauftragt und bezahlt? Ich glaubte nicht, das s dieser Mann, der als falscher Kaufmann und Mönch in Andernach gelebt hatte, aus eigenen Motiven die Morde begangen hatte. Er ka m nicht aus der Stadt, soviel stand fest. Wenn aber unsere Überlegungen stimmten, dann war Hass auf den Kaiser und die Burgunder , ja womöglich sogar auf den Rat der Stadt , der Grund für all die Morde. Warum sollte ein Wildfremder einen solchen Hass hegen ? Nein, ich war fest davon überzeugt: Dieser Mann war ein bezahlter Mörder gewesen. Seine Fechtkunst war hervorragend gewesen, er hatte sich mit Giften ausgekannt und sich so gut verstellt, dass ihm die Minderen Brüder im Kloster Glauben geschenkt hatten. Da saß ich also im Hof in der Sonne des späten Nachmittags und grübelte vor mich hin, als Heinrich auftauchte, die Kiste mit den Schachfiguren unter dem Arm.
    „Na, da sitzt ja unser Held! Würde sich Eure Hoheit herablassen und mit einem einfachen Pfaffen eine Partie spielen?“
    „Meinst du“, erwiderte ich mit gespielt ernster Miene, „mein Großonkel der Erzbischof hätte was dagegen, wenn ich einen seiner Pastöre schlagen würde, weil er dummes Zeug redet?“
    Heinrich schlug

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