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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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sich scheinbar erschrocken mit der flachen Hand vor die Stirn. „Pest und Teufelsklaue – ich hab ja ganz vergessen, dass du mit den hohen Herren verwandt bist.“
    Dann grinste er mich breit an. Heinrich war mein Freund geworden, und ich genoss diese Freundschaft und seine Frotzeleien. Er ließ sich mit einem Schnauben auf die Bank fallen.
    „Und, Konrad, wie geht es jetzt weiter? Hast du schon Pläne?“
    Hatte ich welche? Zumindest wusste ich, was ich als nächstes tun musste.
    „Ich werde in den kommenden Tagen mit Gernot sprechen. Er hat versprochen, bei seiner Rückkehr mit dem Kaiser zu reden. Und Friedrich wird sicher einen schriftlichen Bericht von mir erwarten, wenn er erst einmal erfährt, wo ich bin und was geschehen ist.“
    Ich schaute mich auf dem Hof um.
    „Weißt du, Heinrich, der Kaiser wird eine Aufgabe finden, nur weiß ich nicht, ob ich die annehmen will.“ Heinrich nickte verständnisvoll: „Eines nach dem anderen. Warten wir’s ab. Wie wäre es jetzt mit der Partie Schach? Das bringt dich auf andere Gedanken.“
    Warum eigentlich nicht? Zusammen trugen wir den Tisch nach draußen und holten noch einen Stuhl. Heinrich begann das Spiel aufzubauen. Ich schaute zu, wie er die Figuren verteilte. Meine Gedanken wanderten wieder zu dem Mörder und seinem Auftraggeber. Heinrich murmelte halblaut etwas vor sich hin. Ich horchte auf. „Was hast du da gerade gesagt?“
    „Ich?“ Heinrich schaute hoch. „Ach so, ich sagte; Regina regit colorem. Du weißt schon, die weiße Königin auf das weiße Feld, die schwarze Königin auf das schwarze. Sag bloß, den Spruch kennst du nicht?“
    Doch natürlich, den Merkspruch hatte mir Vater Anselm mit dem Schachspielen auch beigebracht. Regina regit colorem – die Königin bestimmt die Farbe und das Spiel.
    Meine Gedanken rasten, es war zum Greifen nah. Regina regit colorem, Regina bestimmt das Spiel – oh mein Gott – das war es!
    Ich sprang auf und rannte ins Haus. Wo zum Teufel war die Ledertasche aus Laach? Ah, da hinten in der Ecke. Ich hörte Heinrich hereinkommen. „Sag mal, ist dir nicht gut?“
    Ich antwortete nicht. Eilig blätterte ich die Papiere durch. Ich erinnerte mich noch an eine Liste. Verdammt, sie musste doch hier irgendwo sein. Genau, da war sie. Ich überflog die Namen. Der, den ich suchte, stand auf der zweiten Seite. Plötzlich fügte sich alles zusammen wie ein großes Mosaik. Ich drückte Heinrich die Liste in die Hand.
    „Hier, Heinrich, das ist der Schlüssel. Ich muss noch rasch los, stell’ schon mal die Figuren auf.“
    „Aber, was zum Henker …?“
    „Ich erzähle dir alles nachher!“
    Und dann ging ich los, um die Königin des Spiels zu besuchen.

39
    Sie war viel jünger, als ich gedachte hatte. Da s teure schwarze Seidenkleid betonte ihre schlanke Figur. Ich hatte mit einer älteren Dame gerechnet , doch Regina von Grevenrath war nicht älter al s vierzig. Sie wirkte müde, angespannt, ihre W angen waren eingefallen, und um die Mundwinkel hatten sich zwei tiefe Falten gebildet. Etwas hatt e die Schönheit dieser Frau geraubt, und ich ahnte, was es war. Regina von Grevenrath . Gattin des ermordeten Ratsherren. Eine gramgebeugte Witwe? Ich wusste es besser.
    „Ihr habt meiner Kammerzofe ausgerichtet, Ihr wüsstet etwas Neues im Zusammenhang mit dem Tod meines Gatten?“, fragte sie mit unbewegter Miene.
    Wir standen in einer Art Empfangszimmer. Alles in diesem Raum wirkte teuer und überladen. Die Holzvertäfelung, die Teppiche, der große Kamin, in dem man auch einen Ochsen am Spieß hätte braten können, die ausgestopften Tiere an den Wänden. Dieser Raum diente nur einem Zweck: Mit Reichtum zu protzen und andere Kaufleute einzuschüchtern. Ein Diener , der mir das Tor geöffnet hatte, stellte mich der Kammerzofe vor, die führte mich nach einer kurzen Wartezeit in das Empfangszimmer. Die Witwe des Ratsherren hatte mit dem Rücken zu mir am Kaminfeuer gestanden. Bei unserem Eintreten drehte sie sich um, erwiderte meine Verbeugung und verscheuchte dann mit einer kurzen, energischen Handbewegung die Zofe aus dem Raum.
    „Verzeiht, dass ich Euch ohne Voranmeldung aufsuche. Ich bin Konrad von Hohenstade und stehe hier vor Euch im Name des Kaisers. Ich bin einer derjenigen, die Euren Gatten gefunden hatten. Und ich war es, der den Mörder Eures Gatten getötet hat. Den Mörder, den Ihr bezahlt habt. Die Frage ist nur: warum? Ist es, weil Euer Sohn Peter Hermann vor Linz gestorben ist? Denn sein Name stand auch

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