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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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Mauernische.
    Bruder Nolden hatte seine eigenen Geheimnisse gehabt, und unser Mörder hatte das Versteck für sich genutzt. In der Nische lag ein kleines Holzkästchen. Ich öf fnete es, und vor mir lagen ein Siegelring und eine Bronzeplatte. Als ich die Platte umdrehte, wusste ich, dass meine Suche beendet war: Auf der Platte konnte man die drei Hirschstangen des Hauses Württemberg erkennen. Für ein ganzes Siegel reichte es nicht, wohl aber für einen Ausschnitt, sodass es aussehen musste, als sei das Siegel nur zufällig unvollständig. Rasch nahm ich Ring, Bronzeplatte und die Fläschchen – ich hatte gefunden, was ich brauchte.
    Ich traf Gernot auf dem Gang vor dem Kapitelsaal. Als wir eintraten, saßen die Burgunder zusammen mit Johann von Brandenburg am Tisch. Heinrich, Jupp und Pater Jacob beobachteten alles von ein paar Stühlen aus, die weiter hinten im Saal standen.
    Johann von Brandenburg, der mit dem Rücken zu uns saß, erklärte gerade: „Wir werden noch heute Andernach verlassen. Der Kaiser selbst wird entscheiden müssen, wann und wo die Gespräche fortgeführt werden. Das hier liegt alles nicht in meiner Macht. Meine Pflicht ist es, den Toten zu seiner Familie zu bringen.“ In Johanns Stimme lag ein Zittern, er hatte offensichtlich Mühe, die Fassung zu bewahren.
    „Ich denke, meine Totenwache können wir noch verschieben.“ Johann wirbelte bei Gernots Bemerkung herum und blickte fassungslos seinen totgeglaubten Freund an. Anton, Philipp und Adolf waren von ihren Stühlen aufgesprungen. Dem sonst so besonnenen Adolf von Kleve war die Überraschung ins Gesicht geschrieben:
    „ Was, was hat das alles zu bedeuten? Ihr seid nicht, Ihr seid nicht tot …?“
    Bevor Gernot etwas erwidern konnte, trat ich vor und verbeugte mich.
    „Nun, das, meine Herren, ist alleine meine Schuld. Verzeiht, dass ich Euch im Glauben lassen musste, Gernot von Württemberg sei das Opfer eines feigen Giftanschlags geworden. Aber nur so konnten wir den Mörder in Sicherheit wiegen. Und dank des beherzten Eingreifens unseres Pastors hier“, ich deutete mit der Hand zu Heinrich herüber, der sich verlegen verbeugte, „hat keiner von Euch Schaden genommen.“
    Anton von Burgund schlug mit der flachen Hand auf dem Tisch, dass es knallte.
    „Kerl, willst du damit sagen, dass wir vergiftet werden sollten?“
    „Na, wer hätte Euch schon eine Träne nachgeweint, außer vielleicht …“
    „Gernot, halt die Klappe!“, unterbrach ich den Württemberger. Das hatte mir gerade noch gefehlt, dass der Streit wieder von vorne losging.
    Jetzt mischte sich Johann von Brandenburg empört ein. Er herrschte mich an: „Was fällt dir ein, weißt du nicht, mit wem du da redest?“
    Gernot aber zuckte nur kurz zusammen, nickte dann und setzte sich mit der Bemerkung: „Lass gut sein Johann, Konrad darf das.“ So lapidar dieser Satz war, er wirkte Wunder. Alle schwiegen und ließen sich auf ihre Stühle sinken.
    „Mein Name ist Konrad von Hohenstade und Greich, Sohn des Herzogs Richard von Hohenstade. Und ich bin“, hier zögerte ich kurz, „besser ich war …“
    Gernot beugte sich vor und flüsterte: „Du bist es immer noch, Konrad.“
    Jetzt war ich überrascht. „Ihr habt gar keinen Neuen gewählt?“
    Gernot schüttelte den Kopf: „Wir hatten schon den Besten ge wählt, warum also für zwei Jahre einen Neuen auswählen?“
    Nun gut! Ich schloss einmal kurz die Augen.
    „… und ich bin der Großmeister im Orden des schwarzen Adlers. Befugt, im Namen Kaiser Friedrichs zu sprechen und zu richten. Und das“, ich legte mein Siegel mitten auf den Tisch, „das ist mein und des Kaisers Siegel.“
    Alle Anwesenden am Tisch – Gernot ausgenommen – starrten abwechselnd mich und das Siegel an. Jupp war es, der hinten im Saal die Stille unterbrach: „Meine Fresse, das glaubt mir Hildchen nie!“
    Jupps Einwurf brach den Bann. Alle bestürmten mich mit Fragen und redeten durcheinander. Schließlich war es genug: „Ich bitte Euch, seid still!“
    Als immer noch keiner auf meine Bitte reagierte, schrie ich laut: „Ruhe, und zwar alle!“
    Plötzlich war es leise im Saal. Ich setzte mich ans Kopfende des Tisches und schaute alle einzeln an.
    „Zunächst eines: Keiner in Andernach außer Euch hier im Saal kennt meinen Namen, und keiner weiß, wer ich wirklich bin. Ich bitte Euch, bewahrt Stillschweigen darüber und auch über das, was ich Euch gleich erklären werde. In der Stadt gab es einen Mörder, der sich als falscher Mönch

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