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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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ein. Für einen kurzen Augenblic k lächelte Hermann Wilhelm von Grevenrath. Es war ein zynisches Lächeln, und es blieb nur zwe i Herzschläge lang, dann lehnte sich Grevenraths Gestalt wieder zurück ins Halbdunkel der Nische.
    Jup p seufzte neben mir. „So, die Vorstellun g ist vorbei, trotzdem hätte ich zu gern gewusst, worum es ging. Übrigens, hast du gerade nicht Hildegard erwähnt? „Bevor ich antworten konnte , öffnete sich im Hintergrund eine Tür , die mir in der Holzvertäfelung gar nicht aufgefalle n war. Ein Ratsdiener kam direkt auf Jupp und mich zu.
    „Ah, Jupp, gut, dass du gewartet hast. Hier ist das Protokoll. Bring es bitte zum Rathaus und lass es dort einschließen.“
    „Hennes, weißt du eigentlich, wie spät es ist? Ich stehe mir hier die Beine in den Bauch. Zuhause wartet Hildegard mit dem Abendessen, und ihr palavert fröhlich hinter verschlossenen Türen. Das Rathaus ist längst zu, du Hohlkopp.“
    Ratsdiener Hennes schrumpfte unter Jupps wütendem Blick zusammen.
    „Ach, gib schon her“, Jupp nahm ihm die Pergamentrolle aus der Hand. „Bestell da drinnen einen schönen Gruß. Ich nehme das Protokoll jetzt mit zu mir nach Hause, und morgen früh nach dem ersten Rundgang gebe ich es im Ratshaus ab. So, und den Wein, meinen hier und den von meinem Freund, kann der Rat bezahlen. Los, Konrad, trink aus, sonst macht uns Hildegard beide einen Kopf kürzer.“ Ich nahm noch einen Schluck. Jupp hatte sich keinen billigen Wein ausgesucht, er war stark, dunkel und schmeckte ein wenig nach Beeren. W ie viele Becher hatte Jupp bei seiner Warterei wohl schon getrunken? Anmerken ließ er sich jedenfalls nichts. Bevor der Ratsdiener noch protestieren konnte, winkte Jupp mit der Pergamentrolle in der Hand einem der Schankknechte zu. „He, Gunter, Hennes zahlt unseren Wein.“
    Wir überließen Hennes seinem Schicksal und traten hinaus in die stille Korngasse. Jupp holte einmal tief Luft. „Diese vollgefressenen Idioten, das ganze Warten für ein Protokoll. Gut, dass du heute mit dabei bist, Konrad. Hildegard ist bestimmt schon fuchsteufelswild.“
    Wir gingen zur Hochstraße hoch und dann nach links in Richtung des Koblenzer T ores. Das Ehepaar Schmittges bewohnte ein kleines Haus in der Nähe der großen kurkölnischen Burganlage, die im Südosten der Stadt lag. Es war still in Andernach geworden. Die meisten Gassen lagen bereits im Dunkeln, aber die großen Häuser der Hochstraße hatten Laternen vor den Toren. Man konnte also noch erkennen, wohin man trat, und brauchte keine Sorge zu haben, in die Schmutzrinne zu treten. Das war gut so, denn nach dem Abendläuten durften alle Bürger den Inhalt ihrer Nachttöpfe auf die Straße gießen. Weit war der Weg nicht, überhaupt gab es keine weiten Wege in Andernach. Jupp und ich traten durch eine Seitentür in einen kleinen, ummauerten Innenhof. Auf der einen Seite lagen ein Hühnerverschlag und ein kleiner Stall mit zwei Schweinen, auf der anderen Seite der Abort, zwei, drei kleine Beete mit Gemüse und Kräutern und natürlich der Brunnen. Jupp ging zum Abort hinüber. „Konrad, klopf doch schon mal und sag Hildegard, dass wir jetzt essen können!“
    Mein Freun d Jupp, der Feigling. Kann ja sein, dass der Wein auf seine Blase drückte, noch mehr drückte ihn wohl das schlechte Gewissen, z u spät zum Abendessen gekommen zu sein. Ich wollte gerade klopfen, als von innen die Tür aufgerissen wurde. Hildegard stand im Türrahmen. Das Licht der hellerleuchteten Küche hinter ihr ließ sie zu einem bedrohlichen Schatten werden, ein Racheengel für alle zu spät kommenden Ehemänner. „So, komms t du also auch endlich! Was glaubst du eigentlich, wie lange man ein gutes Abendesse n warm halten kann, ohne dass ...“ Hildegard brach mitten im Satz ab, sie hatte mich erkannt. Sofort bekam ihre Stimme einen anderen Tonfall. „Konrad, mein Lieber, du bist das. Ich hatte gedacht, mein Göttergatte Jupp stünde vor der Tür. Komm rein , komm rein, lass dich anschauen!“ Sie zog mic h in die Küche, ihr Gesicht strahlte, ihre Augen glitzerten vor Freude. Mag sein, dass sie gerade noch ausgesehen hatte wie der V ergeltungsbote des Herrn, mit ihrem strahlenden Lächeln aber war Hildegard eine schöne, selbstbewusste Frau. Di e Leinenschürze und der Überwurf konnten ihre üppigen Kurve n nicht verbergen. Kein Zweifel, Jupp wa r ein Glückspilz, und das wusste er auch. Und Hildegard wusste, dass ihr Jupp ab und zu einen vor den Latz bekommen musste , um

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