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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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überleben.“ Jupp neigte sich ganz dicht an mein Ohr. „Ich warne dich, mein Freund“, flüsterte er, „sollte da draußen jemand meine Vornamen erfahren, muss ich dich leider töten.“
    Ich grinste ihn an. „Aber Josef Maria, das bliebt natürlich unser kleines, süßes Geheimnis.“ Hildegard kam mit dem Wein zurück, sah uns beide grinsen und murmelte: „Männer!“
    Plötzlich klopfte es laut an der vorderen Haustür. Jemand schien es sehr eilig zu haben. „Lass mal, Hildegard, ich mach schon auf.“ Jupp stellte den Weinbecher auf den Tisch, schaute mich fragend an und ging dann zum Eingang. „Jupp, mach auf, ich bin es, Moritz.“ Die Stimme klang atemlos. „Moritz ist einer der jüngeren Stadtknechte, er ist noch nicht lange dabei“, erklärte mir Hildegard. Ich hörte, wie Jupp die Tür öffnete. „Mach wieder zu, Jupp, es muss ja nicht die halbe Stadt zuhören.“ Moritz stürzte ins Zimmer, stockte kurz, als er mich sah, und nickte dann Hildegard zu. Unschlüssig drehte er sich zu Jupp um, der ihm gefolgt war. „Jupp, wir müssen reden, ich mein’, alleine reden.“
    „Das da ist mein Freund Konrad, Moritz, und ich denke, ich kann mich für ihn verbürgen. Jetzt sag schon, was ist los?“
    Moritz rang noch einen Moment mit sich, bevor er die Schultern straffte, so als wolle er eine Verlautbarung auf dem Marktplatz bekannt geben.
    „Die Nachtwache hat in der Korngasse einen Toten gefunden. Ich soll dich so schnell wie möglich hinbringen.“
    „Mich?“, Jupp hob fragend die Augenbrauen, „habt ihr sie noch alle? Was soll ich denn anders machen als die Nachtwache? Pass auf, Moritz, du bist noch nicht lange dabei: Also, bei einer Prügelei sorgen wir Stadtknechte für Ordnung. Fällt jemand tot um, bringst du ihn ins Spital zur Leichenschau. Mord und Totschlag kommen vor den Schultheiß oder sogar vor den Grafen zu Wied. Mord, mein Lieber, ist nämlich auch Sache des Vertreters unseres Kurfürsten. Am besten läufst du als erstes zum Hirsch, da becherte noch vor etwas mehr als einer Stunde der Grevenrath. Dem müsst ihr sowieso Bescheid sagen, denn er wird das alles eh‘ auf den Tisch bekommen. Beim letzten Totschlag hat er im Namen des Kurfürsten sogar die Verhandlung geführt.“
    „Ich weiß, Jupp, aber ...“
    „Nix aber, so wird es gemacht und so hat es der Rat beschlossen.“ Moritz stürzte den Becher W ein hinunter, den Hildegard ihm in die Hand gedrückt hatte.
    „Aber, Jupp, es ist Ratsherr Hermann Wilhelm von Grevenrath, der da tot in der Korngasse liegt – und es war Mord.“

8
    Der Mond war hinter dichten Wolken verschwunden. Andernachs Straßen und Gassen lagen im Dunkeln. Die meisten Andernacher waren bereits schlafen gegangen. Moritz hatt e eine Laterne dabei, Jupp hatte, bevor wir losgingen, noch zwei Fackeln aus seiner Vorratskammer geholt und mir eine davon in die Hand gedrückt. „Kannst du mitkommen, Konrad?“, hatte Jupp mich gefragt. „Ich denke, noch ein heller Kopf kann heute Nacht vor Ort nicht schaden.“
    Hildegard hatte aufmunternd meinen Arm gedrückt, als wir uns eilig von ihr verabschiedeten. „Pass auf Jupp auf, und komm bald mal wieder!“ Ihre leise geraunten Worte gingen mir durch den Kopf, als wir mit langen Schritten Moritz folgten. Ein Mord in Andernach, und dann auch noch ein Mord an einem der bekanntesten Bürger der Stadt.
    An der Ecke Hochstraße-Korngasse leuchtete das Licht einer weiteren Laterne. Johann Stolle, der sie hielt, gehörte zur Nachtwache der Kornpforte. Ich kannte ihn allerdings nur flüchtig. Er sah bleich aus, das konnte man selbst im Licht der Laterne erkennen. Jupp übernahm die Führung. Er nickte Stolle nur kurz zu. Keine zehn Schritte entfernt konnte man die Gestalten weiterer Männer ausmachen, die einen Kreis bildeten. Man brauchte keine große Phantasie, um sich zu denken, um wen sie herumstanden. Der sonst so gutmütige, polternde und herzhaft fluchende Jupp war verschwunden. Jetzt wirkte er wachsam und konzentriert und strahlte Autorität aus. Mir wurde klar, warum die Stadtknechte ihn als Anführer akzeptierten. Der Kreis ö ffnete sich vor uns, und der Körper eines Mannes wurde sichtba r. Jupp murmelte eine kurze Begrüßung und schaute dann still auf die Leiche. Die anderen schwiegen, so als würden sie auf etwas warten. Jupp blickte hoch.
    „Wer hat ihn gefunden?“ Eine einfache Frage, doch in ein paar Gesichtern konnte ich deutlich Erleichterung erkennen. Endlich war jemand da, der Führung und

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