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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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nicht übermütig zu werden. Jetzt aber, als Jupp zur Tür hereinkam, sa h er alles andere als übermütig aus. „Gut is t eine freie Nase, besser eine leere Blase“, brummte er mir leise zu, bevor er Hildegard umarmte und leicht hochhob. „Na, Hildchen , mein Schatz, hast du uns was Leckeres gekocht?“ Hildegard wehrte sich noch für einen Moment zum Schein.
    „Lass mich sofort runter, du Bär. Sei dankbar, dass wir Konrad zu Besuch haben, sonst hätte ich dein Essen in ein paar Minuten den Schweinen vorgesetzt.“ Jupp setzte sie vorsichti g auf dem Boden ab und drückte ihr sanft einen Kuss auf den Mund. „Da s hättest du viel leicht wirklich getan. Da hab ich wohl Glück gehabt. Außerdem“, Jupp richtete sich wieder auf, „was kann ich dafür, dass mich die Idi oten im Hirsch warten lassen.“ Vorsichtig zog er die Per gamentrolle aus seinem Beutel. „Ich leg das schnell noch in die Truhe, dann können wir essen.“ Hildegard musterte mich: „Und, Konrad, wie geht es dir? Schmal bis t du im Gesicht geworden. Isst du auch regelmäßig?“
    Wahrscheinlich hatte meine Mutter mich das letzte Mal gefragt, vor mehr als 25 Jahren.„Mach dir keine So rgen, Hildegard, mir geht es von Tag zu Tag besser. Und was das Essen angeht, ich verhungere schon nicht. Außerdem reicht so ein Abendessen bei dir für die nächsten Tage.“
    „Unfug“, Hildegard schlug spielerisch nach mir und umarmte mich dann herzlich, „ich bin froh, dass du da bist. Komm, setz dich schon mal hin und trink einen Becher Wein.“
    Schmittges hatten – anders als in dem großen Haus von Johanna – keinen Platz für ein eigenes Esszimmer. In einer Ecke der Küche stand der Esstisch zusammen mit einer großen Bank und ein paar Stühlen. Neben der Küche gab es noch eine kleine Speisekammer für Vorräte. Im Obergeschoss lagen das Schlafzimmer der beiden und eine kleine Kammer. Der Esstisch war mit einer blauen Leinendecke, einem schweren Kerzenständer und blau-grauem Keramikgeschirr gedeckt. Ich wusste, dass Jupp dieses Geschirr im Westerwald auf der anderen Rheinseite als Hochzeitsgeschenk gekauft hatte. Alles passte farblich zusammen, und es war eine große Ehre, wenn Hildegard ihr bestes Geschirr deckte. Jupp kam zurück und setzte sich mir gegenüber. Hildegard füllte die W einbecher und widmete sich dann den Töpfen. Der Rotwein in meinem Becher war kalt, aber nicht zu kalt, und schmeckte noch besser als der Wein im Hirsch. Entweder war mein Jupp ein W einkenner, oder Hildegard hatte zur Feier des Tages einen besonderen Krug Wein gekauft.
    Nein, offensichtlich hatte Hildegard den Wein besorgt, denn Jupp riss erstaunt die Augen auf, als er einen ersten Schluck nahm. Dann schmatzte er laut, leckte sich kurz die Lippen und schenkte sich sofort nach.
    Hildegard stellte einen großen gusseisernen Bratentopf auf den Tisch. Es roch wunderbar. „Ich hoffe, du magst Lamm und Möhren. Ich habe es ganz langsam geschmort. Bedien’ dich, Konrad, und hier, nimm auch noch Brot dazu.“ Hildegard schob mir den Brotkorb herüber, und ich ließ mich nicht zweimal au ffordern. Das Lamm schmeckte genauso gut, wie es geduftet hatte. „Hildegard, das ist das beste Schmorfleisch, das ich in meinem Leben gegessen habe. Wenn du je diesen Kerl an deiner Seite verlassen willst, dann denk an mich.“
    Hildegard freute sich, sie freute sich über das Lob und sie freute sich über das Necken. Ihr war natürlich aufgefallen, dass ich viel unbeschwerter herumalberte. „Konrad, ich warne dich, ir gendwann stehe ich vor deiner Tür, nachdem ich diesem ungehobelten Bären die Pfanne über den Schädel gezogen habe.“
    „Aber, Hildegard, was redest du denn da? Schau’ lieber noch einmal in deiner Speisekammer nach, ob du noch ein wenig Wein hast. Ich glaub, unser Gast hat noch Durst.“ Jupp blinzelte mir zu, und ich beeilte mich, einen weiteren Schluck Wein zu trinken und zu nicken. Hildegard lächelte, streichelte einmal zärtlich Jupps Hand und verschwand in der Kammer. Jupp beugte sich zu mir herüber: „Komm, Konrad, iss noch Fleisch, das macht Haare auf der Brust und gibt Tinte auf den Federkiel.“
    „Josef Maria Schmittges, das hab ich gehört und ich mag diese Sprüche nicht, das weißt du.“
    Ich hatte Mühe, den Schluck Rotwein nicht auf die Tischdecke zu prusten. Josef Maria? Es gelang mir zwar zu schlucken, aber ich endete mit einem Hustenkrampf. Jupp schlug mir auf den Rücken. „Ist gut, Hildchen, hab nichts gesagt, Konrad wird es auch

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