Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
Vom Netzwerk:
zweifelnd.
    „Also gut. In den Jahren, bevor ich Maria auf einer Schiffsreise kennenlernte, bin ich ziemlich viel rumgekommen. Na ja, und damals – vor Maria – war ich ein paar Mal dabei, wenn ein Arzt einen T oten untersuchen musste. Ich hab Fragen gestellt, zugeschaut und aufgepasst. Glaub mir, die Freundschaft mit Hildegard und dir bedeutet mir sehr viel, egal wer oder was ich bin. Alles andere wirst du später verstehen. Wenn du jetzt Hilfe brauchst, dann sag mir einfach Bescheid. Im Moment bin ich nämlich nur Schnitzer ohne weitere Aufgaben.“
    Jupp hatte sich entspannt, ich meinte es ehrlich, und das spürte er.
    Ich hielt ihm die Hand hin: „Hand drauf, Jupp, ich werd es dir erzählen, wenn es soweit ist.“ Jupp schlug ohne Zögern ein. Jetzt war auch sein Grinsen wieder da. „Dann beeile dich mal mit dem Kreuz, Konrad, denn wer weiß, wie lange du dafür Zeit hast.“
    Wenn ich damals nur schon gewusst hätte, wie recht er damit hatte.
    Auf dem Rückweg ging ich noch bei Meister Münder vorbei, um die versprochenen Holzbalken abzuholen. Als ich dann, die Holzbalken auf der Schulter und das Werkzeug in der Leinentasche unter dem anderen Arm, vor meiner Haustür ankam, war ich froh, endlich wieder zurück zu sein. Mittlerweile dämmerte es schon. Noch bevor ich die Tür aufschließen konnte, flog auf der anderen Seite des Hofes die Hintertür auf und Johanna eilte mit schnellen Schritten zu mir herüber. „Da seid Ihr ja endlich. Ich habe schon den ganzen Nachmittag gewartet. Habt Ihr Gregor gesehen? Wie geht es ihm? W as sagt Jupp? Konntet Ihr ihn überzeugen?“
    Ich wusste nicht, welche ihrer Fragen ich als erstes beantworten sollte. Mein Zögern ließ Johanna verstummen. Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund, so als wollte sie ihren Redefluss auf diese Weise stoppen . „Oh Gott, es tut mir leid. Was mach ich da nur? Ver zeiht mir. Ich dumme Gans lass Euc h ja gar nicht zu Wort kommen.“
    „Ach was“, antwortete ich ihr, „kommt herein. Lasst mich nur rasch das Holz nebenan in den Schuppen legen.“
    Mit Johannas Hilfe schlos s ich die Tür auf, überließ ihr den Lei nenbeutel mit den Einkäufen und legte dann vorsichtig die Holz balken ab. Johanna stellte zwei Becher, einen Krug Wasser und den Res t Wein auf den Tisch. Ich schenkt e mir Wasser ein und tat nur einen kleinen Schluck Wein dazu. Dann erzählte ich ihr alles: Angefangen bei dem Besuch im Bürgerturm und Gregors Wutausbruch bis hi n zur Untersuchung des Toten im Keller des Hospitals. Gregors Beschimpfungen verschwieg ich natürlich. Doc h der Rest reichte aus. Johanna lehnte sich vor, griff nach dem Weinkrug, schenkt e sich ein und leerte ihren Becher in einem Zug. Dann schaute sie mich prüfend an: „Sagt mir die Wahrheit. Wird Gregor am Strick enden?“ Was sollte ich darauf antworten? Ich sah ihn vor mir, sein irres Lachen, die Wut auf scheinbar jeden. „Wenn er bei seiner V erneh mung vor den Schöffen genauso redet wie heute Nachmittag, ja, dann kann ihm keiner helfen.“
    „Aber Ihr seid doch sicher, dass Gregor nicht der Mörder ist?“
    „Mir fehlen aber Beweise. Alles, was ich heute entdeckt habe, könnte auch Zufal l sein. Warum sollte Gregor zum Beispiel das Messer nicht anders herum gehalten haben? Himmel , es war dunkel, er war angetrunken. Die Schöf fen haben ihren Schultheiß verloren, einen Mann aus ihrer Mitte. Die interessieren sich nicht für Vermutungen, und sie verlieren schnell die Geduld, wenn der Verdächtige alle anpöbelt und sic h darüber freut, dass das Opfer tot ist.“
    Johanna stand auf. „Ich werde morgen früh zum Bürgerturm gehen und mit Gregor sprechen. Vielleicht kann ich ihn ja zur Vernunft bringen.“
    Ich nickte. Möglich war es, schließlich hatte Gregor dann schon eine weitere Nacht im Verlies hinter sich. Doch irgendwie glaubte ich nicht wirklich daran. Ich wollte Johanna aber auch nicht entmutigen. „Versucht es, aber erwartet nicht zu viel.“
    Sie wollte gerade zur Tür gehen, als mir noch etwas einfiel. „Johanna, wartet, eine Frage habe ich noch.“ Johanna schaute mich an. „Welchen Grund könnte es haben, dass Gregor sich mit Hermann Wilhelm von Grevenrath zu einem vertraulichen Gespräch im Gasthof ‚Zum Hirsch‘ getroffen hat?“
    Für einen kurzen Augenblick sah Johanna abweisend aus. Mir wurde klar, dass si e sich diese Frage auch schon gestellt hatte – und sie wusste eine Antwort. Sie setzte sich wieder, schaute mich prüfend an , so als wolle sie sich noch

Weitere Kostenlose Bücher