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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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Aufmerksamkeit fesselte.
    Ein paar junge Burschen feuerten gerade einen Jüngling an, der sich offenkundig auf ein Wettsaufen eingelassen hatte. Der Meister sah, wie Schmittges aufstand. Aber statt einzugreifen, verschwand er zwischen den Häusern. Wahrscheinlich lag der Abort des Gasthauses im Hinterhof. Als der Säufer sich erbrach, verzog der Meister angewidert das Gesicht. Der säuerliche Geruch von Erbrochenem wehte zu ihm herüber. Er hatte genug und wollte sich gerade auf den Heimweg machen, als er das laute Klatschen einer Ohrfeige vernahm.
    Der Getroffene schlug hart und ohne Rücksicht zurück und holte zum zweiten Mal aus, um die Bedienung zu schlagen.
    Bis dahin hatte er Schmittges Begleiter keine Beachtung geschenkt. Was für ein Fehler!
    Der Mann stand plötzlich neben dem Schläger. Seine Bewegungen waren schnell und geschmeidig, wie die eines Tänzers. Oder eines erfahrenen Kämpfers, verbesserte der Meister sich in Gedanken, denn er sah, wie die rechte Hand des Mannes beinah spielerisch den Schlag in der Luft abblockte und schnell wie eine Natter zugriff. Das alles konnte Zufall sein, aber an Zufälle glaubte er nicht. Der Schläger schrie vor Schmerzen auf. Und der Meister wusste genau, warum. Der Kämpfer hatte einen der Punkte gefunden, die unerträgliche Schmerzen bereiten konnten. T aub, wie abgestorben fühlte sich ein Arm dabei an, unfähig, eine Wa ffe zu halten. Gleichzeitig aber erlebte das Opfer einen Schmerz, als würde der Körper mit glühenden Eisen und heißem Öl gequält. Diejenigen, die diese Griffe beherrschten, konnten einem Feind den Arm für immer verkrüppeln.
    Der Kämpfer schien erfahren genug, seine Macht wohlüberlegt einzusetzen.
    Der Meister sah, wie der Arm losgelassen wurde und der Schläger auf die Knie sank.
    Er trat noch einige Schritte näher heran und hörte, wie der Anführer der Burschen mit dem Kämpfer sprach.
    Dann verschwanden die Burschen und auch der Meister zog sich zurück. Er hatte genug gesehen und erfahren. Konrad, der Schnitzer. Er musste nachdenken. Dieser Konrad war alles, aber kein gewöhnlicher Handwerker. Das galt es zu bedenken, wenn er wirklich Josef Schmittges und seine Frau ausschalten musste. Dieser Konrad durfte ihm dabei nicht in die Quere kommen. Vielleicht war es sogar besser, ihn zuerst aus dem Weg zu räumen. Sicher keine leichte Aufgabe. Deshalb musste sein Angriff unerwartet kommen. Während sich um ihn herum die Menschen ausgelassen vergnügten, nahm er sich vor, mehr über diesen Konrad in Erfahrung zu bringen.

20
    Es war noch viel zu früh, um den Tag zu beenden. Nur – auf weiteren Rummel in der Stadt verspürte ich kein Verlangen. Die Gassen füllten sich langsam mit den Betrunkenen, die lautstark von Schenke zu Schenke zogen. Viele würden ihren Rausch in einer der Gassen, angelehnt an einer Hauswand, ausschlafen. Unbehelligt von den Stadtknechten, die heute Nacht bestimmt keinen Säufer in den Bürgertum schleppen würden, so viel stand fest.
    Vielleicht sollte ich Heinrich einen Besuch abstatten, um eine Partie Schach zu spielen? Noch während ich darüber nachdachte, klopfte es an der Tür. Draußen standen Hildegard und Jupp. Hildegard umarmte mich herzlich und nahm dann Jupp einen großen Weidenkorb ab, um ihn mir in die Hand zu drücken. „Konrad, mein Lieber, wir dachten, dass du heute vielleicht noch etwas Gesellschaft brauchen könntest. Wahrscheinlich hast du wieder in den letzten Tagen außer Käse, etwas Hirsebrei und Brot nichts Richtiges gegessen. Also hab ich uns was eingepackt. Starr mich nicht so an. Bitte uns herein und deck deinen Tisch!“
    Jup p grinst mich unverschämt an und raunte mir beim Eintreten zu: „Warum soll es di r besser gehen als mir? Wenn sich Hildegard was in den Kopf gesetzt hat, wird das auch gemacht. Denk dran, Hil degard geht davon aus, dass du hier still vor dich hin darbst. Besser du futterst, wa s du kannst, sonst kommt sie künftig jeden Abend vorbei.“
    „Was habt ihr beiden denn da zu tuscheln? Los, Jupp, mach dich nützlich und zünd‘ die Lampen an. Konrad, wie sehen denn deine Becher aus, hast du denn keine vier passenden Becher? Jupp, erinnere mich daran, morgen beim Töpfer vier neue Becher für Konrad zu kaufen. Na los, Bewegung, schließlich haben wir alle Hunger, oder etwa nicht?“
    Jupp verdrehte noch kurz stumm die Augen, beeilte sich aber, schnell die einzelnen Lampen anzuzünden.
    Während Hildegard Schüsseln, Töpfe und Brot auspackte, schaute sie sich weiter

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