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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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lange wie sonst. Jacob Münster hatte trotz des wenigen Platzes vor seinem Gasthaus ein paar Bänke aufgestellt, denn durch die nahegelegene Schafpforte drängten immer weitere Marktbesucher in die Stadt. Auf geradezu wundersame Weise fand Jupp auf Anhieb zwei freie Plätze neben der Eingangstür zum Gasthof. Einer der Schankknechte sah, wie Jupp zwei Finger in die Luft streckte, und nickte bestätigend. Es dauerte nicht lange und Traudl kam mit einem halben Dutzend Krügen in beiden Händen durch die Tür. Sie schien viel von ihrem Patenonkel gelernt zu haben, denn alle Gäste machten ihr bereitwillig Platz. Trotz des Hochbetriebs sah das Lächeln, das sie jedem schenkte, völlig ungezwungen aus.
    „Da seid ihr ja endlich! Ich hatte schon viel früher mit euch gerechnet.“
    „Aber Traudl, meine Liebe, es hat noch nicht mal zur Sext geläutet.“
    „Ach was, jetzt sag mir nicht, dass du nicht schon seit dem Morgengrauen auf den Beinen bist, Onkel Jupp. Außerdem siehst weder du noch Konrad danach aus, als könntet ihr nicht auch mal einen Krug Bier zwischendurch vertragen.“ Ich prostete Jupp zu: „Dein Patenkind kennt dich gut, mein Lieber.“
    „Du hast recht, sie ist ein Prachtweib.“
    Zur Bekräftigung dieser Erkenntnis trank Jupp einen kräftigen Schluck aus seinem Bierkrug. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Hauswand und genoss die Pause. Die Vormittagssonne im Gesicht beobachtete ich die übrigen Gasthausbesucher um mich her um. Ein paar Tische weiter lärmten ei n paar Jünglinge. Einer von ihnen leerte gerade einen Krug Bier, zwei weitere Krüg e standen noch vor ihm. Die anderen feuerten ihn an. Der erste Krug knallte auf den Tisch. Den zweiten Krug trank er schon sichtlich langsamer. Bier lief ihm über da s Kinn und aufs Hemd. Der Wettsäufer musste sich sicher noch nicht lange rasieren un d schien der Jüngste in der Gruppe zu sein. Jupp folgte meinen Blick und schnaubte: „Saufköppe!“ Der Rest seiner abfälligen Bemerkung ging in dem Gejohle unter.
    „Kennst du die Knaben da drüben?“, fragte ich Jupp.
    „Der da in der Mitte, mit dem teuren Wams und dem Barett ist Markward Hausmann von Namedy. Sein Vater Gerlach ist jetzt, wo von Grevenrath tot ist, der größte Hirsch im Revier , Kandidat fürs Bürgermeisteramt, Ratsmitglied – vielleicht einmal Amtmann. Such dir was aus! In den nächste n Jahren wirst du um den nicht herumkommen. Immerhin weiß Gerlach Hausmann, was er will: Macht. Sein Sohn dagegen weiß nur, was er nich t will, nämlich arbeiten. Die anderen Burschen um ihn herum sind nur Schmarotzer. Die brauch t er, sonst ist er nicht glücklich. Mich wundert allerdings, was die im ‚Kleinen Einhorn‘ zu suchen haben – ist eigentlich nicht ihre Gegen d hier.“ Der Jüngling hatte auch den dritten Krug geleert, die übrigen klopften ihm begeistert au f die Schulter. Doch die Freude über seinen Sie g währte nur kurz. Der Jüngling, der sich gerade erst wieder hingesetzt hatte, sprang mit einem Ruck auf, drehte sich vom Tisch weg un d erbrach sich schwallartig zwischen zwei Bänken. Ein paar Gäste sprangen fluchend auf, als der Inhalt von drei Krügen Starkbier und einer Mahlzeit zu ihren Füßen aufspritzte. Das Würgen des Jünglings ging in dem lauten Gelächter seiner Kumpane unte r. Der einzige, der nicht lachte, war Markward. Er lächelte nur, so als hätte er das Ganze vorausgesehen. Jupp erhob sich: „Soviel Dummheit schlägt mir auf die Blase. Bin gleic h zurück.“ Er schob sich durch die Schaulustigen, di e sich mittlerweile um den Würgenden geschart hatten , und verschwand in einem engen Durchgang neben dem Gasthaus. In diesem Moment kam Traudl nac h draußen, um ein paar Bestellungen aufzunehmen.
    „Herrgott noch mal, was ist das denn hier für eine Sauerei!“ Die Schaulustigen machten der Wirtstochter Platz. Traudl baute sich vor Markwards Tisch auf.
    „Oswald!“ Mehr sagte Markward nicht. Lässig, beinah gelangweilt, gab er einem seiner Begleiter einen Wink mit der Hand. Der stand langsam auf, offensichtlich war Markward sein großes Vorbild, griff in seinen Beutel und warf Traudl eine Münze auf den Tisch.
    „Da, nimm, der Rest geht dich nichts an, Schlampe. Los bring uns noch Bier!“ Oswald trug eine Kappe aus schwarzem Leder mit einer geckenhaft langen Pfauenfeder, eine übergroße Schamkapsel an seinen Beinlingen sollte offensichtlich die Blicke der Frauen auf sich ziehen, sah aber nur lächerlich aus.
    Es klatschte laut und Hut samt Feder

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