Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
Vom Netzwerk:
landete mitten in der Pfütze aus Erbrochenem. Traudls Ohrfeige ließ seinen Kopf zur Seite fliegen, der Schlag färbte seine Wange dunkelrot.
    „Da s wirst du mir büßen!“ Oswald schlug Traudl mit der Faust ins Gesicht. Der Schla g war so schnell gekommen, dass Traudl sich nicht wehren konnte. Sie krümmte sich zusammen, au s der aufgeplatzten Unterlippe lief ihr ein dünner Blutfaden über das Kinn. Die übrigen Gäste schienen plötzlic h alle mit etwas anderem beschäftigt zu sein. Oswald holte erneut aus. Jetzt reichte es mir . Ich hatte den ersten Schlag nicht verhindern können, einen zweiten aber würde es nicht geben . Mit zwei langen Schritten stand ich neben Traudl. Ich blockte Oswalds Arm in de r Luft ab, hielt ihn fest und drückte unterhalb des Ellenbogens zu. Oswald stieß einen Schmerzensschrei aus . Ich hatte genau den richtigen Punkt getroffe n und drückte stärker zu. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, während er langsam ohne Gegenwehr in die Knie sank.
    „Du wirst dich jetzt bei der Dame entschuldigen, Kerlchen“, raunte ich ihm zu, „oder du kannst für die kommenden Tage deinen Arm und die Hand vergessen.“ Für die übrigen Gäste sah es so aus, als würde Oswald von einer unsichtbaren Macht in die Knie gezwungen. Schließlich hielt ich lediglich seinen Arm fest. Selbst seine Saufkumpane wussten nicht, was sie tun sollten. Das hier war kein o ffener Kampf, mussten sie sich also auf die Seite ihres Freundes schlagen? Unschlüssig und angetrunken blieben sie sitzen. Oswald überlegte nicht lange.
    „Verzeiht!“, presste er heraus. Seine Stimme klang jedoch immer noch trotzig. Ich verstärkte den Druck daher abermals.
    „Verzeiht, meine Dame, ich war unflätig und betrunken – versuch es noch einmal, Kerlchen!“ Oswald stöhnte vor Schmerzen und stotterte dann mühsam: „Verzeiht … meine Dame … ich … war unflätig … und betrunken.“ Der Trotz war aus seiner Stimme verschwunden. Ich ließ seinen Arm los. Oswald fiel auf die Knie und hielt sich mit der gesunden Hand seinen schmerzenden Arm. Plötzlich klatschte jemand leise Beifall – es war Markward.
    „Nicht schlecht, Respekt! So, die Vorstellung ist vorbei – geh, Traudl, ein Bier hier für unseren neuen Freund und eine Runde für alle deine Gäste.“ Mit dem Handrücken wischte sich Traudl das Blut von ihrem Kinn, während sie Markward über den Tisch hinweg anfunkelte: „Konrad bekommt sein Bier von mi r, aber dein Geld will ich nicht. Los, sieh zu, dass du und dein Pack unser Wirtshaus verlassen.“
    Markward selbstgefälliges Grinsen gefror.
    „Pass auf, was du sagst! Ach was, wir wollten sowieso gerade gehen. Los, kommt!“ Markward musterte mich prüfend: „So, Konrad heißt du also. Bist du womöglich der neue Herrgottsschnitzer unseres Pfaffen? Besse r, du passt auf deinen Rücken auf. Oswald ist zwar ein Narr und Jammerlappen, aber immer werde ich ihn nicht zurückhalten können. Also genieße dein Stückchen Ruhm für heute.“
    „Gibt es hier Ärger?“ Jupps Bassstimme unterbrach Markward. Traudl drehte sich rasch zur Seite, sodass Jupp ihr Gesicht nicht sehen konnte. Markward und seine Kumpanen wichen zurück.
    „Aber nein, Jupp“, erwiderte ich, ohne die Burschen aus den Augen zu lassen, „die Herren haben sich gerade dafür entschieden, das übrige Markttreiben zu genießen.“
    Markward trat näher zu mir heran: „Wie gesagt, Schnitzer, Oswald ist ein Jammerlappen. Sieh zu, dass du mir nicht noch einmal in die Quere kommst.“ Ich schaute ihm stumm in die Augen. Für einen Moment flackerte Unsicherheit in seinem Blick auf, bevor das selbstgefällige Lächeln zurückkehrte. Ich wartete, bis die Gruppe in der Menschenmenge verschwunden war.
    „Da geht man gerade mal pinkeln, und schon verpasst man alles“, maulte Jupp.
    „Aber nein, Jupp, das war nur ein höfliches Kennenlernen.“
    „Wer’s glaubt …“ schnaubte Jupp. Traudl kehrte mit zwei frischen Krügen Bier zu uns zurück. Sie beugte sich vor und küsste mich auf die Wange.
    „Danke, Konrad.“
    „Nicht doch“, wehrte ich ab, „gegen dich hätte er doch keine wirkliche Chance gehabt.“
    Traudl lächelte, gab mir noch einen Kuss und verschwand.
    „Ja, leck mich doch, küsst dich Traudl jetzt bei jedem deiner Besuche ab?“
    Ich grinste Jupp schweigend an. Sollte doch der alte Bär denken, was er wollte. Ich nahm einen großen Schluck, lehnte mich zurück und genoss die Sonne und das warme Gefühl, das Traudls Lippen

Weitere Kostenlose Bücher