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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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weiterer Windsto ß traf mich im Rücken und mit dem Wind roch ich plötzlich den Geruch von feuchter Kleidung und Holzfeuer. Von hinten näherte sich ein vierter Straßenräuber. Deshalb waren die drei sich ihrer Sache auch so sicher.
    Ich beobachtete den Rotfuchs.
    Mit der linken Hand hielt ich meinen Stock fest, mit der rechten griff ich langsam in eine meiner Taschen der Lederweste.
    „Lacht nicht, das ist der beste Handel, den Ihr machen könnt. Schließlich werdet Ihr bei mir nicht viel holen können, von dem hier mal abgesehen.“
    Während ich redete, weiteten sich die Augen des Rotfuchses.
    Die Augen verraten den Angriff.
    Aus dem Handgelenk warf ich zwei Goldmünzen in die Luft, sie wirbelten hoch und funkelten im Sonnenlicht. Gleichzeitig brüllte ich so laut ich konnte – „Eahhh!“ – und ließ mich in die Hocke fallen.
    Abgelenkt von dem Gold und erschreckt von dem Schrei, drückte der Rotfuchs den Abzug der Armbrust. Der Bolzen zischte knapp an meinem Kopf vorbei. Hinter mir hörte ich einen erstickten Schrei. In der Hocke wirbelte ich herum. Mit aller Kraft schlug ich den Eichenknüppel gegen die Kniescheibe des Einäugigen. Die Knochen brachen mit einem hässlichen Knirschen, und der Einäugige stürzte. Brüllend vor Schmerzen hielt er sich sein Bein. Ich rollte mich über die rechte Schulter nach vorne, um den Rotfuchs zu Fall zu bringen. Doch der war schneller. Er sprang über mich hinweg, ließ die Armbrust fallen und wirbelte mit gezogenem Kurzschwert herum. Ich kam wieder auf die Füße und hielt den Stock mit beiden Händen gerade vor mir. Der Rotfuchs knurrte mich an wie ein tollwütiger Hund. Lauernd suchte er nach einer Lücke in meiner Deckung. Der Milchbart schlich, außerhalb der Reichweite meines Knüppels, langsam in einem Bogen um mich herum. Ich durfte nicht zulassen, dass sie mich in die Zange nähmen. Ohne Ansatz schleuderte ich den Knüppel seitwärts. Ich hatte gut gezielt: Das stumpfe Ende des Stocks traf den Milchbart mit einem dumpfen Schlag mitten auf die Brust. Er blieb wie angewurzelt stehen – ich hatte die richtige Stelle getroffen. Er krümmte sich und brach röchelnd und nach Luft schnappend zusammen. Der Einäugige schrie immer noch wie angestochen.
    Der Rotfuchs nutzte den Moment, als ich zum Milchbart schaute, um zuzustoßen. Mit einem Schrei machte er einen Ausfallschritt. Hätte er besser nicht geschrien. Instinktiv drehte ich mich zur Seite und packte mit beiden Händen seinen Waffenarm am Handgelenk und am Unterarm. Mein rechtes Bein schnellte nach oben. Mit einem heftigen Tritt brach ich dem Roten das Handgelenk.
    Er stolperte durch den Schwung an mir vorbei. Jetzt brüllte er nicht nur vor Wut, sondern auch vor Schmerz.
    Kämpfe, um zu siegen!
    Mit zwei Schritten war ich hinter meinem Angreifer. Ich trat ihm in die Kniekehlen. Er knickte ein und fiel auf die Knie. Ich packte seinen Kopf und drehte mich mit einem Ruck zur Seite. Das Genick krachte. Der Rotfuchs fiel wie ein gefällter Baum nach vor ne aufs Gesicht. Dann war alles still. Nur der Einäugige wimmerte auf dem Boden leise vor sich hin.
    Erst jetzt spürte ich ein Brennen am linken Unterarm. Der Rotfuchs hatte mich mit der Klinge gestreift.
    Ich ging zum Milchbart hinüber. Mit weit aufgerissenen Augen schnappte er nach Luft. Er war noch jung, jung genug, um sich zu ändern und nicht mit einer Schlinge am Hals zu enden.
    Ich blickte zu dem Einäugigen hinüber. Er würde nie wieder richtig gehen können. Aber besser lahm als tot. Ich nahm den Stock, dankte im Stillen Heinrich für seine Voraussicht und dem Waffenmeister meines Vaters für alle die Jahre der Schinderei und des Übens.
    Auf dem Weg glänzten meine Goldmünzen, ich hob sie auf und steckte sie wieder ein. Der Einäugige blickte mich flehend an, der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen.
    „Bitte, Herr, Gnade, lasst Gnade walten!“
    „Ich bin weder dein Richter, noch bin ich dein Henker. Wenn der Knabe da drüber wieder aufstehen kann, lässt du dich von ihm ins nächste Dorf bringen. Dann aber schick ihn weg! Er hat sein Leben noch vor sich.“
    Ich schaute den Alten an, der nickte. Aber er hätte in diesem Moment wohl zu allem Ja und Amen gesagt. Ich blickte mich nach dem vierten Räuber um. Der Armbrustbolzen hatte ein großes Loch in seine Brust geschlagen.
    Unterschätze nie deinen Gegner!
    Heinrich hatte in allem Recht behalten.

26
    Das erste, was ich von der Abtei sah, waren die hohen, sandfarbenen Türme der

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