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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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neben Anselm nieder und fühlte nach seinem Herzschlag. Gott sei Dank, sein Herz schlug ruhig und gleichmäßig. „Ihr da, Bruder, seid so gut und bringt mir etwas Wasser, rasch!“
    Der Mönch, den ich ansah, bewegte sich nicht. Es war mein Torhüte r, der als erster reagierte. Eilig verschwand er im Garten, um nur wenige Augenblicke später mit einem Holzeimer zurückzuhasten. Stumm bat ich Anselm um Entschuldigung. Dann leerte ich mit einem Schwung den Holzeimer über seinem Kopf aus. Das Ergebnis meiner “Behandlung“ war eindrucksvoll: Vater Anselm riss die Augen auf, hustete und schnappte nach Luft. Er schaute in die Runde, und als er mich mit dem Eimer in der Hand sah, kehrte das Erkennen in seinen ratlosen Blick zurück.
    „Konrad! Du lebst! Gott, der Allmächtige, du bist es wirklich!“
    „Warum, mein lieber Anselm, sollte ich auch nicht leben?“, entgegnete ich. „Aber ich bin überrascht, Euch – meinen alten Hauslehrer – hier im Kloster zu treffen.“
    „Du bist überrascht? Was soll ich erst sagen? Dein Vater hat mir vor mehr als zwei Jahren von deinem T od berichtet, kein Wort über den Grund deines Todes, keine weiteren Erklärungen, nur dass er mir mitteilen muss, sein jüngster Sohn sei gestorben.“
    Ich schluckte trocken. Vater war nicht mit meiner Heirat einverstanden gewesen, und unser Streit endete damit, dass er laut verkündet hatte, von nun an nur noch einen Sohn zu haben. Ebenso wütend wie er hatte ich mich wortlos umgedreht und die Burg meiner Eltern noch in der gleichen Nacht zusammen mit Maria verlassen. Seitdem hatte ich nichts mehr von meiner Familie gehört. Dass Vater es aber so ernst gemeint hatte, hätte ich nicht für möglich gehalten.
    „Wie Ihr seht, Anselm, lebe ich, wenn ich auch zugeben muss, dass es viel zu erzählen gibt.“ Anselm rappelte sich hoch und hakte sich bei mir unter.
    „Das kann warten, komm mit, Konrad, ich stelle dich unserem Abt vor. So hohen Besuch hatten wir schon seit Monaten nicht mehr in unseren Klostermauern.“ Ich schaute auf meinen früheren Lehrer hinunter, der mir gerade bis zu den Schultern ging.
    „Ihr werdet es nicht glauben, aber ich war gerade auf dem Weg, um mit Eurem Abt zu sprechen.“
    Das Gespräch mit Abt Johann Fart währte nur kurz. Der Abt gab Anweisung, mir ein sauberes Hemd zu besorgen und einen der Gasträume herzurichten. Die Küche wies er an, mir eine kalte Mahlzeit aufzutragen, dann überstellte er mich der Obhut Anselms, der sich um mein Wohlergehen kümmern sollte. Vater Anselm begleitete mich durch den Kreuzgang zu den Gasträumen. Er wies auf die gegenüberliegende Seite des Kreuzgangs.
    „Dort drüben, Konrad, dort in der Ecke findest du die Bibliothek. Wasch dich, iss etwas und zieh dich um. Ich werde dort auf dich warten.“
    Ohne meine Erwiderung abzuwarten, drehte sich Vater Anselm um und verschwand mit wenigen Schritten zwischen den Säulen des Kreuzgangs. Ich öffnete die Tür vor mir , und beeilte mich, seinen Anweisungen zu folgen.
    Ich brauchte nicht lange, und nach dem Waschen konnte ich mit einem sauberen Hemd am Leib und einer Mahlzeit im Bauch endlich auch mit Anselm über den Grund meines Besuches sprechen. Zunächst erzählte ich ihm von den Morden. Über den Tod des Hermann Wilhelm von Grevenrath waren die Mönche unterrichtet. Kein Wunder, schließlich unterhielten sie in der Stadt mehrere Höfe. Von dem ermordeten Burgunder dagegen konnte Anselm noch nichts gehört haben.
    „Mein Gott, das ist das Ende der Gespräche, noch bevor sie richtig begonnen haben.“ Anselm war erschüttert, und natürlich begriff er sofort die Tragweite dieses Mordes. „Wer weiß, möglicherweise entschließt sich Herzog Karl zu einem V ergeltungsfeldzug. Aber sag mir eines, wie konntest du nur in ein solches Durcheinander geraten, und was hast du eigentlich in Andernach verloren?“
    Statt einer Antwort stellte ich eine Gegenfrage:
    „Was weißt du über die Ritter des schwarzen Adlers?“
    „Du meinst die Zwölf? Den Orden des Doppeladlers?“
    Ich nickte. Für diese Gruppe von Männern gab es viele Namen. Vielleicht lag es daran, weil man offiziell so wenig über sie sprach, dass manch einer annahm, es gäbe sie gar nicht.
    Ich saß auf einem Stuhl an einem langen Steintisch in der Bibliothek. Vater Anselm hatte sich mir gegenüber hingesetzt, die Hände vor sich auf dem Tisch gefaltet, bereit, meiner Erklärung zuzuhören. Oder war es doch mehr eine Beichte? Ja, eine Beichte traf es wohl eher, dachte

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