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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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sich nicht bei ihr meldete, denn um kurz nach zwei kam sie vorbei. Lennart entfloh dem Gespräch mit der Ausrede, er hätte gleich ein Treffen in der Stadt. In Wirklichkeit strich er auf den Fluren des Rundfunkhauses umher und überlegte, wie er mit der Situation umgehen sollte. Eigentlich war an Linda als Journalistin nichts auszusetzen, sie war kompetent und arbeitete hart. Aber man konnte ihr nicht vertrauen. Wenn irgendetwas auch nur ein bisschen schieflief, würde Sture davon erfahren, bevor Lennart überhaupt eine Verteidigungsstrategie hätte entwickeln können. Und wenn es besonders gut lief? Sture hatte sich plötzlich ein bisschen zu sehr für Shibekas Geschichte interessiert, und das beunruhigte Lennart. Sein Chef hatte die Tendenz, anderer Leute Lorbeeren zu ernten, wenn sie erfolgreich waren, und die Verantwortung von sich zu schieben, wenn sie scheiterten. Am besten war es, wenn Sture an einer Sache nur halbwegs interessiert war. Nicht so sehr, dass er sich einmischte, aber auch nicht so wenig, dass er sich einem in den Weg stellte. Lennart beschloss, Linda von dem brisanten Material möglichst fernzuhalten. Am sichersten wäre es, wenn er sie damit beauftragte, die offiziellen Register zu durchforsten: bei der Polizei, der Einwanderungsbehörde und dem Finanzamt. Diese Aufgabe musste mit größter Sorgfalt erledigt werden, würde vermutlich aber nicht viel hergeben und sie einige Tage beschäftigen.
    Er selbst würde sich auf das Inoffizielle, im Verborgenen Liegende konzentrieren. Und auf die Menschen, die in den Fall verwickelt waren. Denn hier würde sich vermutlich eine Spur auftun. Wenn es denn eine gab.
    Mit seinem Plan zufrieden, setzte er sich in das kleine Café am Eingang und trank einen Kaffee, ehe er Linda anrief. Sie klang gut gelaunt, kannte sich jedoch schon verdächtig gut mit den Namen aller Beteiligten aus – sogar Shibeka sprach sie richtig aus –, und er verstand sofort, dass Sture sie aufs genaueste in die Materie eingeweiht hatte. Sie vereinbarten, sich in dreißig Minuten zu treffen. Er behauptete, er sei noch immer unterwegs.
    Er beendete das Gespräch und sah sich in dem fast menschenleeren Café um, das jemand so modern und einladend wie möglich zu gestalten versucht hatte; mit originellen Sesseln, Lounge-Sofas und großgemusterten Tapeten. Leider kämpfte diese Einrichtung jedoch vergeblich gegen den nach Gerbsäure schmeckenden Kaffee, die eingeschweißten Brötchen und die langweiligen Fertiggerichte an.
    Vielleicht wäre es besser, einen Spaziergang zu machen, dachte Lennart. Wenn Linda herunterkäme, um sich einen Kaffee zu holen, und ihn entdeckte, wäre es peinlich für ihn. Er ging durch die Schiebetüren hinaus auf den asphaltierten Wendeplatz. Der Himmel hatte sich zugezogen, und er hoffte, dass es nicht zu regnen anfangen würde. Ihm fiel auf, dass er nur im Hemd unterwegs war, aber er konnte natürlich auf keinen Fall in die Redaktion hinaufgehen und seine Jacke holen. Er hasste dieses Großraumbüro wirklich. Lieber bekam er eine Erkältung.

    Er ging in Richtung Filmhuset und weiter nach Gärdet hinein, bis zu den großen Feldern mit dem hohen, gelben Gras. Hier holte er sein Handy hervor. Leider hatte er zu wenig gute Kontakte bei der Polizei. Am liebsten hätte er Trolle Hermansson angerufen. Der war zwar schon seit mehreren Jahren nicht mehr aktiv im Polizeidienst gewesen, aber er musste noch einen guten Draht zu den ehemaligen Kollegen gehabt haben, denn er hatte für Lennart immer unglaublich effektiv im Dreck gewühlt. Aber Trolle war tot. Man hatte ihn letzten Sommer ermordet im Kofferraum eines Autos gefunden. Wie er dort gelandet war, wusste man nicht genau, aber er musste irgendwie in den großen Hinde-Fall verwickelt gewesen sein, der im Juli einige Wochen lang alle Titelseiten gefüllt hatte. Was Trolle damit zu tun gehabt hatte, konnte oder wollte die Polizei nicht sagen, aber Lennart ahnte, dass sie nur deshalb so vage antwortete, weil sie es in Wirklichkeit selbst nicht wusste. Lennart hatte sich damals jedenfalls sehr gewundert. Trolle war ein Mann mit vielen Auftraggebern, er hatte nicht nur für Lennart gearbeitet, sondern auch für die Sendung Kalla Fakta und für den Expressen . Aber was Trolle ausgerechnet mit dem Edward-Hinde-Fall verband, war Lennart schleierhaft. Der Trolle, den Lennart kennengelernt hatte, war vor allem an Geld interessiert gewesen, nicht daran, Mörder hinter Gitter zu bringen oder die Welt zu verbessern. Das hatte er

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