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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Vanja.
    «Ja.»
    «Und warum?»
    Harald hob seinen Kopf mit der Mütze und sah ihr zum ersten Mal während des Gesprächs in die Augen.
    «Um zu sehen, ob jemand verletzt war.»
    Was immerhin die halbe Wahrheit war. Harald wurde klar, dass sie sich mit schnellen Schritten der Grenze näherten, wo er mit dem Lügen beginnen musste.
    «Haben Sie irgendetwas an dem Auto angefasst?»
    Ein riesiger Schritt. Schon stand er mitten auf der Grenzlinie und balancierte.
    «Wohl eher nicht», antwortete er ein wenig ausweichend, als wollte er die Lüge abmildern, um auf der richtigen Seite zu bleiben.
    «Ja oder nein.»
    Sie ließ nicht locker.
    «Es ist neun Jahre her.»
    «Wie viele ausgebrannte Autos mit Frauenleichen haben Sie seither gesehen?», fragte der ältere Mann an ihrer Seite gereizt. «Ich tippe mal: keine. Habe ich recht?»
    Harald wandte sich dem Mann zu. Bergman, hieß er nicht so? Bisher war er stumm gewesen. Hatte das etwas zu bedeuten? Seine Frage war auch keine Frage gewesen. Mehr eine Feststellung. Harald hatte das Gefühl, dass dieser Mann geradewegs durch Halbwahrheiten und Verschleierungstaktiken hindurchsehen konnte. Hier ging es um ein Entweder-oder. Die Wahrheit oder eine sehr überzeugende Lüge. Er beschloss, es zunächst mit Ersterem zu versuchen.
    «Schon.»
    «Die Frau war völlig verkohlt, es gab also keinen Grund, ihren Puls zu fühlen, oder?»
    «Nee.»
    «Dann kann es Ihnen doch auch wohl nicht so schwerfallen, sich zu erinnern, ob Sie das Auto angerührt haben.»
    «Nee.»
    «Und, haben Sie?»
    Zeit für die Lüge: «Nee.»
    «Sicher?»
    Harald nickte nachdrücklich. Als hätte er ganz plötzlich wieder alles deutlich vor Augen.
    «Doch, ich bin einmal ringsherum gegangen, um zu sehen, ob niemand herausgeschleudert wurde, also habe ich es vielleicht angefasst, aber nur von außen.»
    Er verstummte mit einem Mal. Sebastian dachte bei sich, dass es vielleicht an der Erschöpfung lag, nachdem der Mann einen ganzen, zusammenhängenden Satz von sich gegeben hatte. Dann spuckte Olofsson erneut aus und konzentrierte sich wieder auf den Boden vor seinen Füßen.
    Vanja betrachtete ihn forschend. Die letzte Antwort war anders gewesen als seine bisherigen. Nachdenklich. Klärend. Eigentlich hatte er mehr gesagt als das, wonach sie gefragt hatten. Fast wie ein Alibi. Und dann hatte er seinen Blick erneut gesenkt. Sie wollte ihn gerade fragen, ob er Waffen besaß, und wenn ja, welche, als Sebastian das Wort ergriff.
    «Haben Sie Kinder?»
    Harald sah ihn mit echter Verwunderung an.
    «Nee.»
    «Und das da?», fragte Sebastian und nickte in Richtung des Trampolins. «Sie scheinen mir gar nicht der Typ für so ein Ding zu sein.»
    «Ein paar Nachbarn von mir wollten es loswerden», antwortete Harald mit einem Achselzucken. «Ich soll es im Internet verkaufen.»
    Sebastian blickte sich um. Weit und breit keine anderen Häuser. «Sie haben doch gar keine Nachbarn», sagte er.
    «Weiter weg», erwiderte Harald und deutete mit der Hand in eine undefinierbare Richtung irgendwo hinter Sebastians Rücken.
    Sebastian drehte sich zu Vanja um und sah ihr an, dass sie dasselbe dachte wie er.

    «Er hat gelogen.»
    Konzentriert lenkte Vanja das Auto weg von dem einsamen Haus und zurück auf die Hauptstraße.
    «Ich weiß», antwortete Sebastian. «Jedenfalls, was das Trampolin betrifft.»
    «Glaubst du, es ist geklaut?»
    Sebastian zuckte mit den Schultern. «Vielleicht nicht von ihm selbst, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er für all das Zeug auf seinem Grundstück einen Kassenzettel vorlegen könnte, um es mal so auszudrücken.»
    Vanja nickte. Diebstahl oder Hehlerei. Was auch immer. Jemand, der als Erster am Unfallort gewesen war, würde vielleicht eine der offenen Fragen in ihrem Fall beantworten können.
    «Man hat in dem Auto keine Handtasche gefunden», sagte sie mit einem schnellen Blick zu Sebastian. «Auch keine Geldbörse.»
    «Sie könnte verbrannt sein.»
    Ja, das war natürlich möglich, aber daran glaubte Vanja keinesfalls. Soweit sie es beurteilen konnte, war die Ermittlung über den Autobrand sehr sorgfältig durchgeführt worden. Die Reste einer Handtasche oder eines Portemonnaies hätte man sicher gefunden, wenn es sie gegeben hätte.
    «Das Material von der Polizei in Åre liegt auf dem Rücksitz. Sieh doch mal bitte nach, ob man im Auto irgendwelche Fingerabdrücke gefunden hat, die man nicht zuordnen konnte.»
    Sebastian beugte sich nach hinten und bekam mit einiger Anstrengung die

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