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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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mindestens drei Motorschlitten, die mehr oder weniger funktionstüchtig zu sein schienen. Vor einem Carport aus Holzlatten und Planen, der stark vom Wind mitgenommen war, bildeten ein Chevy Truck, ein weißer Kastenwagen und ein rostiger Volvo 242 eine ungleiche Gruppe. Zwischen dem Carport und einem größeren Schuppen, ja fast einer Scheune, die aussah, als könnte sie jeden Moment einstürzen, standen – offenbar rein zufällig – verschiedene Maschinen nebeneinander. Ein Holzhäcksler, ein Rasenmäher, eine Schneefräse und irgendein unförmiges Gerät, das mit einer großen grünen Plane geschützt war. An der Wand des Schuppens lehnten ein Eisbohrer und eine Heckenschere. Auf der anderen Seite des Hauses war hinter einem Stapel maschinell gehackten Holzes ein Trampolin zu erkennen, das noch vom Laub des letzten Herbstes bedeckt war. Hinter dem Trampolin ließen sich ein Moped und ein Crossbike erahnen, die zur Hälfte ebenfalls von einer Plane bedeckt waren, und überall ragten Gartengeräte und kleinere Maschinen aus dem hohen Gras und dem wild wachsenden Gestrüpp hervor. Vor dem Schuppen war ein norwegischer Elchhund an einem groben Seil angebunden. Er hatte sich erhoben, als sie auf den Hof gefahren waren, und bellte seither in einem fort.
    Vanja und Sebastian verließen das Auto und näherten sich dem Wohnhaus. Noch ehe sie bei der Tür angelangt waren, wurde die geöffnet, und ein Mann betrat die Veranda. Unter einer Fernfahrermütze wallte langes Haar hervor und rahmte sein Gesicht ein, das ohnehin fast vollständig von einem zottigen Vollbart überwuchert war; er begann direkt unter den Augen und machte es unmöglich, das Alter des Mannes zu bestimmen. Er trug ein rot kariertes Flanellhemd und weite grüne Hosen mit unzähligen Taschen, dazu ein Paar grobe Stiefel.
    Vanja und Sebastian blieben stehen. Der Mann kam die Stufen seines Hauses herab, schrie den Hund an, er solle still sein, was jedoch keine Wirkung zeigte, und ging auf sie zu.
    «Was wollt ihr?»
    «Sind Sie Harald Olofsson?»
    Der Mann nickte. «Wer seid ihr?»
    Vanja stellte sich und Sebastian vor und hielt ihm ihren Dienstausweis unter die Nase. Harald würdigte ihn keines Blickes.
    «Sie haben hier im Oktober 2003 einen ausgebrannten Toyota gefunden, stimmt das?»
    «Schon möglich.»
    «Wir würden gern mit Ihnen darüber sprechen.»
    «Aha.»
    Harald spuckte neben Vanja aus und vergrub seine Hände tief in den Hosentaschen. Er wippte ein wenig auf den Fußballen auf und ab und starrte auf den Boden, sodass der Schirm seiner Mütze die Augen verdeckte. Man brauchte kein Psychologe zu sein, um zu erkennen, dass ihm die Situation unangenehm war.
    «Sie haben den Wagen am 31. Oktober morgens gefunden», sagte Vanja und zog ihren Notizblock hervor. «Was haben Sie getan, als Sie ihn fanden?»
    «Hab wohl die Polizei angerufen.»
    «Sind Sie zu dem Auto hingegangen?»
    Harald hob eine Hand und strich sich mehrmals über den Bart. So als wollte er den Anschein erwecken, dass er intensiv über die Frage nachdachte. Dass er durchaus verstand, dass seine Antwort wichtig war, aber erst einmal in seinem Gedächtnis wühlen musste, weil es schon so lange her war. Tatsächlich überlegte er aber, wann er mit dem Lügen anfangen musste. Wie viel wussten sie? War die Frage, ob er zum Auto gegangen war, ein Test? Er hatte schon mehrfach mit der Polizei zu tun gehabt, und meistens konnte er sich gut aus der Affäre ziehen, indem er ausweichend und einsilbig antwortete, bis er herausgefunden hatte, was die Typen schon wussten und was sie erfahren wollten. Dann konnte er seine Antworten ohne Schwierigkeiten daran anpassen. Aber dies waren echte Stockholmer. Noch dazu von der Reichsmordkommission. Warum sie sich für einen alten Autounfall interessierten, wusste er nicht und wollte auch nicht danach fragen. Er hatte vor, weiterhin an seiner Rolle als wortkarger, ein wenig schwerfälliger Nordschwede festzuhalten. Ihre Vorurteile zu bestätigen. Er würde das beantworten, was sie ihn fragten. Ausweichend und einsilbig. Würde an seiner altbewährten Taktik festhalten, auch wenn der Widerstand ein anderer wäre. Dann würde er sicher gezwungen sein, die Wahrheit nach und nach ein wenig anzupassen. Aber jetzt noch nicht, beschloss er.
    «Doch», sagte er und nickte vor sich hin, als hätte er soeben im letzten Winkel seines Gehirns die Erinnerung an diesen Morgen gefunden. «Doch, ich bin hinuntergegangen.»
    «Bevor Sie die Polizei anriefen?», fragte

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