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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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Worte.
    »Ich … ich habe gespürt, was dieses Mädchen erlebt hat, während es ermordet wurde«, fährt Roberto fort. »Und ich habe etwas sehr viel Älteres gesehen. Ein Massaker aus dem Zweiten Weltkrieg, glaube ich.«
    »Als ich dich nach Case Rosse geschickt habe, habe ich das gemacht, damit du dich selbst finden kannst. Du wolltest diese schreckliche Sache loswerden. Ich wollte, dass du lernst, damit umzugehen und sie nicht zu vergeuden.«
    »Im Moment habe ich nur ein paar Bilder im Kopf und dazu eine ganze Reihe von Fragen ohne Antwort.«
    Bernini wechselt erneut das Register. »Ohne Fragen keine Antworten, wissen Sie das nicht? Haben Sie schon das Perimeter des Falles angelegt?«
    »Ach, das ist doch was für die Polizeischule.«
    »Serra, machen Sie mich nicht sauer. Opfer, Tatort, Zeitpunkt, Hergang, Motiv. Wie viele Fälle haben wir in der Spezialeinheit gelöst ohne das Perimeter?«
    »Keinen.« Auch weil wir gezwungen wurden, es für alle Ermittlungen zusammenzustellen.
    »Also, dann bereiten Sie es vor. Wenn Sie noch einmal vergessen, mich auf dem Laufenden zu halten, komme ich persönlich vorbei, um Ihnen in den Arsch zu treten.«

7
    R oberto schält eine Handvoll großer Mandeln und gibt sie in eine heiße Pfanne. Während sie rösten, zerdrückt er in einer Terrakottakasserolle zwei Zehen Knoblauch, Peperoncini und Basilikumblättchen. Er gibt gewürfelte Tomaten hinzu und die gerösteten Mandeln, dann übergießt er das Ganze mit etwas Weißwein und ein paar Tropfen Öl. Er legt den Deckel darauf und lässt das Ganze auf kleinem Feuer köcheln. In der Zwischenzeit verrührt er drei Eier mit Mehl. Nachdem der Teig ausreichend lange unter einem Leinentuch geruht hat, walzt er ihn mit dem Nudelholz aus und erhält eine rohen und porösen Teig, der noch trocknen muss. Dann gibt er den Inhalt der Kasserolle, der inzwischen fast kalt geworden ist, in den Mixer, zusammen mit einer großzügigen Menge Ricotta salata. Kurz darauf hat er ein Pesto. Mit einem sehr scharfen Messer macht er sich an das Schneiden der Tagliatelle. Sobald das Wasser in dem großen Topf kocht, gibt er Salz hinzu und lässt die Pasta ins Wasser gleiten.
    Er folgt keinem Rezept. Er muss nicht abschmecken. Er schmeckt im Geist, während er den Geschmack Stück für Stück komponiert. Währenddessen denkt er nach, reflektiert. Konstruiert Szenarien. Entspannt sich. Balsam. Balsam für meine Seele.
    Um halb drei am Nachmittag, sehr spät, gemessen an den Gewohnheiten des Dorfes, stellt er einen dampfenden Teller mit Tagliatelle und rotem Pesto auf den Tisch. Manzini kaut und spricht gleichzeitig Komplimente aus, begießt das Ganze mit Lambrusco, fragt nach dem Rezept für Teresa, wohl wissend, dass es keines gibt.
    Während sein Kollege beide Portionen verschlingt und dann noch den Teller mit Brot abwischt, spielt Roberto mit dem Besteck herum und denkt an anderes. Schließlich steht er auf und geht hinaus. Er kehrt mit einem großen DINA 3Blatt und einem schwarzen Filzstift zurück.
    Er zeichnet gleichmäßig verteilt fünf Kreise, hypertrophe Ecken eines gedachten Pentagramms. In den oberen Kreis schreibt er: OPFER , dann links darunter: TATORT , unten: ZEITPUNKT , TATHERGANG und in den rechten: MOTIV .
    Als Antwort auf Manzinis fragenden Blick erklärt er: »Das Perimeter des Falls. Idee von Bernini. Einfach, fast schon banal. Aber man behält den Überblick über die Ermittlung. Es funktioniert wie diese Rätselspiele – wenn man erst einmal alle Punkte miteinander verbunden hat, erscheint die Lösung.«
    In die Mitte des Pentagramms zeichnet er einen sechsten Kreis und schreibt hinein: SCHULDIGER , etwas dicker.
    Manzini ist neugierig geworden. »An welchem Punkt stehen wir?«, fragt er.
    Ohne den Blick zu heben, fügt Roberto in den Kreis der Opfer SERGIO ZANARINI , ELISA ZANARINI , BENEDETTA ZANARINI und bei Tatort COLLE DELLA GUARDIA (Bologna) ein.
    »Wir haben auch eine präzise Vorstellung vom Tatzeitpunkt, zwischen drei und fünf Uhr morgens in der Nacht zwischen dem 31.   Dezember 1994 und dem 1.   Januar 1995, und eine glaubhafte Idee davon, wie sie ermordet wurden.«
    In den Kreis Tathergang schreibt er: EXEKUTION . Und dabei denkt er nicht nur an jene weiße Wand und den Gewehrlauf in den Händen des Ungeheuers mit den blutenden Augen. Er sieht auch eine Gruppe Menschen im Schnee knien. Und einen Gehängten.
    »Was das Motiv angeht, tappen wir noch vollkommen im Dunkeln.«

8
    A lice wandert wie gestört durch die

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