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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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bevölkern.
    Mattia Bondi murmelt etwas Unverständliches. Roberto fuchtelt vergeblich mit den Armen herum, ohne ihn zu berühren, bevor er erneut versinkt.
    Argìa ruft ihm eine Warnung zu und verschwindet.
    Alice kommt näher. Sie küsst ihn leidenschaftlich und erbricht dabei einen dicken Klumpen schwarzes Pech in seinen Mund, bevor sie selbst von dieser klebrigen Dunkelheit fortgerissen wird, aus der sie zu bestehen scheint.
    Raimondi taucht nur für einen Augenblick auf, um ihm eine gute Reise zu wünschen.
    Manzini, mit ausgestrecktem Zeigefinger, setzt zum Sprechen an. Der schwarze Strom reißt ihn mit.
    Rende, in seiner Freiwilligenuniform, spricht mit jemand anderem, der ebenso gekleidet ist.
    »Ich bin in den Strudel gefallen«, würde er ihnen gern sagen, aber er ist zu schwach, und sie konzentrieren sich auf anderes. Da liegt ein übel zugerichteter Typ: Er atmet nicht, sein Herzschlag wird langsamer. Er wird nicht durchhalten bis ins Krankenhaus.
    Der Strom verlangsamt sich, er wird warm und tröstlich. Roberto lässt sich treiben, wehrlos. Er wird hinweggetragen, weit weg.
    Ein Schlag trifft Roberto auf die Brust. Er dringt in ihn ein, umfasst das Herz und quetscht es zwischen stählernen Klauen.
    Mit einem Schrei taucht er aus der Dunkelheit auf. Das Licht ist blendend. Er schlägt um sich. Rende und der andere Mann sind noch da. Sie heben ihn hoch.
    Der Sizilianer blickt ihn immer noch an. »Wenn du wirklich den Dingen auf den Grund gehen willst, musst du durchhalten«, sagt er. »Wenn die Birne reif ist, fällt sie von selbst vom Baum.«
    Inmitten der Schmerzen, die ihn peinigen, spürt Roberto einen Stich.
    Danach das Nichts.

4
    S ekunden, Minuten, Stunden streichen gleichförmig dahin, unterteilt nur durch den unregelmäßigen Rhythmus der Atemzüge. Wie viel Zeit vergeht? Es herrscht ewige Nacht, unendlich.
    Unsicher gräbt sich eine feine Klinge aus Licht einen Spalt in die Düsternis. Roberto versucht, eine Hand auszustrecken, um ihn zu erreichen, aber empfängt nur einen dumpfen Schmerz. Er kann nicht einmal den Hals drehen. Aber er schafft es, die Augen aufzuschlagen. Er fixiert eine hässliche rechteckige Neonleuchte.
    Ich bin gelähmt. Unmittelbar danach: Ich lebe.
    Ein scharf geschnittenes Gesicht füllt jenes begrenzte Gesichtsfeld. Grüne Augen und eine Maske.
    »Sie können ein paar Minuten mit ihm sprechen, aber ermüden Sie ihn nicht«, sagt sie.
    Sie macht einem großen, gebräunten Gesicht Platz. Vergilbter Schnurrbart, ein besorgtes Lächeln. Der Geruch vieler nervös gerauchter Zigaretten.
    » Piscinìn, mein Kleiner, was machst du denn nur?«
    Roberto würde gern lächeln, aber die Gesichtshaut spannt sich schmerzhaft zwischen diversen Nähten.
    »Signor Questore … guten Tag.« Wenig mehr als ein mattes Flüstern. Jede Silbe ist ein Messer, das sich in seine linke Schulter bohrt.
    Wenn es mir wehtut, bin ich nicht gelähmt. Er würde gern den Arm ansehen, zur Bestätigung, aber der Kopf scheint am Kissen festgenagelt zu sein.
    »Sag ruhig Guten Abend, du hast einige Stunden im Koma gelegen. Aber so schlecht, wie die Ärzte sagen, geht’s dir wohl doch nicht«, versucht Bernini das Ganze herunterzuspielen, auch wenn seine Stimme eine gewisse Angespanntheit verrät.
    »Wo … bin ich?«
    »In Bologna, im Krankenhaus.«
    Geräusche. Die Welt auf dem Kopf. Der große Baumstamm. Die explodierende Scheibe. Die Erinnerung an den unkontrollierbaren Wagen und die verriegelte Tür tauchen aus den Untiefen der Erinnerung auf.
    »Es war kein … Unfall, oder?«
    Der Vorgesetzte zögert. »Man hat mir gesagt, ich soll nicht mit dir darüber sprechen.«
    »Es ist aber … wichtig.« Er legt die ganze – geringe – Kraft, die er hat, in die Stimme. Das Gesicht verzieht sich vor Schmerz.
    Bernini denkt keine Sekunde länger darüber nach. »Zum Teufel mit den Ärzten! Der Journalist in dem Wagen hinter dir hat gesehen, wie der Campagnola mit Höchstgeschwindigkeit auf eine Kurve zuraste, die er dann nicht mehr gekriegt hat. Ein Fehler, der sogar für einen, der fährt wie du, zu dicke war. Jemand hat versucht, dir einen üblen Scherz zu spielen, mein Junge. Weißt du, wer den Schrotthaufen untersucht? Hört-hört mit seinen Technikern.« Ein raues Lachen, das sich in einem trockenen Hustenanfall auflöst. »Sie suchen nach Manipulationen. Sie werden welche finden.«
    »Ein … Journalist?«
    »Von der Gazzetta di Modena nach Case Rosse geschickt. Sagt er zumindest. Nach dem Unfall

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