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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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zweifach gebrochen. Zwei gebrochene Rippen, diverse weitere Traumata, darunter die Quetschung des dritten, vierten, fünften und sechsten Halswirbels. Deshalb ist ihr Hals mit einer orthopädischen Halskrause fixiert. Die Hälfte Ihres Oberkörpers liegt in Gips, abgesehen vom rechten Arm. Wir haben Sie am Kopf und im Gesicht mit ungefähr zwanzig Stichen genäht, nachdem wir die Glassplitter rausgezogen hatten. Ihre Körpertemperatur liegt derzeit bei achtunddreißig Grad. Ach, ich vergaß: Wir haben Sie kahl geschoren. Aber die neue Frisur steht Ihnen.«
    »Die … Beine?«
    »Abgesehen von ein paar Prellungen in Ordnung. Sie können der Madonna eine Kerze anzünden: Aus Unfällen wie Ihrem kommt man normalerweise nicht lebend heraus. Sie dagegen werden mit ein paar Wochen Krankenhaus und einer langen Rehabilitation davonkommen.«
    Wenn es nicht zu sehr wehtäte, würde Roberto lächeln. Er verdreht die Augen, um sich umzusehen. Links ein Fenster und ein freies Bett. Rechts taucht ein vertrauter Umriss auf, der auf dem Flur auf und ab geht. Er zeigt mit der rechten Hand darauf. »Ich möchte … mit dieser Person da reden.«
    Doktor Sassi bereitet gerade die Injektion vor. Er will widersprechen, doch Robertos Blick bringt ihn davon ab. »Das wird aber nicht leicht mit Ihnen«, brummt er.

6
    A ls die fettigen Haare sich materialisieren und die schiefe Brille, die Bondis Augen unnatürlich vergrößert, beglückwünscht Roberto sich dazu, noch einen Rest Kraft aufbringen zu können, um mit ihm zu sprechen.
    »Du kommst mir … immer zwischen die Füße.«
    »Zum Glück. Wenn ich nicht gewesen wäre, dann lägen Sie immer noch an der Straße.«
    »Hast du mich … verfolgt?«
    Die Augen werden noch größer. »Ich war in dieselbe Richtung unterwegs. Ist das verboten?«
    »Ich hab keine Zeit … für Dummheiten. Ich bin zu schwach … und mir tut alles weh.«
    Bondi senkt den Blick. »Ja, ich bin Ihnen gefolgt. Ich weiß, dass Sie Alver und dem Bürgermeister eine Szene gemacht haben. Dass Sie weiter ermitteln. Dass Sie nicht überzeugt sind.« Der Journalist zögert, als sei es ihm peinlich. »Es wird Sie nicht interessieren, aber ich bin es auch nicht. Ich muss wissen, was wirklich passiert ist. Die anderen lassen es gut sein, aber das genügt mir nicht. Ich habe mal einen Menschen sehr gern gehabt, der gewollt hätte, dass wir in dieser Geschichte klarsehen.«
    Vielleicht sind wir uns tatsächlich ähnlich, überlegt Roberto, überrascht von dieser Erkenntnis. Er grübelt eine Weile darüber nach. »Hör zu … ich werd’s noch bereuen, aber ich hab mich entschlossen, dir zu vertrauen. Es wird nach meinen Regeln laufen. Die erste ist, dass keiner … den anderen reinlegt. Klar?«
    Der andere nickt, verwundert, sodass die Haartracht wippt. In einer enormen Kraftanstrengung fasst Roberto ihm die springenden Punkte des Falles zusammen. Sein neuer, unerwarteter Verbündeter kritzelt eifrig in sein Notizbuch, während er schweigend der unglaublichen Verflechtung zwischen weit entfernten Geschichten lauscht.
    »Mein Großvater gehörte auch zur Brigade Ypsilon«, sagt er am Schluss, während er den Blick hebt, den er fest auf die Seiten gerichtet hatte. »Sein Kampfname war Briscola. Er ist es, für den ich die Wahrheit suche. Im Gedenken an ihn. Ich schulde ihm alles, er hat mir alles beigebracht.«
    »Hat er dir jemals … von Francesco Ferri … erzählt?«
    »Sehr oft. Er hat ihn wie einen Helden beschrieben, der noch den Mut hatte, im Angesicht des Todes Enrico Zanarini zu verfluchen, während der ihn aufhängte.«
    »Ein … Fluch.« Ich habe ihn gesehen, habe ihn fluchen gehört, habe gehört, wie er ihn verwünscht hat.
    »Mein Großvater hätte gesagt, dass der Fluch sich mit dem Tod der Nachkommen des Henkers erfüllt hat«, antwortet er. »Leider können wir ihn nicht fragen. Er ist schon gestorben, als ich noch ein Kind war. Ich habe ihn sehr geliebt.«
    »Wir reden später noch einmal darüber. Jetzt bin ich … müde. Hör zu, das … erwarte ich von dir.«
    Bondi kritzelt atemlos mit. Am Ende nickt er überzeugt.
    »Ich wusste, dass wir Großes erreichen können, Sie und ich.«
    »Geh jetzt … bevor ich’s mir noch anders überlege. Lass mich ausruhen, ich bin völlig zerstört … im wahrsten Sinn des Wortes.«
    Als der Journalist schon in der Tür steht, flüstert Roberto: »Danke.« Er muss nicht genauer sagen, wofür.
    »Ich bin es, der zu danken hat. Ohne Sie hätten sich alle in

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