Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
Vom Netzwerk:
geschafft.«
    Roberto nimmt das Foto vom Prà grand zur Hand. Er sucht nach Sfregios Geburtsdatum. 12. Mai 1919. Er kontrolliert auch Serena, die zwei Jahre älter war. Arrigo und Livio, seine älteren Brüder, wären jetzt über achtzig, wenn sie noch am Leben wären. Es gibt nur einen Ferri, der in einem Alter wäre, um einen Mord zu begehen.
    »Was ist aus ihm geworden?«, flüstert er.
    »Was ist aus wem oder was geworden, um Himmels willen?«
    »Aus dem Kind, das überlebt hat, immer vorausgesetzt, dass es das tatsächlich gegeben hat.«
    Der alte Professor beginnt, mit einem Zipfel des karierten Jacketts seine Brille zu putzen. »Mein Lieber, wenn Sie von mir eine Einschätzung als Historiker bekommen möchten, dann bin ich nicht in der Lage, sie Ihnen zu liefern, weil ich nicht über die notwendigen Instrumente dafür verfüge. Ich kann Ihnen jedoch sagen, dass in den Kirchenbüchern von Case Rosse die Taufe eines Kindes auf den Namen Valerio Ferri, Sohn von Francesco und Serena Ferri, im Jahr 1941 verzeichnet ist. Insofern, abgesehen von der romanhaften Aura, die die ganze Angelegenheit umgibt, bleiben keine vernünftigen Zweifel an der Tatsache, dass es dieses Kind gegeben hat.«
    Mit großer Geste reicht er ihm die Fotokopie einer Seite aus dem Kirchenregister herüber. Er lässt Roberto Zeit, um das Dokument zu lesen, dann fährt er fort.
    »Um auf Ihre Frage zurückzukommen, muss man sich mit einer eher persönlichen Einschätzung zufriedengeben, die keinerlei Widerhall in der von mir zusammengetragenen Dokumentation findet. Es würde mich nicht verwundern, wenn dieses Kind von einem von Sfregios Kameraden adoptiert worden wäre und folglich heute, etwas älter als fünfzig, einen dieser Nachnamen tragen würde.«
    Aldrovandi schiebt das nächste Dokument über den Tisch: eine fein säuberlich mit Schreibmaschine getippte Seite, die zwei Listen nebeneinander enthält. Die erste, in Großbuchstaben, führt die Kampfnamen der Angehörigen der Brigade auf. Die zweite verzeichnet die dazugehörigen Vornamen und Namen. Es sind genau fünfzehn Paarungen.
    Die erste liegt auf der Hand:
    SFREGIO : Francesco Ferri
    Die zweite ist Roberto ebenfalls bereits bekannt.
    BRISCOLA : Ermes Bondi
    Die dritte raubt ihm den Atem. Vor seinem inneren Auge sieht er das Blatt mit dem Perimeter des Falls. Trotz des steigenden Fiebers zieht er präzise Verbindungslinien. Alles kehrt zurück. Daten. Namen. Gelegenheiten. Motiv. Alles.
    Er springt auf. Für einen Augenblick vernebelt sich sein Blick. Er schwankt.
    Alice stützt ihn. »Was machst du da?«
    »Ich muss telefonieren. Ich habe jemanden in Gefahr gebracht.« Ohne weitere Erklärungen humpelt er zum Tresen.
    Der junge Kellner bedenkt ihn mit demselben misstrauischen Blick wie zu Anfang. »Das Telefon ist nur für das Personal. Auf der Piazza Maggiore gibt es eine Telefonzelle.«
    Roberto kramt in seiner Tasche und zieht den Dienstausweis hervor. »Ich bin von der Polizei. Lassen Sie mich telefonieren. Sofort.«
    Der junge Mann zuckt die Achseln, steckt den Geldschein ein und lässt Roberto sich hinter den Tresen setzen. Er hebt vorsichtig den Hörer ab. Er ist schwer. Ich habe keine Kraft. Er lässt sich von der Auskunft die Nummer von Mattia Bondi geben. Die Verbindung ist schlecht. Der Schnee muss eine Leitung gestört haben. Oder ein Mast ist umgefallen.
    Zwischen Knistern und Rauschen kann er jedoch das Signal hören. Es klingelt einmal, zweimal, dreimal … zehnmal. Bis die Vermittlung ihn schließlich informiert: »Er nimmt nicht ab.«
    »Probieren Sie’s noch mal.« Der Artikel, den ich ihn habe schreiben lassen, könnte ihn das Leben kosten. Mach, dass nichts passiert ist. Ich hab schon zu viel bei dieser Geschichte verloren.
    »Er ist nicht zu Hause«, wiederholt dieselbe Stimme nach einem zweiten vergeblichen Versuch.
    Oder er kann nicht antworten. Er schließt die Augen. Er stützt sich auf den Tisch, sodass die dicht gedrängten Flaschen mit Alkohol in allen Farben klirren. Ich muss eiskalt sein. Wie eine Maschine.
    Er sammelt seine Kräfte, und mit der letzten Energie, die er noch hat, wählt er eine andere Nummer. Während er es klingeln hört, bleibt in der Bar die Zeit stehen. Seine Sinne sind bis aufs Äußerste angespannt.
    Geh dran, flüstert er. Der Kellner wirft ihm einen besorgten Blick zu.
    »Hallo?«
    Das Telefon fällt ihm beinahe aus der Hand. Die Stimme … Es ist die des Ungeheuers, das die Inschrift der Gedenktafel zitiert hat, bevor es

Weitere Kostenlose Bücher