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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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Benedetta erschossen hat.
    »Ich weiß, wer du bist«, flüstert er. Sein Mund ist trocken.
    Am anderen Ende hört er nur ein hohles Keuchen.
    »Zu spät«, fällt die Stimme das Urteil. Und legt auf.
    »Zu spät wofür?«, ruft Roberto in den stummen Apparat. Hektisch drückt er noch einmal die Tasten und wählt erneut. Wieder das Klingeln, aber niemand hebt ab.
    »Komm schon! Komm schon!«, wiederholt er, bis seine Stimme zu einem Flüstern erstirbt. »Ist das die Gerechtigkeit der Märtyrer?«, fragt er vor sich hin, bevor er wieder auflegt.
    Als er sich umdreht, steht Alice neben ihm. Aldrovandi steht auf der anderen Seite, auf seinen Spazierstock gestützt, während der Kellner so tut, als müsse er einen weit entfernten Tisch abräumen.
    »Was ist los?«, fragt sie.
    »Ich muss nach Case Rosse. Sofort.«
    Alice nickt und zeigt auf ihr Auto vor dem Fenster. »Gehen wir.«
    »Ich geh allein. Es kann gefährlich werden.«
    »Soll ich dich in deinem Zustand etwa fahren lassen? Kommt nicht infrage.«
    »Wir spielen hier nicht Räuber und Gendarm, Alice. Hier geht’s um Mord, das ist ein Mordfall.«
    »Auch wenn du so tust, als hättest du’s vergessen: Das ist hier auch eine Ermittlung wegen versuchten Mordes. Und zwar an dir. Du bist viel zu schwach, um das allein durchzustehen. Und wenn dich das nicht überzeugt …« Alice lässt die Autoschlüssel um den erhobenen Finger kreisen und geht Richtung Ausgang. Die Geste ist unmissverständlich.
    Roberto gibt nach. »Wir reden später darüber«, sagt er, er weiß, er hätte es nie geschafft, sie zu überzeugen. Als er Aldrovandi die Hand geben will, riecht er den Rum in dessen Atem.
    »Wissen Sie, was mich am meisten ärgert an der Sache?«, fragt ihn der Professor erregt.
    Roberto versucht, sich dem unerwartet entschiedenen Händedruck zu entziehen. »Ich muss los.«
    »Dass es mir nicht gelungen ist, den Henker aufzuspüren, um ihm ein paar Fragen zu stellen. Ich bin sicher, dass er wichtige Elemente zur Rekonstruktion der Geschichte hätte liefern können.«
    Roberto erstarrt und glotzt den alten Wissenschaftler an wie einen Außerirdischen.

2
    E s gibt keinen Beweis dafür, dass der Henker tot ist. Aldrovandi hat ein paar Spuren in Südamerika verfolgt, aber es ist ihm nicht gelungen, auch nur irgendeine seiner Bewegungen nachzuvollziehen«, erklärt Roberto, kaum dass er ins Auto eingestiegen ist.
    Alice starrt ihn verblüfft an.
    »Ich glaube, er ist nach Italien zurückgekehrt, um dem Begräbnis seiner Verwandten beizuwohnen«, fährt er fort. »Ich denke sogar, dass ich ihn getroffen habe. Und dass ich weiß, wo ich ihn finde.« Er sagt ihr die Adresse.
    In seinem Blick liest sie eine Entschlossenheit, die sie keine Fragen mehr stellen lässt. »Schnall dich an«, sagt sie nur.
    Dieses Mal achtet sie nicht auf die Schmerzen, die sie Roberto zufügen könnte. Sie versteht, wie eilig er es hat. Mit quietschenden Reifen fährt sie los, durchquert die Stadt mit einer irren Geschwindigkeit, und in weniger als zehn Minuten voll riskanter Überholmanöver, ignorierter roter Ampeln und nur um einen Hauch vermiedener Unfälle hat sie die Entfernung zwischen der Piazza Maggiore und dem steilen Anstieg unter dem barocken Torbogen des Meloncello hinter sich gelassen. Die Straße wird zu einer Asphaltschlange, die sich um die 666   Bögen windet, die die Pilger traditionell zu Fuß oder auf Knien hinter sich bringen, um die orientalische Ikone der Madonna zu verehren, die in dem runden Sakralbau, der den Colle della Guardia beherrscht, den Weg vorgibt.
    Am steilsten Stück, hinter der Kurve der Orfanelle, macht das neuerliche Quietschen der Reifen klar, dass sie am Ziel sind. Roberto hat das deutliche Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein, auch wenn dies nicht der Fall ist. Die elegante Architektur der Villa, die Gerüste, der große kahle Garten, auch die Stille, die das Haus umgibt – es erscheint ihm, als hätte er das alles schon einmal gesehen und erlebt. Die Mauer, auf die Benedetta geblickt hat, bevor sie ermordet wurde, befindet sich in diesem Haus.
    Die Schritte auf dem Pfad aus Kies, der zu dem Gebäude führt, sind das einzige Geräusch. Im Hintergrund erstreckt sich ein unter dem weißlichen Himmel unerforschliches Bologna.
    Während er auf die teilweise von der Einrüstung verdeckte Klingel drückt, zittert Roberto. In seiner Tasche hat er Colajannis Beretta und Handschellen, und er weiß nicht, was davon er lieber benutzen würde.
    Im Inneren

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