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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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hört man schleppende Schritte. Der Spion in der massiven Tür wird geöffnet und gleich wieder geschlossen. Lange Sekunden der Stille, dann klacken verschiedene Riegel.
    Bleib ganz ruhig, es könnte auch die Haushälterin oder ein Immobilienmakler aufmachen.
    Stattdessen erscheint ein kleiner alter Mann in der Tür, mit Bäuchlein, gebräunt. Er trägt einen hellgrauen Anzug und ein himmelblaues Hemd. Es ist der Mann, der in Zocca in der Kirche war. Älter, aber mit Sicherheit derselbe, der auf den Schwarz-Weiß-Fotos die SS -Uniform getragen hat. Derselbe, der Serena Ferri ins Gesicht geschlagen hat. Enrico Zanarini, der Henker des Apennins. Der Schlächter vom Prà grand.
    »So sieht man sich wieder«, murmelt er mit dem, was noch von der Stimme übrig ist, die Hunderte von Menschen zum Tode verurteilt hat. »Ich habe nicht erwartet, dich so schnell wieder auf den Beinen zu sehen. Ich bin gestern Nacht im Krankenhaus gewesen, um nach dir zu sehen, da sahst du nicht besonders gut aus.«
    Roberto legt alle Kraft, die er in seinem gesunden Arm hat, in einen Faustschlag. Der Schmerz durchzuckt seine Brust wie ein Blitz.
    Der Mann geht schwer zu Boden, und seine Brille fliegt bis ans andere Ende des Flurs.
    Alice springt los und legt ihre Arme von hinten um Roberto, so sanft, wie sie kann. »Halt, halt. Das ist doch ein alter Mann.«
    »Und genau das ist falsch daran! Er ist alt geworden, aber so viele konnten seinetwegen nicht alt werden.«
    Zanarini versucht, sich wieder aufzurappeln. Das Blut, das ihm aus der Nase strömt, färbt sein Hemd rot. »Meinst du nicht, ich hätte schon genug bezahlt?«
    »Du wirst niemals genug bezahlen können für das, was du getan hast!«, schreit Roberto. Der andere fängt an zu lachen. Ein schrilles Lachen, kalt, leer wie seine Augen.
    »Die Gespenster meiner Vergangenheit kommen jede Nacht, um mich zu quälen. Das war schon vorher so, jetzt haben sich mein Sohn, meine Schwiegertochter und meine Enkelin dazugesellt. Reicht dir das nicht?«
    »Sieh nur, was du angerichtet hast. Es ist deine Schuld«, stammelt Roberto. Dieselben Worte, Aldrovandi zufolge, die der Henker zu Sfregio gesagt hatte. »Andere haben den Abzug betätigt, aber getötet hast du sie.«
    Zanarini findet seine Brille und setzt sie auf, obwohl die Gläser zersprungen sind. »Weißt du, warum ich hier bin?«, fragt er. »Ich wasche das Blut und das Hirn der einzigen Menschen, die mir je etwas bedeutet haben, von den Fußböden und Wänden ab. Ich habe dich gesehen, in der Kirche in Zocca. Ich bin sicher, dass du meinen Schmerz verstehst.«
    In dem Moment bemerkt Roberto einen Eimer mit rot gefärbtem Wasser zu Füßen des Alten. Er hat keinerlei Mitleid.
    »Seit fünfzig Jahren weinen Menschen dessentwegen, was du getan hast. Der Kreis hat sich geschlossen.«
    »Wir wissen beide, wer ihn geschlossen hat. Er wird noch einmal zuschlagen, wenn du ihn nicht aufhältst.«
    »Das werde ich, Zanarini. Und ich werde auch dich aufhalten.« Langsam entwindet er sich Alices Griff und steckt die freie Hand in die Tasche, die Schmerzen ignorierend.
    Einen Augenblick lang fürchtet Alice, er könnte die Waffe ziehen. Aber es kommen die Handschellen zum Vorschein.
    »Du bist verhaftet wegen der Ermordung von zwanzig Menschen am 1.   Januar 1945.«
    Zanarini schüttelt den Kopf. »Du hast ja keine Ahnung, wie das damals war und zu was man damals gezwungen wurde. Entweder hat man geschossen, oder man wurde erschossen«, sagt er verächtlich. »Man hatte keine Wahl. Du hattest eine und hast dich entschieden, hierherzukommen, um mich zu quälen, anstatt den Mörder aufzuhalten. Gut möglich, dass du jetzt schon weitere Tote auf dem Gewissen hast.«
    Roberto geht entschlossen auf ihn zu, taub für Alices Einwände. Er will den Henker noch einmal schlagen. Ihm wehtun. Aus dem Augenwinkel erblickt er jedoch am Ende des Flurs eine offen stehende Tür und dahinter eine Wand, die weiß wäre, wenn sie nicht größtenteils mit Blut bedeckt wäre, verwischt und weiter verteilt durch den sinnlosen Versuch, es abzuwischen.
    Ich habe sie schon während des Tanzes gesehen. Hier hat alles angefangen, denkt er mit einem Kloß im Hals. Die Hand hält mitten in der Bewegung inne. Er sieht wieder Zanarini an. »Du wirst von mir nicht die Absolution bekommen, die du dir wünschst«, sagt er. Er gibt Alice die Handschellen. »Kette ihn an einen Heizkörper«, weist er sie an. »Mit einer Hand schaffe ich das nie.«
    Der Henker streckt ihr die

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