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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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geschlafen hast, hast du was gesagt …«
    Roberto schiebt sie von sich weg und blickt ihr fest in die Augen. »Das ist mein letzter Fall. Danach werde ich mir die Zeit nehmen, die es braucht, um herauszufinden, ob ich krank bin und was für eine Krankheit es ist. Und um gesund zu werden«, flüstert er.
    Sie vergisst jede Rücksicht und küsst ihn. In diese Geste legt sie alles, was sie nicht sagen kann. Trotz der schmerzenden Nähte erwidert Roberto den Kuss. Er hat das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Bleibt nur noch eins zu tun, vorher. Den Mörder zu stoppen. Um Benedetta Zanarini und den anderen Opfern zu erlauben, in Frieden zu ruhen.
    Sie gehen los. Im fallenden Schnee werden sie nach wenigen Schritten unsichtbar füreinander.

4
    E ine halbe Stunde, eine Stunde oder vielleicht einen Monat. Roberto, allein mit seiner Erschöpfung und dem Knirschen seiner in den Schnee einsinkenden langsamen Schritte, vermag nicht zu sagen, wie lange das Gehen dauert. Er kämpft gegen das wilde Tier an, das sich in seine Schulter verbissen hat.
    Als endlich zu seiner Rechten die Außenmauer des Dorfes auftaucht, verlangt er von seinem Körper eine letzte Anstrengung. Doch unter dem Torbogen angekommen, muss er sich an der Wand abstützen, um nicht hinzufallen. Er muss sich übergeben, der heftige Würgereiz raubt ihm den Atem und lässt ihn erschöpft zurück, mit einem bitteren Geschmack im Mund. Im Schnee nur Galle und Kaffee: Er hat seit dem Vorabend nichts mehr gegessen.
    Durch den Vorhang aus Schnee kann er kaum das Denkmal in der Mitte der Piazza erkennen. Das Grab der Opfer vom Neujahrstag 1945. Der Engel hebt keinen Verletzten auf, sondern die Leiche eines Märtyrers.
    Er biegt in den Bogengang ein, wobei er sich ständig beobachtet fühlt. Er sucht dafür keine Bestätigung, denn es sind nicht die Lebenden, die ihn beobachten.
    Die große Tür zum Kommissariat steht sperrangelweit offen. Der saubere und süße Geruch des frischen Schnees bleibt auf der Türschwelle zurück. Er weicht feuchter, abgestandener Luft. Die Eingangshalle ist in Halbschatten getaucht. Auch das Geräusch des Windes bleibt draußen, seine nassen Schritte hallen in der Stille.
    Die Türen zu beiden Büros sind geschlossen. Die Schauder, die Roberto überlaufen, kommen nicht vom Fieber. Als er angerufen hat, war der Mörder hier. Bei dem Versuch, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen, lehnt er sich an die Tür seines Büros. Kein Laut ist zu hören. Er öffnet sie misstrauisch, schreckt zusammen, als die Angeln quietschen.
    Niemand.
    Auf dem Boden entdeckt er seine Kaffeetasse, zerbrochen. Er wirft einen Blick zum Fenster hinaus. Der Wind pfeift jetzt in heftigen Böen. Das langsame Fallen der Flocken hat sich in ein verrücktes Wirbeln verwandelt.
    Er geht zu Manzinis Büro. Angespannt bleibt er stehen.
    Ein Seufzen.
    Er kann nicht ausmachen, woher es kam. Vielleicht von direkt hinter der Tür, auch wenn er den Eindruck hat, dass das gesamte Innere des Gebäudes geseufzt hat. Das gesamte Dorf.
    Pazifist, du brauchst eine Waffe . Ohne die Tür aus dem Blick zu lassen, geht er die Treppe hinauf. Die Wände sind ihm noch nie so bedrückend vorgekommen. Im ersten Stock angekommen, überrascht es ihn nicht, auch die Tür zum Wohnzimmer geschlossen vorzufinden. Jemand hat sie alle zugemacht. Und dieser Jemand könnte hinter jeder von ihnen lauern.
    Von drinnen dringt kein Geräusch nach draußen. Er beschließt, dass diese oberflächliche Kontrolle ausreicht. Er steigt die anderen Stufen hinauf.
    Er spürt einen Blick in seinem Rücken. Ihm wird klar, dass er einen Fehler begangen hat. Der Mörder kann jeden Moment die Tür des Wohnzimmers aufreißen und ihm in den Rücken schießen.
    Es ist zu Ende.
    Er dreht sich um. Niemand. Stille. Halbschatten.
    Halblaut flucht er. Schlichte Einbildung.
    Als er den Absatz des zweiten Stocks erreicht, ist er erschöpft. Die Wirkung der Schmerzmittel lässt nach.
    Es bleibt noch eine letzte Tür zu öffnen.

5
    A uch wenn sie nur einen Wollhut hat, um sich vor dem schlimmsten Schneefall zu schützen, an den sie sich erinnern kann, spürt Alice die Kälte nicht. Ihr Blut kocht vor Adrenalin.
    Sie umklammert die Beretta wie einen Talisman, versucht die Stimme zu ignorieren, die ihr zuflüstert, dass sie in Kürze dem Killer gegenüberstehen könnte, wenn Roberto sich geirrt hat. Allein.
    Die Via Belvedere besteht aus einer Reihe unschöner Mehrfamilienhäuser, die sich nur durch den Ton des

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