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Die toten Mädchen von Villette

Die toten Mädchen von Villette

Titel: Die toten Mädchen von Villette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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angesehen habe, aber damalssah ich keinen Anlaß, an einen Zusammenhang zu glauben. Jetzt dagegen glaube ich, haben wir Anlaß zu dem Verdacht, daß dies das allererste Opfer des Serienmörders gewesen sein kann. Und das Mädchen saß ja an eine Palme gelehnt da, wie ich gesagt habe, nicht in der gleichen raffinierten Pose wie die Opfer, die Sie sich angesehen haben, aber es gibt Ähnlichkeiten.
    Marcelle war von einem Jungen gefunden worden, den sie kannte, Jacques Frémont, Pflegesohn eines Offiziers bei dem Regiment, das in Philippeville stationiert war. Er hatte gesagt, daß er sich für ein Picknick am Strand mit Marcelle verabredet habe, aber sich in der Zeit geirrt habe und zu spät gekommen sei, weil er vergessen habe, seine Uhr aufzuziehen. Als er hinunter zum Strand ging, war er einem jungen Araber begegnet, der auf dem Weg von dort weg war und der es eilig zu haben schien, hatte er der Polizei gesagt.
    – Sie verstehen, die Polizei fing sofort an, nach diesem Araber zu suchen, sagte Pierre Montanard, aber ich hatte immer meine Zweifel bei dem jungen Frémont. Erstens waren keine Zeichen dafür zu sehen, daß Marcelle versucht hatte, sich zu wehren, und das hätte sie sicher getan, wenn ein fremder junger Araber dahergekommen wäre und sie attackiert hätte. Zweitens glaube ich nicht, daß sie allein mit dem Picknick angefangen hätte, bevor ihr Kavalier aufgetaucht war. Aber ich war zu jung und grün, als daß jemand auf mich gehört hätte. Und man zankte nicht mit dem Regiment, verstehen Sie, man legte nicht dem Jungen des Majors Daumenschrauben an. Es war so viel einfacher, nach einem unbekannten Araber zu suchen. Ein paar junge Männer wurden festgenommen, ich weiß nicht, ob einer von ihnen auch verurteilt wurde.
    Martine saß da und ging die Journalistenlisten aus Fontainebleau und Villette durch, während sie Montanard zuhörte. Eigentlich stand ihr die Wahrheit schon eisig klar vor Augen, aber sie begriff nicht, wie sie darauf gekommen war. Jacques R. Martin gehörte nicht zu denen, die auf beiden Listen aus Villette gestanden hatten, also war er 1982 nicht an Ort und Stelle gewesen, also war er es nicht. Aber hier stand er ja auf der Liste von 1982! Martines Körper registrierte den Namen und trieb sie dazu, aufzustehen, mit einem Herzen, das wie ein Eisenhammer klopfte, während ihr Gehirn noch mit der Schlußfolgerung kämpfte.
    – Es ist der Fotograf, rief sie, es ist Jacques Martin, und Tatia und Sophie wollten ihn jetzt um die Mittagszeit treffen. Schickt eine Fahndung nach ihm raus, während ich zu Sophie laufe, und einen Haftbefehl, Agnes, komm hinterher, damit ich ihn unterschreiben kann, wenn du ihn hast, sie hat eine Wohnung in der alten Schule gegenüber der Place de la Cathédrale!
    Sie starrten ihr noch nach, als sie durch die Tür hinausstürzte und den Rock über die Knie zog, um in Renées schwarzen Wildlederschuhen besser ausschreiten zu können.
    Sie hätte beinah Serge Boissard umgerannt, der mit einem Blatt Papier in der Hand durch den Korridor kam.
    – Wir haben einen Hinweis auf das Auto, sagte er, eine alte Dame, die in der Nähe der Brücke wohnt und gegen Mitternacht mit dem Hund draußen war, sie hat einen dunklen Mercedes gesehen, sie hat ihn an der Kühlerfigur erkannt. Und er war in Frankreich zugelassen!
    – Gut, keuchte Martine, das stimmt, sag das sofort Christian und Agnes, sie sind in meinem Zimmer!
    Serge sah ihr verblüfft nach, als sie weiterrannte.
    Martines Absätze klapperten am Boden, als sie durch die Korridore im Annex hinüber zum alten Bischofspalast lief. Sie umrundete in vollem Tempo die Balustrade der Marmortreppe und stürzte die abgewetzten, glatten Treppenstufen hinunter, eine Hand am Geländer und die andere immer noch mit festem Griff um den grünen Stoff des Rocks.
    Rational betrachtet dürfte Tatia nicht in Gefahr schweben. Jacques Martin wußte nicht, daß er entlarvt war, und nachdem er so viele Jahre lang gemordet hatte, ohne entdeckt zu werden, mußte er sich in seiner Arroganz unverletzlich fühlen. Aber Martines klopfendes Herz trieb sie weiter über den Platz, schneller, als sie je gelaufen war. Inzwischen lieferte ihr Gehirn die Antwort auf das Rätsel mit den sechs Namen, unter denen der von Jacques Martin fehlte. Er nahm nicht an der Kulturhauptstadtreise teil, und er stand nicht auf der Liste der Gemeinde, aber er war trotzdem in Villette. Idiot, beschimpfte Martine sich selbst, während sie an den Touristen auf dem Platz

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