Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)
Zentimeter herunter und gebe ihm ein paar Dollar. Er sagt irgendwas, das ich nicht richtig verstehe, dann zieht er ab.
»Tate? Bist du noch dran?«, fragt Landry.
»Spiel das Band ab.«
»Ich spiele das Band ab, wenn ich mit dir fertig bin.«
»Vielleicht hat Julian ihn mit seinem Namen angesprochen«, sage ich. »Vielleicht hat er das getan, weil er wusste, was auf ihn wartet.«
»Ich schicke jemanden vorbei, der dich abholt.«
»Ich bin nicht zu Hause.«
»Ach nein. Man hat dir den Führerschein abgenommen. Bist du zu Fuß unterwegs?«
»Du hast jetzt Wichtigeres zu tun.«
»So? Willst du mich etwa noch woanders hinschicken?«
»Es gibt ein weiteres Mädchen.«
»Mein Gott, was ist das mit dir? Überall, wo du dich blicken lässt, tauchen Leichen auf, oder irgendwelche Leute verschwinden spurlos.«
»Vielleicht ist sie noch am Leben. Du musst sie finden.«
»Erklär’s mir.«
Das tue ich. Wenn nicht alles, so doch das meiste. Aber nicht alles davon entspricht der Wahrheit. Ich erzähle ihm von Vater Julians Kindern auf den Fotos, erzähle ihm, dass Bruce sie mir gegeben hat und ich nur noch die Verbindung herstellen musste. Ich erzähle ihm, dass vier der Mädchen tot sind und eines sich noch irgendwo dort draußen befindet. Erzähle ihm von dem Schlüssel, den Bruce mir dagelassen hat, und von den Bändern, die ich zusammen mit den Aufzeichnungen entdeckt habe.
»Das soll wohl ein Witz sein«, sagt er. »Du weißt schon, dass du jetzt bis zum Hals in der Scheiße steckst, oder? Einfach so in die Bank zu marschieren? Du hättest mich anrufen sollen.«
»Dafür war keine Zeit, und wie gesagt, ich hatte einen Schlüssel«, sage ich, ohne den Gerichtsbeschluss zu erwähnen. Das kommt später.
»Du hast mir den ganzen letzten Monat Beweismaterial vorenthalten, meine Ermittlungen behindert, und jetzt willst du mir weismachen, dass du keine Zeit hattest?«
»Hey, ich kann nichts dafür, dass ich mehr weiß als du. Du solltest dich besser bei mir bedanken. Das meiste, was du hast, hast du von mir. Wenn überhaupt, habe ich eure Ermittlungen vorangebracht.«
»Leck mich, Tate. Aufgrund des DNS-Tests hätten wir in Erfahrung gebracht, dass die Mädchen verwandt sind. Und dann hätten wir auch den Rest rausgekriegt.«
»Schon möglich, vielleicht aber auch nicht, außerdem müsstet ihr erst mal die Ergebnisse abwarten.«
»Ich fahre jetzt zu deinem Haus. Und ich möchte, dass du dort auf mich wartest, okay? Ich hole deinen ganzen Kram ab. Und dann werden wir uns mal gründlich unterhalten, wir beide.«
Er legt auf, bevor ich die Sache mit ihm besprechen kann.
Also fahre ich nach Hause, und kaum habe ich die Wohnung betreten, bremst Landry vor der Tür. Er ist außer sich. Und zwar in einem Maße, dass ich mich frage, wie oft er schon in den Abgrund geblickt hat.
»Wo sind sie?«, fragt er. »Die Bänder?«
»Erst du. Hast du das Band abgehört, das du im Beichtstuhl gefunden hast?«
»Ja. Hab ich. Es ist nichts drauf, was uns weiterhilft. Es ist nämlich so: Diese Bänder werden uns überhaupt nichts nutzen. Du weißt, dass wir sie nicht verwenden können. Selbst wenn ich oder einer der Kollegen sie entdeckt hätte. Kannst du dir vorstellen, was für einen Aufstand es gibt, wenn die Öffentlichkeit von ihrer Existenz erfährt? Darauf sind bestimmt jede Menge Leute zu hören, die fremdgegangen sind, ihre Steuern hinterzogen haben, ja, die auf jede nur erdenkliche Art betrogen haben, zu der die menschliche Rasse fähig ist. Und noch was: Wer zum Teufel weiß schon, ob das Beichtgeheimnis auch für Tonaufnahmen gilt? Oder ist es nur auf den Priester beschränkt?«
»Also willst du sie unter Verschluss halten.«
»Wir werden sie uns auf jeden Fall anhören, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass wir aufgrund der Bänder irgendjemanden verhaften. Und wenn unser Mörder darauf zu hören ist …«
»Das ist er.«
»… müssen wir eine Möglichkeit finden, die Bänder aus der ganzen Sache rauszuhalten. Sobald wir sie erwähnen, hat der Mörder etwas zu seiner Verteidigung in der Hand.«
Ich führe ihn in mein Büro und übergebe ihm die Aufzeichnungen.
»Er hat das Geld von den Erpressungsopfern genommen«, sagt er, »und an die Kinder verteilt. Offensichtlich war unser Vater Julian ein vielbeschäftigter Mann. Ein Wunder, dass das so lange gutging, ohne dass er aufgeflogen ist.«
»Wunder fallen in seinen Geschäftsbereich.«
»Am Schluss wohl nicht mehr.«
»Ich glaube, Henry Martins wusste
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