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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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ein anderes Leben, war ich ein anderer Mensch. Die Namen auf den Tonbändern, die Kontoauszüge, die Beerdigungen – das alles sind jetzt keine Fakten mehr, sondern Gebilde, die durch meinen Hinterkopf schwirren und nirgends hineinpassen, sich mir entziehen. Ich versuche an etwas anderes zu denken, doch dadurch stürzen die Bilder nur noch schneller auf mich ein, und ich kann nichts dagegen tun.
    Zurück im Büro, starre ich auf die Bilder der Mädchen, vor allem auf das von Rachel. In gewisser Weise denke ich über sie am meisten nach. Ich habe gesehen, wie sie dalag, in einen Sarg gestopft, mit einem dreckigen Diamanten neben ihrer Hand. Ich halte ihr Bild in der Hand und studiere ihre Gesichtszüge, und das weiße Rauschen lässt langsam nach.
    Wenn Rachel das einzige Mädchen gewesen wäre, das umgebracht wurde, würde ich den Fall mit ganz anderen Augen betrachten. Sie war allerdings die Erste. Ich denke darüber nach und versuche den Fall aufs Wesentliche zu reduzieren. An dem Tag, als Rachel zur Beerdigung ihrer Großmutter gegangen ist, hat alles angefangen. Ihr Besuch auf dem Friedhof war der Auslöser für alles Weitere. Irgendetwas muss an diesem Tag geschehen sein.
    Ich rufe Mrs. Tyler an, und sie klingt keineswegs verärgert über meinen Anruf. Wenn überhaupt, dann ist sie froh darüber. Irgendwann in den letzten vierundzwanzig Stunden scheint sie sich mit einer Menge abgefunden zu haben; sie spürt, dass sich etwas tut, und möchte ihren Teil dazu beitragen.
    »Der Tag, an dem Ihre Mutter beerdigt wurde«, sage ich, »war da irgendwas anders als sonst? Ist irgendwas Ungewöhnliches passiert?«
    Sie denkt darüber nach, doch ihr fällt nichts ein. »Ich weiß nicht mal, woran ich mich überhaupt erinnern soll.«
    »Ist irgendjemand an Rachel herangetreten? Oder an Sie? Ich vermute, dass jemand an diesem Tag Rachel erkannt hat. Und vielleicht hat er sie darauf angesprochen.«
    »Wenn, dann hat sie mir nie davon erzählt.«
    Ich betrachte die anderen Mädchen, dann lege ich die Bilder und Hinweise beiseite und versuche sie einen Moment zu vergessen, während ich mich ganz auf Rachel konzentriere. Alle Fäden laufen bei ihr zusammen, und, noch wichtiger, an diesem Tag. Falls sich ihr jemand genähert hat, könnte das Vater Julian gewesen sein, Bruce oder Sidney Alderman. Den Groll, den Sidney Alderman gegen Vater Julian hegte, weil dieser mit seiner Frau geschlafen hat, macht ihn zu einem wahrscheinlichen Kandidaten. Vielleicht wusste Sidney sehr viel mehr über Julian, als der Priester ahnte. Vielleicht wusste Sidney von weiteren schwangeren Frauen.
    »Als Sie zu Vater Julian in die Kirche gegangen sind«, sage ich, »ganz am Anfang, gab es da irgendwelche anderen Frauen, die schwanger waren?«
    »Äh … nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Jemand mit einem sehr jungen Kind?«
    »Oh, ja, richtig. Fiona Chandler.«
    »War sie damals verheiratet?«
    »Nein. Sie ist mal verheiratet gewesen, aber ihr Ehemann hat sie verlassen, bevor das Baby kam. Eine schreckliche Sache. Sie hat nie von ihm gesprochen, und ein paar Jahre später hat sie erneut geheiratet.«
    »Erzählen Sie mir von ihren Ehemännern.«
    »Über den ersten weiß ich gar nichts. Wie gesagt, sie hat nie über ihn geredet. Ihr zweiter Mann, Alec, war sehr nett. Doch eines Tages, vor zehn Jahren, ist er nach dem Aufstehen einfach zusammengebrochen. Herzinfarkt. Danach hat sie nicht wieder geheiratet, das alles war sehr traurig damals. Und das ist es immer noch. Aber warum fragen Sie mich danach?«
    Ich antworte nicht. Sondern gebe ihr ein paar Sekunden, damit sie von selbst darauf kommt.
    »Oh mein Gott«, keucht sie. »Wollen Sie damit sagen, dass … dass Stewart Fiona ebenfalls geschwängert hat? War das Baby von ihm?«
    »Schon möglich.«
    »Oh nein.« Sie fängt an zu weinen.
    »Ich muss wissen, wo sie steckt.«
    »Sie … Sie verstehen nicht«, sagt sie. »Sie haben ja keine Ahnung.«
    »Wovon reden Sie?«
    Ihr Schluchzen wird lauter. »Sie … oh mein Gott«, sagt sie, und das ist das Einzige, was sie herausbringt, immer und immer wieder, während sich ihre Worte mit Schluchzern vermischen. Sie kann sich kaum noch beruhigen. »Ich muss Ihnen was sagen«, stammelt sie dann. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das erklären soll, aber … aber ich muss Ihnen was sagen.«
    »Erzählen Sie’s mir.«
    Und das tut sie, und plötzlich ist mir alles klar.

Kapitel 55
     
    Mit Henry Martins hat alles angefangen. Vor vier Wochen habe ich Patricia

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