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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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stellen. Unsere Hoffnung begraben. Die Leute kapieren das nicht. Sie glauben, es ist, als würde man einen Welpen verlieren oder die Autoschlüssel verschlampen. Sie wissen nicht, wovon sie reden; sie geben uns Ratschläge, weil sie angeblich wissen, was wir hören wollen, weil sie überzeugt sind, es wäre das Beste für uns, weiterzumachen wie bisher.«
    »Aber das kennen Sie ja alles selbst, nicht wahr?«, sagt Patricia Tyler.
    »Warum sind Sie hier?«, fragt ihr Ehemann.
    »Wegen Rachel.«
    »Schade nur, dass Sie vor zwei Jahren nicht für sie da waren«, sagt er.
    »Michael …«
    »Tut mir leid. Es ist nur, dass, also …« Er beendet den Satz nicht. Sondern setzt sich wieder aufs Sofa und fängt an, sich im Zimmer umzusehen, wie jemand, der etwas verlegt hat.
    »Ich habe mit David gesprochen«, sage ich.
    »Sie haben mit David gesprochen?«
    »Er sagte, dass Rachel gern einkaufen ging.«
    Patricia starrt ihren Ehemann an und er sie; mit einem Blick, wie ihn Paare häufig austauschen, wenn sie überlegen, ob sie den Rest der Welt in ihr großes Geheimnis einweihen sollen. Es handelt sich um eine harmlose Bemerkung, auf die ich bestimmt eine harmlose Antwort bekomme, doch sie vermuten eine andere Frage und eine andere Antwort dahinter; sie wollen wissen, was mit ihrer Tochter passiert ist und versuchen zu verstehen, wie ihre Einkäufe zu ihrem Tod geführt haben könnten.
    »Natürlich war sie öfter einkaufen«, sagt sie schließlich.
    »Hat Rachel dabei eine Kreditkarte benutzt?«
    »Die verdammte Bank hat uns eine Rechnung geschickt«, antwortet Michael Tyler. »Sie meinten, wenn wir nicht bezahlen, schicken sie uns den Geldeintreiber vorbei. Wir haben ihnen erklärt, dass Rachel verschwunden ist. Verdammt, es kam ja sogar in den Nachrichten, sie wussten es also bereits. Aber das war denen egal. Sie waren der Meinung, dass es für das, was Rachel zugestoßen war, keine Beweise gab, und dass sie deswegen für die Rechnung nicht aufkommen müssten.«
    »Es war schrecklich.« Patricia Tyler fängt an zu weinen. Einen Moment tut sie nichts, um die Tränen aufzuhalten, sondern lässt sie übers Gesicht laufen, als hätte sie sie gar nicht bemerkt. Dann nimmt sie ein Taschentuch und betupft ihre Wangen, doch die Tränen laufen weiter. »Können Sie sich das vorstellen? Unsere Tochter ist verschwunden – oder, wie sich jetzt herausstellt, sie war, das heißt, sie ist tot.«
    »Eigentlich beides«, wirft ihr Mann ein, ebenfalls den Tränen nahe; er zuckt ein wenig mit den Achseln, als wüsste er selbst nicht, warum er das gesagt hat. Sobald ich weg bin, werden sie sich bestimmt in die Arme fallen und sich am liebsten nie wieder loslassen.
    »Diese herzlosen Halsabschneider bei der Bank haben unsere Daten an ein Inkassobüro weitergeleitet.«
    »Haben Sie diese letzte Kreditkartenabrechnung noch?«
    »Wir haben alles aufgehoben«, sagt sie.
    »Kann ich sie mal sehen?«
    »Warum?«
    »Vielleicht lässt sich damit nachvollziehen, wo Rachel sich an jenem Tag oder an den Tagen davor aufgehalten hat.«
    »Die Polizei hat bereits eine Kopie davon. Und das hat sie auch nicht weitergebracht.«
    »Vielleicht bringt es mich ja weiter.«
    Sie widerspricht mir nicht. Sie geht einfach aus dem Zimmer und lässt mich und ihren Mann allein zurück; es herrscht eine unangenehme Stille, bis sie schließlich mit der Abrechnung zurückkehrt. Sie reicht mir den Beleg. Ich lasse meinen Blick auf der Abrechnung nach unten wandern. Kleidung, CDs, noch mehr Kleidung. Benzin.
    »Sind das die Orte, die sie üblicherweise aufgesucht hat?«
    »Sie tauchen auf all ihren Abrechnungen auf.«
    »Wo hat man ihren Wagen entdeckt?«
    »An der Universität. Da, wo sie immer geparkt hat.«
    »Was ist mit dem Blumenladen?«, frage ich und verharre mit dem Finger neben dem Einkauf, den sie eine Woche vor ihrem Verschwinden getätigt hat.
    »Sie hat ihrer Großmutter Blumen gekauft.«
    »Fällt Ihnen sonst irgendwas auf?«, frage ich.
    »Nein.«
    »Schön. Kann ich den Beleg mitnehmen?«
    »Aber nicht verlieren«, sagt sie.
    Dann bringt sie mich zur Tür. Michael Tyler erhebt sich, offensichtlich um uns zu begleiten, setzt sich dann aber wieder hin. Im Flur ist es warm, und es scheint, als würden hier jetzt noch mehr Bilder von Rachel hängen als gestern Abend; ganz als hätten die Tylers geglaubt, sie könnten sich damit die schlechten Nachrichten vom Hals halten.
    »Der Mann letzte Nacht. Die Reporterin hat seinen Namen erwähnt, Bruce Alderman. Auch

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