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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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und sein Körper ist nicht mehr so in Form wie bei einem jüngeren Mann, obendrein hat er Schmerzen in Schulter und Fingern. Er müsste größer, kräftiger, jünger oder nüchterner sein, oder er bräuchte eine Leiter. Er äugt zu mir hoch.
    »Du Mistkerl«, sage ich.
    »Ich hab mich wohl geirrt. Du hast sie also doch gefunden.«
    »Es ist Zeit für ein paar Antworten«, sage ich und strecke den Arm aus. Mit einer Hand packe ich ein Büschel Haare, mit der anderen die Vorderseite seines Hemds. Damit es schön wehtut, ziehe ich ihn mit einem kräftigen Ruck nach oben; als ich seinen Körper über den Rand des Grabs wuchte, gibt er ein Grunzen von sich.
    »Au, Mann, nicht so schnell, verdammt noch mal«, sagt er, doch ich höre gar nicht auf ihn.
    »Ich habe deinen Sohn nicht getötet«, sage ich und zerre weiter an ihm.
    Er stützt sich mit beiden Händen auf meinen Armen ab, um den Schmerz zu lindern, der offensichtlich durch seine Schädeldecke pulsiert. Ich kann fühlen, wie Haare und Kopfhaut allmählich reißen.
    Als er weit genug oben ist, kniet er sich auf den Boden und lässt meine Arme los. Stattdessen dreht er den Kopf und schnappt mit den Zähnen nach meinem Daumen.
    »Scheiße«, schreie ich und ziehe meine Hand zurück, doch zu spät. Er beißt fest zu, offensichtlich versucht er, den Daumen zu durchtrennen.
    Mein Knie kann ich ihm nicht gegen das Kinn rammen, denn dann würde ich seine Zähne ganz zusammendrücken. Stattdessen schlage ich mit der freien Hand auf ihn ein. Er schüttelt seinen Kopf hin und her und reißt mit den Zähnen an meinem Daumen wie ein weißer Hai, der seine Beute zersäbelt. Also werfe ich mich nach vorne. Wir geraten beide ins Wanken, und einen Moment später fliegen wir durch die Luft.
    Zurück ins Grab.

Kapitel 23
     
    Ich lande mehr oder weniger auf Sidney Alderman. Mit dem Ellbogen knalle ich gegen den Sarg, und als ich mit dem Knie gegen die Wand stoße, wird mein Daumen aus seinem Mund gerissen, ansonsten fängt der Mann unter mir den Aufprall ab. Alderman hat nicht so viel Glück. Hat niemanden, auf dem er landet. Lediglich seine Frau, bloß dass die Zeiten, in denen sie ihm hätte helfen können, längst vorbei sind. Darum kracht er unsanft auf das Holz und die Schaufel unter sich; wahrscheinlich ein härterer Sturz, als wenn er allein ins Grab gefallen wäre. Mein Gewicht, die Wucht des Aufschlags und die Gesetze der Physik wirken sich ziemlich ungünstig für Sidney Alderman aus. Er trifft mit dem Kopf auf die Sargkante.
    Ich drücke mich nach oben und stütze mich dabei an den Wänden aus Erde und am Sarg ab. Aus meinem Daumen strömt Blut. Die Bissränder haben sich nach oben gerollt, und darunter kommt helles, rosafarbenes Fleisch zum Vorschein. Ich ziehe mein Taschentuch hervor und wickle es fest um die Wunde. Sie tut zwar noch nicht weh, aber in zwanzig Sekunden wird sie mich wahrscheinlich umbringen. Ich knie mich hin und schüttle Alderman ein wenig. Da er nicht reagiert, schüttle ich etwas fester. Und als er sich immer noch nicht rührt, lege ich ihm einen Finger an den Hals, um zu sehen, ob sich meine Befürchtungen bestätigen. Blut tropft auf den Sarg und läuft an den Seiten des leicht gewölbten Deckels hinunter, wo es sich in einer Zierrille am Sargrand sammelt, bevor es in den Boden sickert.
    Er hat keinen Puls.
    Ich drehe Alderman um, halte beim Anblick seiner Verletzungen jedoch inne. In seinem Hals steckt die Schaufelspitze; sie deutet Richtung Gehirn. Als ich ihn bewege, sackt sein Kopf nach unten und der Griff der Schaufel fängt an sich zu drehen. Seine Augen sind geöffnet, aber ohne Ausdruck. Ich lasse ihn los, und er kippt zurück auf den Sarg. Sein Blut klebt an meinen Händen. Ich starre sie einen Moment lang an, dann wische ich sie an den Wänden des Grabes ab und betrachte sie erneut, schließlich trete ich von Alderman weg. Natürlich komme ich nicht weit. Dann wische ich meine Hände erneut an der feuchten Erde ab und reibe sie an meinem Hemd sauber. Dabei glotze ich Alderman die ganze Zeit an, als würde er gleich aufstehen und mir erklären, dass ich mir wegen der Sache hier keine Sorgen machen soll, das hätte jedem passieren können.
    Mein Gott!
    Ich klettere aus dem Grab. Was mir sehr viel leichter fällt als Alderman, weil ich es mit ganz anderen Kräfteverhältnissen zu tun habe. Ich liege auf dem Rasen und starre in den Himmel, der noch genauso blau ist wie vorhin, als ich mit dem Bagger das Grab ausgehoben habe.
    Mein

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