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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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Hering aus den Netzen pellst, vergeht dir die Romantik. Und reich wird da auch keiner bei, jedenfalls kein Fischer.«
    Â»Nee«, bestätigt Plötz, »das ist vorbei. Ende der vierziger Jahre gab es hier über vierhundert Fischer, die haben alle davon gelebt, zu DDR-Zeiten waren noch über hundert in der Genossenschaft, jetzt sind wir noch acht. Ich denk mal, so in zehn Jahren gibt es gar keine Küstenfischerei mehr.«
    Â»Das wäre aber wirklich schade. So eine Tradition kann man doch nicht einfach abschaffen. Das verstehe ich nicht.« Die Großstädterin ist entsetzt.
    Â»Der Fischer hat zwei natürliche Feinde: den Kormoran und den Politiker. Schlimmer als dieser naturgeschützte Mistvogel, der uns den Fisch wegfrisst, sind die Fangquoten. Kein Schwein versteht das. Der Hering läuft uns um, es hat noch nie so viel Hering gegeben wie in den letzten Jahren, und wir dürfen ihn nicht fangen, die kürzen jedes Jahr die Fangquoten. Das ist doch die reine Schikane.«
    Â»Nu jammer ma nich, du kommst doch ganz gut zurecht«, wirft Berta ein.
    Â»Ja, aber auch bloß durch die Hotels, durch deine Sophie und Brinkmann. Die nehmen mir den Fisch ab zu einem vernünftigen Preis und schicken auch ab und zu mal Leute, die mit rausfahren wollen. Na ja, und natürlich der Kiosk von Brinkmann …«
    Â»Was? Der Kiosk gehört Brinkmann?« Steffi ist erstaunt. »Ich dachte, das wäre deiner. Aber du bewirtschaftest ihn doch. Warum das denn?«
    Der Fischer zuckt mit den Schultern. »Er hatte eben die Idee, gleich Anfang der Neunziger. Und das Geld.«
    Â»Das wirst du nicht verstehen«, ergänzt Berta. »Du bist mit der Marktwirtschaft aufgewachsen, wir mussten das erst lernen. Die meisten in unserem Alter haben das bis heute nicht begriffen. Einige Wessies haben hier schöne Schnäppchen gemacht, kurz nach der Wende. Aber Brinkmann ist nicht der Schlechteste. Mein Freund ist er zwar nicht gerade, zumal er mir mein Haus abluchsen wollte, aber für Bansin tut er ja doch einiges und sein Hotel ist immerhin das beste im Ort.«
    Â»Na, leck mej am Aasch, wenn das das beste Hotel im Ort ist«, platzt Steffi heraus, verstummt jedoch sofort.
    Die beiden anderen sehen sie erstaunt an. »Nu komm, vertell«, drängt Plötz, als Steffi schweigt. Verlegen streicht sie sie sich über ihre akkurate Kurzhaarfrisur.
    Â»Na gut. Aber das muss unter uns bleiben, jedenfalls darf Brinkmann nie erfahren, dass ich was gesagt hab. Der ist mir nämlich bei der Bezahlung noch mal sehr entgegengekommen, der olle Knießkopp, dafür dass ich sozusagen versprochen hab, das Maul zu halten.«
    Â»Nun erzähl schon!« Berta stößt sie erwartungsvoll an. »Wäre doch mal schön, wenn der seine Nase nicht mehr ganz so hoch tragen würde. Wir werden ihm schon nicht erzählen, was wir von dir wissen, obwohl der sich das wahrscheinlich denken kann. Aber ist doch egal, du wohnst doch sowieso nicht mehr bei ihm.«
    Â»Nein, das stimmt. Die Ferienwohnung bei Sophie im Haus ist wirklich toll und die kann ich mir den ganzen Winter über leisten, da können mich sogar meine Kinder mal besuchen kommen – übrigens hat deine Nichte mir auch angeboten, dass ich ihr Auto mal benutzen kann, sie ist wirklich sehr nett.«
    Steffi räuspert sich. »Also gut – mindestens dreimal sind Gäste wieder abgereist, weil die Zimmer dreckig waren. Und einmal ist angeblich etwas aus einem Zimmer geklaut worden, Schmuck, glaube ich. Brinkmann konnte aber keiner Zimmerfrau etwas nachweisen, es war immer auf einer anderen Etage. Mit dem Frühstücksbüfett gab es auch dauernd Ärger, einmal war verdorbener Joghurt drauf, einmal war die Kaffeesahne sauer und ich hab sogar Schimmel auf der Marmelade entdeckt. Und dann muss da noch irgendetwas mit dem Swimmingpool gewesen sein. Ein Gast hat sich lautstark an der Rezeption beschwert, der Pool wäre verunreinigt, er würde das Gesundheitsamt anrufen und was noch alles. Wisst ihr, ich hab manchmal im Foyer gesessen und Zeitung gelesen, da bekommt man ja alles mit. Einer sagte auch mal, dass im Internet etwas drinstünde über das Hotel, aber vom Internet habe ich keine Ahnung.«
    Berta nickt befriedigt. »Das muss ich Sophie erzählen, die findet das schon raus.«
    Â»Schadenfreude ist doch die reinste Freude«, lästert Plötz. »Na ja, verkehrt wäre es nicht, wenn

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