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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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der mal ’nen Dämpfer kriegt. Wenn ich das recht überlege, ist der in letzter Zeit ohnehin nicht mehr ganz so großmäulig wie sonst. Aber so wie ich den kenne, wird der schon die Schuldigen finden. Da wird es wohl in Bansin bald ein paar Arbeitslose mehr geben.«
    Montag, 15. Oktober
    Der Polizist lässt die Kelle sinken, mit der er das Auto gestoppt hat, und öffnet die Fahrertür. Fast mitleidig sieht er den Mann an, der jetzt den Kopf mit den vollen grauen Haaren zwischen seine Hände auf das Lenkrad legt. »Sind Sie betrunken, Doktor Moll?«, fragt er leise.
    Der Arzt blickt verzweifelt zu ihm auf. »Ich muss zu meiner Tochter. Sie hatte einen Unfall, sie braucht mich!«
    Â»Einen Unfall? Wann und wo?«
    Â»Ja, sie ist an einen Baum gefahren, in Ahlbeck, kurz vor der Grenze. Mein kleiner Enkel war mit im Auto!«
    Der Polizist sieht zu seinem Kollegen, der schüttelt den Kopf. »Hören Sie, Herr Doktor, es gab heute keinen Unfall in Ahlbeck. Das wüssten wir. Wie kommen Sie denn darauf?«
    Â»Aber – der Anrufer – er hat gesagt, sie ist schwer verletzt, ich muss sofort kommen …«
    Â»Beruhigen Sie sich. Haben Sie die Telefonnummer Ihrer Tochter? Geben Sie mir Ihr Handy, so wird das nichts.«
    Er nimmt dem Mann das Telefon aus den zitternden Händen und wählt die eingespeicherte Nummer.
    Â»Corinna? Hier ist Fred, Fred Müller. Nein, keine Angst, deinem Vater ist nichts passiert. Aber ihm hat jemand erzählt, du hättest einen Unfall gehabt.«
    Einen Moment hört er der aufgeregten Frau zu, mit der er zusammen zur Schule gegangen ist, dann unterbricht er sie. »Ja, nun beruhige dich, ist ja nichts weiter passiert. Wir klären das schon. Aber ich muss deinen Vater jetzt erst mal mitnehmen, zur Befragung, ich bring ihn dann nachher nach Hause. Vielleicht kannst du dich um das Auto kümmern? Wir sind hier am Bahnhof in Heringsdorf, ich stelle es auf den Parkstreifen. Ich ruf dich an, wenn ich mehr weiß. Mach’s gut.«
    Er seufzt, als er dem Arzt das Handy zurückgibt. »So, mit Ihrer Tochter ist alles in Ordnung. Es gab keinen Unfall. Steigen Sie aus, Herr Doktor Moll. Sie fahren jetzt mit uns mit.«
    Dann sieht er zu seinem Kollegen. »Wer hat uns eigentlich angerufen?«
    Der Angesprochene zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung«, entgegnet er und fährt mit einem Blick auf den Arzt leise fort: »Wahrscheinlich derselbe, der den Doktor angerufen hat. Ein ziemlich übler Streich. Wir sollten mal herausfinden, wen er in letzter Zeit falsch behandelt hat.«
    Â»Irgendwie ist die nicht ganz symmetrisch«, stellt Sophie fest, die neben der Jugendstiluhr steht und auf die Ahlbecker Seebrücke blickt.
    Anne nickt. Sie hat ihre Jacke ausgezogen und um die ausladenden Hüften gewickelt. Bevor sie zu einer Erklärung ansetzt, beißt sie noch einmal genüsslich in die Bratwurst, die sie gerade am Grillstand gekauft hat, und wischt die Brötchenkrümel vom Pullover. »Ja, die wurde auch erst so nach und nach zusammengebaut. Zuerst waren das nur vier Imbissstände auf einer Plattform im Wasser. Dann wurde dahinter ein Anlegesteg für Motorboote errichtet und schließlich wurden die einzelnen Buden durch hölzerne Kolonaden ringsherum verbunden. In den dreißiger Jahren wurde als krönender Abschluss das Dach gebaut und die Seebrücke bekam ihr heutiges Aussehen.«
    Â»Und ist das Symbol der Insel«, ergänzt Berta. »Ich habe noch keine Fernsehsendung über Usedom gesehen, in der sie nicht die Ahlbecker Seebrücke gezeigt haben.«
    Â»Na ja, ist ja auch die älteste Seebrücke Deutschlands, die einzige, die aus dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben ist.«
    Anne will noch weiterreden, aber ihre einen Kopf kleinere Freundin unterbricht. »Ist ja gut, du hast heute frei. Das kannst du alles morgen wieder erzählen, wenn du mit deiner Reisegruppe unterwegs bist.«
    Â»Na dann los, ihr Ignoranten. Wenn ihr nichts über die Geschichte wissen wollt, dann eben nicht.«
    Â»Das wissen wir doch alles schon«, besänftigt Berta. »Aber wir wollen doch noch zur Drogerie und Sophie muss zurück, die Gaststätte aufmachen.«
    Derweil ist ihre Nichte schon vorausgegangen. »Schlimm genug, dass man nach Ahlbeck fahren muss, wenn man ein bisschen Kosmetik braucht«, sagt sie über die Schulter. »In Heringsdorf gibt es zwar jede Menge

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