Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
Vom Netzwerk:
aufgesprungen und geht schnell zu ihrem Empfangstresen. Sie fährt den Computer hoch und öffnet ihre Homepage. Schweigend liest sie die niederschmetternde Bewertung im virtuellen Gästebuch, von der ihre Freundin gesprochen hat.
    Die beiden sehen sich an, Sophie hilflos, Anne mitleidig.
    Â»Was mach ich denn jetzt? Ich meine – ›dreckiges Bad, schlechtes Essen‹ – was soll das? Und der Name unter dem Eintrag sagt mir nichts. Hat wahrscheinlich auch keinen Sinn, danach zu suchen.«
    Â»Nein, den wird es wohl nicht geben. Fragt sich nur, wer dahintersteckt. Vielleicht solltest du dich mit Brinkmann zusammentun und mal die Konkurrenz unter die Lupe nehmen. Wer hat ein solches Interesse daran, euch zu schaden?«
    Dienstag, 13. November
    Berta sieht ohne Begeisterung in die Fischkisten vor der Bude.
    Â»Doll ist es nicht«, bestätigt Plötz. »Vielleicht vierzig Kilo Hering und ein paar Schnäpel. Der Wind müsste endlich mal drehen, damit der Dorsch unter Land kommt.«
    Â»Ich wollte gerne mal ein paar Flundern haben, die isst Sophie so gerne. Aber du hast wohl keine?«
    Â»Nee, tut mir leid. Einen schönen großen Hecht kannst du haben. Ist doch auch was Feines. Schön weiß gekocht – was meinst du?«
    Â»Nee, lass mal. Der hat mir zu viele Gräten. Dann nehme ich lieber ein paar Schnäpel mit. Oder hier, da hast du ja einen schönen Steinlachs. Das ist doch was. Den gibt es heute Mittag mit Stampfkartoffeln und süß-saurer Soße. Oder hat den schon einer bestellt?«
    Â»Ich glaub, den wollte Arno sich mitnehmen. Aber frag ihn mal. Er wird ihn dir schon lassen.«
    Der junge, blonde Mann ist herangetreten und nickt Berta zu. »Nimm ihn mal mit. Ich brat mir ein paar Heringe.«
    Â»Nein, wir machen das anders. Ich brate den Steinlachs und du kommst heute Abend zum Essen. Der reicht für uns alle. Also, keine Widerrede.«
    Â»Genau wie meine Alte«, wirft Plötz ein. »Eine herzensgute Frau. Nur zwei Sachen kann sie nicht vertragen, das sind Tomaten und Widerrede. Da ist sie allergisch drauf.«
    Arno lacht. »Na, ich würde mich doch nicht trauen, Berta zu widersprechen. Nee, im Ernst, ich komm gerne.«
    Â»Gut, dann ist das ja klar. Was meint ihr, wird das noch besser mit dem Fang? Oder war es das schon für diesen Herbst?«
    Â»Also laut Internet sieht es nicht nach Wetteränderung aus in den nächsten Tagen«, sagt Arno, während sie in die Hütte gehen.
    Plötz stöhnt. »Und wenn es jetzt auf einmal kalt wird, so wie letztes Jahr, zieht sich der Dorsch ganz von der Küste zurück. Und das Schlimmste ist, wenn wir die Fangquoten in diesem Jahr nicht schaffen, wird uns das nächste Jahr etwas abgezogen. Bloß gut, dass die Fänge an der ganzen Küste schlecht sind, da wird die Abzugsmenge auf alle aufgeteilt.« Er stochert im Ofen und legt ein paar Stücke Holz auf. »Wollen mal sehen, dass wir fertig werden und nach Hause kommen. Wir haben ja auch gar kein Bier da, ich muss erst wieder Nachschub holen.«
    Die letzten Worte sind an den Weißhaarigen gerichtet, der an der Tür stehen geblieben ist.
    Â»Oder wolltest du Fisch?«
    Der Angesprochene zuckt unschlüssig mit den Schultern. »Ich kann ja morgen wieder kommen, wenn du heute nicht so viel hast. Ist nicht eilig.«
    Â»Na, morgen fahren wir nicht schon wieder raus. Vielleicht Anfang nächster Woche.«
    Â»Alles klar. Denn haut mal rein«
    Enttäuscht zieht der Mann ab. Der Fischer sieht ihm nach. »Auch so ein armer Wicht«, murmelt er.
    Berta nickt. »Ja, der lebt ganz alleine. Nicht so einfach, besonders für einen Mann in seinem Alter. Ist der eigentlich schon Rentner?«
    Â»Nee, noch lange nicht. Der sieht viel älter aus, als er ist. Seine Frau war auch erst Mitte fünfzig, als sie gestorben ist. Hatte wohl Krebs.«
    Â»Ich glaube, die ist nie über den Tod von ihrem Jungen weggekommen. Der ist doch in der Ostsee ertrunken, nicht?«
    Plötz nickt betrübt. »Ja, das war schlimm. Ging noch nicht mal zur Schule, der kleine Kerl. Na ja, sie waren beide arbeiten, die größeren Geschwister sollten wohl aufpassen, aber das waren ja selbst noch Kinder. Es war auch noch Sturm, ich kann mich noch genau erinnern. Sie haben ihn erst nach Tagen gefunden, drüben in Swinemünde ist er angespült worden.«
    Â»Ich wusste gar nicht, dass er noch mehr Kinder hat.

Weitere Kostenlose Bücher