Die Toten von Bansin
Sommers. In diesem Jahr hatten doch alle EinbuÃen. Aber das holen wir im nächsten Jahr schon wieder auf.«
Anne bleibt trotzdem schlecht gelaunt. Es passt ihr nicht, dass Jenny Sonnenberg an den Stammtisch gekommen ist. Sie hatte gerade ein sehr persönliches Gespräch mit Sophie geführt, das sie unterbrechen mussten. Deshalb ist sie froh, dass Berta und Steffi sich nun ebenfalls an den Tisch setzen und sie aufstehen kann, ohne unhöflich zu wirken.
»Nichts los, was?«, stellt Berta überflüssigerweise fest. »Na ja, November eben. Mach mir doch mal einen Grog, ich bin ganz durchgefroren, obwohl es gar nicht so kalt ist. Aber dieser Nebel â¦Â«
»Such man keine Ausreden«, lästert ihre Nichte. »Du trinkst doch auch im Sommer Grog.«
»Ja klar, wenn mir kalt ist, trinke ich Grog. Ist ja auch gesund, ich bin jedenfalls nie erkältet.«
»Und du, Steffi? Auch einen Grog?«
»Nein, danke. Da kann ich mich einfach nicht dran gewöhnen. Gib mir lieber ein Bier.«
Sophie versorgt ihre Gäste und bleibt dann hinter der Bar stehen, vor der ihre Freundin schon wartet.
»Also was ist los?«, nimmt Anne den Faden wieder auf. Mich kannst du nicht hinters Ohr führen. Willst du wirklich was mit Arno anfangen?«
»Ich hab nur gesagt, dass er mir gefällt. Das heiÃt noch lange nicht, dass er interessiert ist. Vielleicht bin ich ihm ja viel zu alt.«
»Quatsch, das sieht doch ein Blinder mit Krückstock, dass der scharf ist auf dich. Na ja gut, er ist zehn Jahre jünger, aber wenn dich das nicht stört â¦Â«
»Im Gegenteil. Du weiÃt doch, dass ich nicht auf alte Kerle stehe.«
»Na, wer schon. Es sei denn, sie sind reich und dann richtig alt. Aber ich kann mir dich und Arno so gar nicht zusammen vorstellen. Der ist dir doch geistig total unterlegen. Der kann vielleicht Fische fangen, aber worüber willst du mit dem reden?«
»Das ist auch so ein Vorurteil. Warum muss der Mann in einer Beziehung immer der Schlauere sein? AuÃerdem glaub ich nicht, dass Arno blöd ist. Ich habe den Eindruck, dass er auch viel liest und überhaupt ziemlich aufgeschlossen und vielseitig interessiert ist. Der lässt das nur nicht so raushängen.«
»Woher weiÃt du das denn?«
»Das merkt man, wenn man sich mit ihm unterhält. Und jetzt halt die Klappe, da kommt er nämlich.«
»Na, guck an. So ein Zufall. Sogar ohne Plötz. Und beim Friseur ist da doch auch einer gewesen.«
Die letzten Worte haucht sie nur noch und lächelt freundlich dabei, denn der Fischer kommt direkt an die Bar. Frank Sonnenberg betritt unmittelbar danach die Gaststätte. Er setzt sich aber nicht zu seiner Frau, sondern neben Arno auf einen Barhocker und verwickelt seinen Nachbarn auch gleich in ein Gespräch über ein Problem, das er mit seinem Computer hat.
Die beiden Frauen am Tresen hören erstaunt zu, dann blickt Sophie ihre Freundin triumphierend an. Anne scheint es nämlich ebenfalls nicht mehr so abwegig zu finden, dass Arno zu ihr passt.
»Macht doch mal ein bisschen lauter«, ruft Jenny vom Stammtisch. Sophie ist etwas überrascht, dass Franks Frau auf Andrea Berg steht, das hat sie ihr gar nicht zugetraut. Auch Anne verdreht die Augen, dreht aber gehorsam die Lautstärke höher.
»Ich hab Inka lange nicht mehr gesehen, ist sie op Jäck?«, fragt Steffi.
Berta sieht sie verständnislos an. »Was ist sie?«
»Ob sie verreist ist.«
»Keine Ahnung. Sie war wirklich länger nicht hier. Aber sonst kam sie auch nicht so oft. Erst, seitdem sie für Jenny arbeitet. Vielleicht ist sie krank, weiÃt du was Näheres, Jenny?«
»Nein, bei mir hat sie sich nicht abgemeldet. Aber ich hab im Moment ja auch keine Aufträge für sie.«
Jenny holt ihr Handy aus der Tasche und blickt darauf. »Mist, der Akku ist leer und ich muss dringend telefonieren.« Sie geht an die Bar. »Du, Sophie, kann ich mal dein Telefon benutzen? Mein Akku ist leer.«
»Klar.« Sophie gibt Jenny den Apparat. Die zeigt in die Gaststätte. »Ich geh mal um die Ecke, hier ist es zu laut.« Dass Arno ihr misstrauisch hinterhersieht, bemerkt sie nicht.
Anne beobachtet wohlwollend, wie Sophie und Arno miteinander flirten. âºWenn man sich erst mal an den Gedanken gewöhnt hat, ist es doch ein schönes Paarâ¹, denkt sie neidlos und zwinkert Frank zu, dem diese
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