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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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hat. Es gibt nämlich auch ein internes Zeichen vom Chef, dass er unter einem Vorwand vor unangenehmen Gästen gerettet wird. Vor einer halben Stunde war er nahe daran, der Angestellten das Zeichen zu geben, hat es aber doch nicht getan. Und jetzt wird das Gespräch gerade interessant, denn der Busunternehmer plaudert locker aus dem Nähkästchen über seinen Verdienst an Pauschalreisen.
    Die junge Frau in der Uniform des Empfangspersonals ist sichtlich verlegen. Aber es scheint dringend zu sein, sonst wäre sie vor dem Blick ihres Chefs bereits geflüchtet. Der entschuldigt sich bei seinen Gästen und folgt ihr zur Rezeption.
    Dort findet er einen empörten Herrn vor, der offensichtlich nur einen Schlafanzug unter seinem Bademantel trägt und sich, vor Wut schnaubend, auf den Hotelier stürzt.
    Â»Sind Sie der Chef? Also, so etwas habe ich noch nicht erlebt! Ich verlange …«
    Noch bevor er weiterreden kann, hat Brinkmann ihn aus der Hotelhalle zur Treppe geführt und bittet ihn, etwas peinlich berührt: »Vielleicht gehen wir erst einmal hinauf in Ihr Zimmer. Wir finden sicher eine Lösung für Ihr Problem.«
    Das Problem erkennt er aber erst, als er im Hotelzimmer steht, vor dem Doppelbett. Die Bettdecke ist zurückgeschlagen und in der Mitte der Laken ist ein großer nasser Fleck zu erkennen. Unwillkürlich blickt der Hotelier nach oben, an die Zimmerdecke, aber die ist trocken.
    Â»Das kann doch gar nicht sein.« Er ist ratlos.
    Die Frau, die, ebenfalls im Bademantel, neben dem Bett steht, ist nicht so aufgebracht wie ihr Ehemann, aber ebenfalls verärgert. »Das Schlimme ist, mein Mann hat es erst gemerkt, als er im Bett lag«, erklärt sie, »und man weiß ja nicht, was das ist.«
    Â»Na, das wird Wasser sein«, versichert Brinkmann. »Da muss beim Putzen was ausgekippt sein, denke ich.« Er überlegt, aber eine bessere Erklärung fällt ihm so schnell nicht ein. »Jedenfalls erhalten Sie natürlich sofort ein anderes Zimmer.«
    Zum ersten Mal, seit er dieses Hotel besitzt, ist er froh, dass er nicht voll belegt ist. Die Empfangsdame, die auf dem Flur steht, deutet auf das Nachbarzimmer.
    Â»Ã–ffnen«, weist Brinkmann sie an. Er blickt kurz zu den Gästen, die ihre Sachen aus dem Bad und den Schränken nehmen und geht in den Nebenraum. Misstrauisch schlägt er das Bett auf und kann gerade noch einen Fluch zurückhalten. Auch dieses Bett ist völlig durchnässt, ebenso wie die Betten in zwei weiteren Zimmern auf der Etage. Inzwischen kontrolliert auch seine Angestellte die Zimmer. In einem ist das Bett trocken, aber als der Hotelier zur Sicherheit in die Nasszelle blickt, findet er Glasscherben in der Dusche. Schnell schließt er auch diese Zimmertür wieder.
    Gerade als das Ehepaar in seinen Bademänteln mit den Koffern auf den Flur tritt, haben sie ein Zimmer gefunden, das in Ordnung zu sein scheint. Während die Mitarbeiterin der Frau das Gepäck abnimmt, zieht Brinkmann selbst die Übergardinen zu, knipst alle Lampen an und sieht sich noch einmal nervös um. Hoffentlich gibt es keine weiteren Überraschungen.
    Er entschuldigt sich noch einmal bei seinen Gästen, wünscht ihnen eine gute Nacht und geht mit seiner Angestellten zusammen die Treppe hinunter.
    Â»Haben die Halbpension?«, fragt er.
    Die Frau schüttelt den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«
    Â»Dann bieten Sie ihnen morgen ein kostenloses Abendessen an, als Entschädigung.« Er sieht auf die Uhr. »Ich weiß, Sie haben gleich Feierabend. Aber seien Sie doch so gut und gehen, wenn der Nachtwächter da ist, noch einmal nach oben. Ziehen Sie die Betten ab und breiten Sie alles zum Trocknen aus. Das andere müssen die Zimmerfrauen morgen machen. Aber erst, wenn ich mit der Polizei gesprochen habe. Danke.«
    Er geht zurück in die Bar und ist erleichtert, als sich das reichlich angetrunkene Ehepaar kurz darauf verabschiedet. ›Hoffentlich ist bei denen im Zimmer alles in Ordnung‹, denkt er in einem Anflug von Panik.
    Montag, 19. November
    Die großen Fischerboote wurden hochgezogen in die Dünen, in die Nähe der Hütten. Sie sind mit Plastikplanen abgedeckt, um sie vor Wind und Wetter zu schützen. Nur die kleinen Boote liegen noch dicht am Ufer. Das Wasser ist heute wieder ruhig und etwas zurückgewichen. Die Wellen haben glattgeschliffene, flache Steine und Muscheln ans Ufer

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