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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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Berta mit der Bahn nach Hause fahren wollte, bot er an, sie in seinem Auto mitzunehmen, weil er auch nach Berlin musste. Er trug ihr Gepäck in die Wohnung im vierten Stock, blieb ganz klassisch zu einem Kaffee und dann über Nacht. Es war ein lockeres Verhältnis, das nur in Berlin stattfand und auch nicht unterbrochen wurde, als Sophie eine feste Beziehung zu einem anderen Mann hatte, der sich dann auch wieder als Niete erwies.
    Als sie sich entschloss, in Bansin zu bleiben, wollte sie die Liaison eigentlich beenden, aber Frank gelang es mit seinem Charme immer wieder, sie herumzubekommen. Dass er als Architekt den Umbau ihrer Pension leitete, machte es nicht leichter. Aber sie hatte ständig Angst, dass ihre äußerst scharfsichtige Tante etwas merkte, oder, noch schlimmer, Frank Sonnenbergs Frau.
    Â»Ihr habt euch wohl beide für besonders schlau gehalten, was?«, sagt Berta nun. »Natürlich weiß Jenny längst, was läuft. Ich habe schon immer gedacht, irgendwann zahlt sie ihm das heim und schmeißt ihn aus seinem eigenen Haus. Dass sie kalt und rachsüchtig ist, habe ich nämlich geahnt, aber nicht, dass sie dir gegenüber so bösartig reagiert. Was sagt Frank denn dazu?«
    Â»Der weiß das ja gar nicht«, fällt Sophie zu ihrer eigenen Überraschung ein. »An den hab ich überhaupt nicht gedacht.«
    Berta lacht. »Na, das ist doch ein gutes Zeichen. Die große Liebe war es dann wohl doch nicht.«
    Â»Nein. Aber er ist schon in Ordnung. Und ich muss auf jeden Fall mit ihm reden, ich glaube, er unterschätzt Jenny.«
    Â»Na ja, ich glaube, er macht sich gar nicht so viele Gedanken über seine Frau. Er ist eben ziemlich leichtsinnig, ganz anders als Arno.«
    Â»Wie kommst du jetzt auf den?«
    Â»Sophie, ich bitte dich. Das hat ja nun wirklich jeder gemerkt. Ist ja auch gut. Ihr beide braucht euch doch nun auch wirklich nicht zu verstecken.«
    Â»Ich bin froh, dass du das sagst, aber findest du wirklich, der passt zu mir?«
    Â»Du, der ist das Beste, was dir passieren kann. Aber du solltest dich nur mit ihm einlassen, wenn du es ernst meinst. Für eine kurze Affäre ist Arno nicht geeignet. Und ich würde es dir sehr übel nehmen, wenn du ihn verletzt. Der steckt das nicht so leicht weg wie Sonnenberg.«
    Â»Ich weiß eigentlich kaum was über ihn. Der redet ja sowieso nicht viel und über sich selbst schon gar nicht. Aber er muss doch eine ziemlich große Familie haben, hab ich mal so rausgehört. Schwestern und Brüder und Nichten und Neffen, seine Mutter lebt auch noch.«
    Â»Ja, das stimmt. Arno hat sechs Geschwister, die wohnen noch fast alle im Dorf. Eine Schwester lebt mit ihrer Familie im Elternhaus, die anderen in der Umgebung. Er wohnt ja auch noch bei seiner Mutter, hat sich das Dachgeschoss ausgebaut, glaube ich.«
    Â»Na, das ist doch super. Ich finde es toll, eine große Familie zu haben.«
    Â»Ja, das hört sich toll an. Früher war das auch normal. Also, ganz früher, in meiner Kindheit. Zehn, zwölf Kinder waren keine Seltenheit bei den Fischerfamilien. Aber schon seit DDR-Zeiten hat Kinderreichtum immer so einen Anstrich von asozialer Lebensweise. Klar, die Eltern können sich nicht so um jeden einzelnen Sprössling kümmern, aber die erziehen sich ja auch gegenseitig. Arnos Vater hat mit Plötz zusammen gefischt, da musste seine Mutter natürlich auch oft am Strand helfen. Aber ich finde nicht, dass sie die Kinder vernachlässigt haben. Die waren eben nicht besonders gebildet. Vor allem haben die ja nur plattdeutsch gesprochen. Ich glaube, Arnos Eltern konnten beide kein Hochdeutsch. Und die Kinder natürlich auch nicht, als sie zur Schule kamen. Da hatten sie ganz schöne Probleme.
    Der Vater ist gestorben, kurz bevor Arno mit der Schule fertig war. Ich weiß nicht, was er vorhatte, ob er einen Beruf lernen wollte. Er hat nie darüber gesprochen. Er ist dann einfach für seinen Vater eingesprungen. Das Boot und die Bude gehörten zwar Plötz, aber der brauchte nun einen zweiten Mann – und einen Teil der Netze und Angeln hat Arno von seinem Vater geerbt. Das war mitten in der Wendezeit. Keiner wusste so richtig, wie es weitergeht. Arno fühlte sich wohl auch für seine Mutter verantwortlich, die meisten seiner Geschwister sind älter und hatten schon eigene Familien.«
    Â»Ja, aber das ist nun über zwanzig Jahre her. Inzwischen

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