Die Toten von Bansin
die Hände zu Fäusten. Die zwei Zimmerfrauen und der Hausmeister, die ihn begleiten, wagen kaum zu atmen und schon gar nicht, etwas zu sagen. Sie kennen ihren Chef und warten auf den Ausbruch, der jeden Moment erfolgen muss.
Sie haben in der obersten Etage begonnen. In den ersten zwei Zimmern war alles in Ordnung. Das dritte lieà sich nicht öffnen, der Schlitz, in den die Karte eingeführt werden muss, sieht verklebt aus. Brinkmann macht sich eine Notiz, der Hausmeister auch. Im nächsten Zimmer steht das Fenster offen, die Auslegware ist durchnässt.
»Wann waren Sie zuletzt hier drin?«, donnert der Hotelbesitzer.
Die beiden jungen Frauen sehen sich an und zucken mit den Schultern. »Das â das ist schon länger her, vielleicht im Oktober«, stottert die eine. Es folgen zwei Suiten, die völlig in Ordnung zu sein scheinen. Dann ein Bad, in dem ein Büschel, anscheinend Hundehaare, in der Dusche liegt. In einem anderen Bad ist das Toilettenpapier abgerollt und im ganzen Raum verteilt. Eine andere Toilette wurde durch einen groÃen Lappen verstopft. In mindestens zwei Bädern läuft das Wasser, einmal am Waschbecken, einmal in der Dusche. Ein Duschschlauch ist ganz abgerissen. Mehreren Betten ist anzusehen, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hat. In einem liegt Strandsand, ein anderes ist feucht, es riecht nach Bier.
Alexander Brinkmann geht immer schneller. Er sieht nicht mehr genau hin, öffnet nur noch die Türen, sieht kurz in die Räume und geht wieder hinaus, ohne etwas zu verändern. Sie kommen in das Zimmer, aus dem die Gäste abgereist sind, ohne das Zimmer zu beziehen. Es stinkt noch immer bestialisch. »Verfaulter Fisch«, vermutet der Hausmeister.
Schweigend gehen sie die kleine Treppe hinunter und zur Rezeption.
»Ich rufe jetzt die Polizei«, erklärt der Hotelier. »Sie bleiben hier«, weist er die ältere Zimmerfrau an, »und zeigen denen alles. Vielleicht finden die ja doch eine Spur. Obwohl â¦Â«, Brinkmann zuckt hoffnungslos mit den Schultern.
Er wendet sich an die andere Frau. »Sie versuchen, alle Mitarbeiter zu erreichen, auch die, die nur bis Oktober hier tätig waren. Ich will morgen Nachmittag um fünfzehn Uhr alle hier haben. Es muss doch einer etwas bemerkt haben. Und Sie«, befiehlt er dem Hausmeister, » kontrollieren alle Fenster und Türen im Erdgeschoss. Wenn Sie sehen, dass etwas offen ist, fassen Sie nichts an, sondern zeigen es der Polizei. Danach gehen Sie in die Kellerräume, Lager, Spa-Bereich. Dort sehen sie sich besonders gründlich um. Ich will keine Ãberraschungen mehr.«
Der Hausmeister, der eigentlich schon Feierabend hat, nickt bereitwillig. Ein Widerspruch wäre bei seinem Chef nicht angebracht, schon gar nicht heute. Nun muss seine Frau eben allein zum Einkaufen fahren.
Brinkmann setzt sich an die Rezeption und fährt den Computer hoch. Er öffnet seine Website, findet aber keine neuen Einträge. Einer Eingebung folgend, sieht er sich an, welche Beurteilungen das Kehr wieder bekommen hat. Ãberrascht stöÃt er mit Blick auf ein Tourismusportal einen kurzen Pfiff aus. Da schau an, das ist doch genau so ein Blödsinn, wie bei ihm. Möglicherweise gelten diese Anschläge also nicht ihm persönlich, sondern betreffen vielleicht mehrere Häuser im Ort. Das schränkt doch die Verdächtigen gewaltig ein, es kann sich eigentlich nur um Konkurrenz handeln. Oder um jemanden, der dem Tourismus generell schaden will. Er beschlieÃt, auf jeden Fall mit Sophie und dann auch mit anderen Hoteliers des Ortes zu reden. Vielleicht gibt es bei denen ähnliche Sabotageakte. Eigentlich wäre das ja die Aufgabe der Polizei, denkt er. Na, mal sehen, was die sagen und vor allem, was die machen.
Der groÃe grauhaarige Mann blickt zur Tür, zu seinem Hausmeister. »Im Pool schwimmt HundescheiÃe«, ruft der ihm zu.
»Verdammt!« Brinkmann springt auf und geht zu seinem Angestellten. »Fischen sie das raus«, zischt er ihm zu und legt nach, als der Mann zögert: »Sofort! Haben Sie mich verstanden?«
»Ja, ja natürlich«, stottert der Hausmeister und schlieÃt die Tür hinter sich.
Der Hotelier geht zurück hinter die Rezeption. Er setzt sich hin und stützt den Kopf auf die Hände.
âºWenn das noch vier Wochen so weitergeht, bin ich ruiniertâ¹, denkt er. âºDer verregnete Sommer, im Herbst
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