Die Toten von Bansin
bedenken.
»Ja, aber das mit dem Teewasser war doch eindeutig ein Mordanschlag. Ich denke immer noch, dass alles mit dem ertrunkenen Kind zusammenhängt.«
»Von dem WeiÃhaarigen?«, will Anne wissen.
»Nein, ich meine den Urlauberjungen, der hier am 22. Juli 2002 ertrunken ist, wie ich inzwischen weiÃ. Berta erzählt Sophie und Anne von ihrem Verdacht, über den sie schon in der Fischerhütte gesprochen haben.
»Also«, fasst Anne zusammen, »da hat Sören vielleicht als Rettungsschwimmer versagt und Doktor Moll als Arzt. Und Töpfer hatte Schuld, dass der Rettungswagen nicht rechtzeitig zum Strand kam, weil sein Auto im Weg stand. Arno, denk bitte einmal genau nach, was du an jenem Tag gemacht hast. WeiÃt du das noch? Ich kann mich nicht mehr gut erinnern, aber es müssen doch alle nach dem Kind gesucht haben. Und Manfred Jahn? Wir müssen seine Frau fragen, vielleicht weià die ja etwas. Oder sie ist selbst in alles verwickelt. Die ist komisch in letzter Zeit.«
»Das wärst du auch, wenn dein Mann tödlich verunglückt«, gibt Berta zu bedenken.
»Ja, vielleicht. Besonders, wenn ich nachgeholfen hätte.« Anne lässt sich schwergewichtig auf einen Stuhl fallen und sieht die anderen drei, erstaunt über ihre eigene Idee, an. »Mal angenommen, Christine Jahn hätte im Suff Sören Mager überfahren. Ihr Mann hat das mitbekommen und droht, sie zu verraten. Wer wüsste besser als sie, wann er da oben am Abhang entlanggeht? Sie können sogar zusammen unterwegs gewesen sein. Bei Brinkmann kennt sie sich auch aus, da hat sie doch mal einen Sommer gekellnert. Oder war das eine nicht verlängerte Probezeit? Womöglich ist sie sauer auf den. Und Arno? Na ja, das kann ein Ablenkungsmanöver gewesen sein oder einfach die pure Bosheit, weil sie unseren beiden Verliebten das Glück nicht gönnt.«
»Quatsch.« Berta schüttelt den Kopf. »Das glaub ich nicht. Ich denke nicht, dass es jemand von uns war. Wir müssen herausfinden, zu wem das Kind gehörte, das da ertrunken ist.«
In der folgenden Nacht schlafen sie alle nicht gut. Anne und Arno versuchen, jeder für sich, sich an einen bestimmten Tag vor rund zehn Jahren zu erinnern. Berta beschlieÃt, noch einmal mit Schwester Marita zu reden. Die wird am besten über alle Kranken- und Todesfälle im Ort Bescheid wissen.
Freitag, 7. Dezember
Sophie hat das Frühstück für ihre Gäste selbst zubereitet. Die Kellnerin hat noch Urlaub, arbeitet erst wieder über Weihnachten und Silvester. Danach wird sie für drei Monate arbeitslos und im April stellt Sophie sie wieder ein.
Es ist gemütlich im Gastraum. Weil nur zwei befreundete Familien anwesend sind, gibt es kein Büfett. Die Tische sind zu einer Tafel zusammengeschoben und groÃzügig gedeckt mit verschiedenen Brötchen und Brotsorten, Wurst und Käse, Marmeladen und Honig, Eiern, Joghurt und Orangensaft. Die Kinder haben sich Kakao gewünscht und für die Eltern bringt die rothaarige Wirtin Kaffee und Tee.
»Haben Sie noch einen Wunsch?«
»Nein, danke!« Die Gäste wehren ab. »Sie verwöhnen uns. Wir müssen nachher erst mal einen langen Spaziergang machen, um das Frühstück zu verdauen.«
Sophie nickt zufrieden. »Wo möchten Sie denn hin? Das Wetter ist perfekt für einen Strandspaziergang.«
»Ja«, bestätigt einer der Urlauber, »wir wollen am Strand entlang, Muscheln sammeln und vielleicht finden wir auch Bernstein, was meinen Sie?«
»Warum nicht? Gehen Sie immer dicht am Ufer lang, da liegt bestimmt etwas. Sie müssen nur genau hinsehen.«
»Das machen wir«, stimmt eine Frau zu. »Gut, dass der Strand so breit ist. Unterhalb der Steilküste möchte ich auch nicht gehen, da habe ich immer ein ungutes Gefühl. Als könnte mir gleich ein Baum auf den Kopf fallen.«
Die Männer lachen, aber Sophie meint: »Ja, Sie haben Recht, die Bäume stehen wirklich sehr nah am Abhang. Und sie rutschen immer weiter. âºDie Buchen surfenâ¹, sagt unser Förster. Da stürzen bestimmt noch einige ab in diesem Winter. Falls Sie oben durch den Wald zurückgehen, gehen Sie bitte nicht so nah an die Steilküste und passen Sie auf die Kinder auf. Das ist nicht ungefährlich.« Sie lächelt, um ihre Worte abzumildern, hofft aber, dass die Warnung trotzdem ernst genommen wird.
Während die
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