Die Toten von Bansin
Ehepaarâ¹, denkt sie, âºhoffentlich wird Sophie das auf Dauer nicht langweilig mit ihm.â¹ Laut sagt sie: »Jetzt ist es aber ganz schön kalt geworden.« Sie kommt an den Tisch und reibt die Hände aneinander. »Vielleicht gibt es doch noch weiÃe Weihnachten.«
Sie wendet sich an Arno. »Ist das dein Abendbrot? Ich hab noch Eintopf übrig.«
Er schüttelt den Kopf. »Nein, lass mal. Ich esse gern Kuchen, Stollen besonders.«
»Aha.« Berta zuckt mit den Schultern. »Na, ich gönne mir jetzt einen Grog, zum Aufwärmen.«
»Setz dich mal hin, ich mach dir deinen Grog.« Sophie steht auf und geht in die Küche. Sie bringt ihrer Tante das Gewünschte und gieÃt sich selbst und Arno Kaffee nach.
Berta macht die Harmonie des Pärchens nervös. Wie können nur alle um sie herum so ruhig weiterleben? Ist sie wirklich die Einzige, die sich Gedanken macht über das, was hier im Ort geschieht?
»Du, sag mal«, fordert sie Arno unvermittelt auf, »wann ist eigentlich das Kind von dem WeiÃhaarigen ertrunken? WeiÃt du das noch?«
Der Fischer sieht sie erstaunt an und überlegt. »Das ist schon lange her, mindestens zwanzig Jahre. Ja, ich glaub, das war gleich nach der Wende, ich hatte gerade angefangen zu fischen.«
Berta nickt. »Ja, stimmt, das ist wirklich schon ewig her. Seine Frau ist dann auch krank geworden, aber sie ist erst ein paar Jahre später gestorben. Jetzt fällt mir auch wieder ein, wie der auf Doktor Moll geschimpft hat, der hätte sie angeblich falsch behandelt.«
Sie denkt eine Weile nach. »Ich müsste mal Schwester Marita fragen, die kann sich bestimmt noch erinnern.«
Sophie sieht Berta erstaunt an. »Wie kommst du denn jetzt darauf? Was geht dich das an?«
Die wird ungeduldig. Am liebsten würde sie ihre Nichte schütteln. »Sag mal, wann nimmst du mich endlich ernst? Wie viele Menschen müssen eigentlich ermordet werden, bis ihr nicht mehr an Zufälle glaubt?« Ihre Hand zittert vor Erregung, als sie das Glas abstellt. »Verdammt noch mal, hier treibt ein Mörder sein Unwesen und es ist höchstwahrscheinlich jemand, den wir kennen! Und ihr tut, als ob nichts wäre.«
Sophie ist erschrocken. Sie weiÃ, dass ihre Tante nicht grundlos Panik verbreitet. Berta neigt eher dazu, Geschehnisse herunterzuspielen als sie aufzubauschen. Sie mag keine Aufregung und wäre die Letzte, die Unruhe verbreitet, wenn es sich vermeiden lässt. Nach dem Gespräch mit Fred Müller hat Berta auch gar nicht mehr über die Unfälle gesprochen. Nur einmal hat sie kurz erwähnt, dass der Polizist ihre Vermutung, dass Carlos etwas damit zu tun haben könnte, ernst genommen hat. Aber der Spanier ist schon überprüft worden und der Verdacht hat sich nicht erhärtet.
»Du meinst also wirklich, es gibt einen Mörder in Bansin?«
Berta nickt energisch mit dem Kopf. »Es sieht ganz so aus. Und es scheint kein Dummer zu sein, selbst die Polizei glaubt ja wohl auch eher an Unfälle.«
Arno blickt traurig drein. »Das Auto, das Sören überfahren hat, haben sie nicht gefunden. Ich hab Fred Müller vorgestern gefragt. Und sie haben alle überprüft, die da in der Nähe wohnen und immer die Strecke fahren.«
»Dass Manfred Jahn so blöd ist, die Steilküste hinunterzustürzen, kam uns ja auch seltsam vor«, überlegt Sophie. »Aber es muss wohl doch so gewesen sein. Jedenfalls hat die Polizei nichts anderes herausgefunden, oder?«
»Und was hatte Töpfer auf den Bahngleisen verloren?«
Sophie ist froh, als ihre Freundin hinzukommt. Anne, die sofort in die Ãberlegungen einbezogen wird, zweifelt nicht länger an Bertas Vermutung.
»Du hast Recht, das wären zu viele Zufälle. Da steckt etwas dahinter. O Gott, ich hatte das alles schon wieder verdrängt. Ich konnte mir eben einfach nicht vorstellen, dass in Bansin so etwas passiert. Aber wenn die Polizei nichts herausfindet, sollten wir das vielleicht tun. Wir kennen die Leute hier alle und sind nicht allein auf irgendwelche Spuren angewiesen, die es ja anscheinend nicht gibt.«
Berta ist jetzt etwas ruhiger, sie spürt, dass sie mit ihrer Angst nicht mehr allein ist.
»Wir müssen den Zusammenhang suchen. Was haben Töpfer, Sören Mager, Manfred Jahn und Arno miteinander zu tun?«
»Na, na, ich lebe ja noch«, gibt der Letztgenannte zu
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