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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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überfüllten Straßen, Unfällen, Pannen. Arm und Reich, Jung und Alt standen neben-, vor- und hintereinander. Manchmal, wenn ihm danach war, benutzte Nigel mittlerweile ein Privatflugzeug, und er hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt, für mittlere Entfernungen wie diese einen Hubschrauber zu kaufen, sich aber nicht dazu durchringen können. Vielleicht saß da noch ein Rest der Vorstellung in seinem Kopf, dass er den Kontakt zu den »normalen« Leuten nicht ganz verlieren wollte, zu seinen Wurzeln und dem, woran er einmal geglaubt hatte.
    Gelangweilt stellte er die Lehne seines Sitzes etwas zurück und schaltete den Fernseher ein, was so selten vorkam, dass er sich erst vergewissern musste, wie man sich durch die Programme zappte. Am Ende blieb er bei den Nachrichten von News 24 hängen. Alle Nachrichtenkanäle verbreiteten unseriösen, ideologisch motivierten Dreck (und manchmal auch direkte Lügen), wobei er es immer noch am einfachsten fand, die Subtexte, Verzerrungen und Auslassungen in den BBC-Nachrichten mitzulesen. News 24 wechselte gerade von den Weltnachrichten zu den jüngsten nationalen Schlagzeilen. Lauter Köpfe begleiteten die Liste der angekündigten Nachrichten, der Premierminister, der Oppositionsführer und ein Fußball manager kamen ins Bild (mit Letzterem hatte Nigel im Jahr zuvor einmal übel einen über den Durst getrunken), dann ein Teenager, der in einem Londoner Nachtbus erstochen worden war. Nigel fummelte noch mit dem Lautstärkeregler herum, als plötzlich Claires Foto den Bildschirm füllte. Jenes berühmte Foto, das die Medienberichterstattung über den Mord beherrscht hatte. Claire, wie sie lächelte, mit leuchtenden, klaren Augen und wunderschön. Martin kam gleich danach, und auch dieses Bild war bekannt: das schwarz-weiße Verbrecherfoto, von dem er den Betrachter böse anstarrte, als hasse und verachte er die ganze Welt und alles, was sich darauf bewegte. Nigel drehte die Lautstärke auf und konzentrierte sich ganz auf den Bildschirm. »… früh heute Morgen hörte er, »… erschossen aufgefunden .. .« Es folgte eine Luftaufnahme des Hauses. Nicht vom Myrtle Cottage, wie er es unterbewusst vielleicht erwartet hatte. Er starrte auf das Haus, ohne wirklich aufzunehmen, was der Nachrichtensprecher dazu sagte. Er erkannte es wieder. Die lange Einfahrt, die Konturen des Gartens hinten, den Pavillon auf dem Rasen vorn. Ja, das war Martins Haus. Abgesehen von den Polizeiwagen sowie ein paar Containern und Absperrungen sah es ziemlich genauso aus, wie er es von der vergangenen Nacht her in Erinnerung hatte.
     
    Einsam saß Jacobson in der Kantine beim Essen. Pommes mit Spiegelei und dazu ein Tomatensalat, der in einem Thousand-Island-Dressing ersoff. Alle seine wichtigen Mitarbeiter waren draußen in Crowcross. Kerr hielt den Kontakt zu den beiden Spurensicherungsteams. Emma Smith, Mick Hume und DC Williams leiteten die Anwohnerbefragung. Am nächsten Morgen hatten sie als Erstes sämtliche Aussagen miteinander abzugleichen. Dabei half es, wenn einige der Befragungen von ihnen selbst durchgeführt worden waren. Die Hoffnung war immer, dass Aussagen, die für sich genommen trivial und wenig signifikant wirkten, zusammengenommen Bedeutung gewannen und Schlüsse ermöglichten.
    Nach dem Essen wollte er mit dem Aufzug in den Einsatzraum hinunter, um Brian Phelps alles zu unterschreiben, was der ihm an Formularen, Anforderungen und Anweisungen vorlegte. Im Übrigen wollte er in Erfahrung bringen, wie es mit den verschiedenen Anfragen nach Hintergrundinformationen weiterging, und sehen, ob das Archiv die alten Unterlagen zu Claire Oldham tatsächlich geschickt hatte. Und dann war da noch die Liste der Aktivisten des Gefängnisaufstandes in Boland, die der stellvertretende Direktor für Kerr hatte organisieren wollen.
    Er trank von dem Orangensaft, den er gekauft hatte, um den Kaffee herunterzuspülen, mit dem er das Spiegelei und die Pommes heruntergespült hatte. Das war heute schon seine zweite Dosis und ein weiteres Zugeständnis an Alisons Ziel, ihn zu einer gesünderen Lebensweise zu bewegen, damit er verdammt noch mal nicht zu früh ins Schattenreich wechselte, wie sie es erst letzte Woche ausgedrückt hatte. Morduntersuchungen folgten nicht den normalen Regeln der Zeit. Die Minuten und Stunden rauschten nur so vorbei und durchbrachen alle festen Rhythmen eines normalen Tages. Es war bereits zwölf Stunden her, dass er in den Schutzanzug gestiegen war, um sich die Leiche von

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