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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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wiedererkannt?
    Der Co-Eigentümer tat nicht so, als wüsste er nicht, wovon Kerr redete.
    »Das ist wirklich seltsam . Ich war allerdings am Montag nicht hier, ich habe davon nichts mitbekommen.«
    »Was ist mit dem Fahrer? Der muss doch zwei und zwei zusammengezählt haben! Listen Sie Ihre Ziele nicht auf?«
    »Der Fahrer ist ein Cousin dritten Grades, der noch nicht lange hier lebt. Er ist hergekommen, um zu heiraten, und dann gab es Probleme mit der Familie des Mädchens …«
    Kerr begriff. Da hatte sich ein unglücklicher Kerl wegen seines Einwandererstatus in die Hose gemacht. Wollte sich melden, dann aber auch wieder nicht . ẻế
    »Sagen Sie mir einfach, wo ich ihn finde, Ramesh. Seinen Pass muss ich nicht sehen, das ist nicht meine Baustelle. Ich muss nur genau wissen, wie das am Montagabend war. Wann genau er sie abgesetzt hat, ob sie erzählt hat, warum sie zu Martin Grove wollte, und so weiter. Sie haben hier doch sicher eine Videoüberwachung?«
    Kerr hatte den eleganten Laptop auf dem Schreibtisch längst registriert; daneben lag ein Stapel Rechnungen. Mishra wirkte erleichtert. Bereitwillig drehte er den Schirm, der in vier Kamerabilder aufgeteilt war, zu Kerr hin.
    »Gut, was?«, sagte er. »Und funktioniert völlig kabellos.«
    »Hübsch«, stimmte Kerr zu und rang sich ein ungeduldiges Lächeln ab.
    Ramesh Mishra bewegte den Cursor hin und her, klickte ein paarmal und traf verschiedene Auswahlen. Drei der Ansichten minimierte er, die vierte holte er näher heran: Man sah Karen Holt ins Büro treten, mit so etwas wie einem kleinen Stadtatlas in der linken Hand. Am unteren Bildrand standen Datum und Zeit: Es war Montagabend, 21 Uhr 21. Kerr betrachtete das Foto auf Mishras großem Wandkalender – ein Straßenmarkt in Jaipur –, während Mishra Adresse und Telefonnummer seines Cousins ausdruckte. Der sei jetzt wahrscheinlich zu Hause, meinte er, seine nächste Schicht beginne erst um sechs.
    Als er vor der Ampel Flowers Street festsaß, erreichte Kerr endlich Jacobson auf dem Handy. Er erzählte ihm von dem Clio und der Taxifirma. Jacobson setzte ihn über Nigel Copeland ins Bild und legte dann auf. Kerr kämpfte sich mühsam voran . Beim nächsten Mal Grün, kalkulierte er, würde er es schaffen. Er schaltete das Radio ein, Crowby FM, und gleich wieder aus. Sie brachten gerade Norah Jones mit Rachels Lieblingssong für einen Abend zu Hause mit einer Flasche Wein ... Zum Teufel mit ihr. Zum Teufel, zum Teufel!
    Es war eine Adresse in Longtown. Ein winziges Untermietzimmer über einem asiatischen Lebensmittelladen. Ramesh Mishras Cousin Prakash war fürchterlich nervös, aber am Ende war Kerr mit seiner Geschichte zufrieden. Prakash hatte Karen Holt am Montagabend hinaus zu Martin Groves Haus gebracht. So gegen zehn seien sie dort gewesen, meinte er. Er habe darauf bestanden, sie direkt bis vor die Einfahrt zu bringen, und dann sogar noch gewartet, bis die Tür aufging und sie eintrat.
    Es habe ihm nicht gefallen, sie so ganz allein da auf dem Land abzusetzen, erklärte er. Vor dem Haus habe ein Wagen gestanden. Prakash bestätigte, dass es ein Lexus gewesen sei, der neue LS 600. Es war offensichtlich, dass er lieber über Autos redete als über Karen Holt, die fast die ganze Zeit ruhig auf der Rückbank gesessen und auf den Bildschirm von ihrem Laptop gestarrt habe.
    Kerr fragte noch einmal nach.
    »Ein Laptop, sind Sie sicher?«
    »Ja, ein weißes Mac Book. Sah hübsch aus.«
    Kerr notierte sich genau, was Prakash über die Zeit danach angab: eine Fuhre vom »Wynarth Arms« nach Crowby hinein und eine hinaus nach Beech Park. Das war leicht zu überprüfen, und wenn es stimmte, war Ramesh Mishras Cousin aus dem Schneider. Es gab genug Mistkerle im Haus, die ihn bei der Einwanderungsbehörde gemeldet hätten, einfach so oder (schlimmer noch) weil das der Vorschrift entsprochen hätte. Kerr gehörte nicht zu ihnen. Da war er ganz der Sohn seines Vaters.

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    Martin Grove.doc
    Man verbringt eine Menge Zeit damit, sich die Geschworenen anzusehen, wenn man auf der Anklagebank sitzt. Man malt sich kleine Geschichten zu ihnen aus, stellt Vermutungen an, wobei man sich auf ihr Alter, ihr Auftreten und Details ihres Erscheinungsbildes stützt. Wirken sie nett oder gefühllos? Intelligent oder dumm? Sind sie reich, arm? Glücklich oder unglücklich? Was essen sie zum Frühstück? Was sehen sie sich im Fernsehen an? Wer sind sie, wenn sie nicht dort sitzen? In meinem Fall war ihr Sprecher ein schroffer alter

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