Die Toten von Crowcross
erklärte ihm Phillips, gebe es nur noch ein weiteres ortsfremdes Fahrzeug, das auf den Bildern der Pub-Kamera auftauche, einen gemieteten Suzuki, der sich im Augenblick in Stratford Upon Avon befinde. Die Mieter seien japanische Touristen, die Montagabend im Restaurant des Pubs gegessen hätten ế Alle anderen Wagen stammten aus Crowcross, Wynarth oder Crowby, und keines von ihnen werde im PNC oder der örtlichen Polizeidatenbank geführt.
»Aller Wahrscheinlichkeit nach, Sir, waren alle Nicht-Ortsansässigen an dem Abend zum Essen oder auf ein paar Gläser im Pub.«
Jacobson nickte. Phillips hatte die Daten am Computer zusammengetragen, und einige andere DCs waren dabei, die Fahrzeugeigner einen nach dem anderen aufzusuchen und persönlich zu befragen.
»Sehr gut, mein Junge«, sagte er. »Trotzdem lohnt es, mit ihnen zu sprechen. Es ist immerhin möglich, dass einer von ihnen etwas gesehen hat, und wir können nach wie vor nicht ausschließen, dass einer von ihnen doch mit Martin Grove zu tun hatte.«
Emma Smith saß immer noch an den Telefonlisten. Ohne besondere Ergebnisse, wie sie erklärte. Aber sie machte tapfer weiter, und es standen ja auch noch Daten aus. Maureen Brights Handy zum Beispiel fiel in diese Kategorie (auf Handydaten mussten sie grundsätzlich viel länger warten als auf die von Festnetzanschlüssen). Auch Jacobsons letzter Auftrag war noch nicht erledigt: die Nummern zusammenzustellen, die mit Nigel Copeland in Verbindung zu bringen waren.
Er blieb noch etwa zehn Minuten im Einsatzraum, vergewisserte sich, dass es sonst nichts gab, das er wissen musste, bisher aber nicht erfahren hatte, und stand dem einen oder anderen DC etwas im Weg herum. So rief er Ray Williams draußen in Crowcross an, aber die Befragungen der Nachbarn hatten auch am zweiten Tag keine nennenswerten Ergebnisse gebracht. Als Nächstes überlegte er, ob er Steve Horton einen kurzen Besuch abstatten sollte, sofern der noch nicht Feierabend gemacht hatte. Aber Horton saß offenbar noch im neuen Computerraum und bemühte sich, die Qualität der Bilder von dem Range Rover zu verbessern, während Jacobson ihn eigentlich noch mal zu seiner Theorie bezüglich Martin Groves möglicherweise virtueller Datensicherung befragen wollte. Aber dann kam ein Anruf von Mick Hume, der drüben im Rathaus war.
Jacobson mochte den kleinen Spaziergang über den autofreien Platz zum Rathaus hinüber. Ihm gefiel der Blick auf die weiße Fassade aus den Dreißigern mit der Reihe mächtiger Eichen davor. Ein sanftes Lüftchen fuhr durch die Blätter, und der viel zu heiße Juninachmittag ging in einen perfekten Sommerabend über. Der Platz wurde auf allen vier Seiten von Gebäuden gesäumt: dem Rathaus, dem Präsidium, der Bibliothek samt öffentlichem Parkhaus und dem Hinterteil des Arndale Center Crowby. Das Rathaus mit seinen Art-déco-Verzierungen war der einzige der vier Bauten, den Jacobson im Brandfall versuchen würde zu retten (wobei er als verantwortungsbewusster Bürger und Beamter natürlich alles, was lebte, aus den anderen dreien herausholen würde, bevor er die Flammen freudig weiter anfachte). Hume war unten im Keller des Rathauses, in der Operationszentrale der kommunalen Videoüberwachung. Jacobson folgte dem Sicherheitsbeamten die marmorne Treppe hinunter ins fensterlose, klimatisierte Reich der städtischen Schnüffler, die auf ihren Monitoren ihre Mitbürger oben auf den sonnigen Straßen beobachteten.
Hume erwartete ihn wie versprochen im eigens für die Polizei eingerichteten Sichtungszimmer.
»Sie machen also Fortschritte, Mick?«, fragte er, griff sich einen Stuhl und setzte sich vor die Monitorwand.
Hume hatte das Material der Kameras, die entlang der möglichen Verbindungen zwischen Crowcross und Crowby installiert waren, nach Bildern von den Fahrzeugen durchforstet, die offiziell als für die Morduntersuchung interessant galten. Seine vornehmliche Aufgabe war es gewesen, Route und Zeiten von Nigel Copelands Lexus auf dem Weg vom »Riverside Hotel« weg und dorthin zurück zu erkunden, und dabei war er auch auf innerstädtische Bilder von dem Range Rover mit den geklonten Kennzeichen gestoßen.
»Ganz wenig nur, aber trotzdem ẻ Sehen Sie selbst, Chef.«
Hume spielte ihm die entsprechenden Sequenzen vor und erläuterte sie.
»Der Range Rover fährt aus Richtung Wynarth in das Kameranetz hinein, also genau das, was man erwarten würde, wenn er in Crowcross gestartet ist. Nachts, ein Uhr neunzehn laut
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