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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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sein Haus in Ordnung bringt«, sagte Felipe.
    »Oder den eigenen Kopf«, meinte Falcón.
    »Vielleicht hat er sich doch umgebracht, und wir bilden uns bloß irgendwas ein.«
    »Warum würde man so etwas verbrennen?«, fragte Falcón. »Schmerzhafte Erinnerungen. Einen Teil des eigenen Lebens, den man vor seiner Frau geheim halten will…«
    »Oder etwas, das man vor seinem Sohn geheim halten will«, sagte Felipe, »wenn man aus dem Leben scheidet.«
    »Vielleicht wäre das Material gefährlich gewesen, wenn es in die falschen Hände gefallen wäre.«
    »In wessen Hände?«
    »Ich meine ja bloß, dass man solche Sachen in der Regel loswerden will, weil sie entweder schmerzhaft, peinlich oder gefährlich sind.«
    »Vielleicht war es bloß ein Bild seiner Frau als junges Mädchen«, sagte Felipe. »Was könnte das bedeuten?«
    »Haben wir inzwischen die Eltern von Señora Vega aufgespürt?«, fragte Falcón. »Sie sollten sich eigentlich statt Señora Jiménez um den Jungen kümmern.«
    Felipe berichtete ihm, dass Pérez daran arbeitete. Sie gingen zum Haus des Gärtners. Die Tür war nicht abgeschlossen. Die beiden Zimmer waren stickig und bar aller persönlichen Habseligkeiten. Die Matratze war halb vom Bett gezerrt, als wäre darunter etwas versteckt gewesen; aber vielleicht hatte der Gärtner auch nur im Freien geschlafen. Das Mobiliar bestand aus einer umgedrehten Kiste, die als Nachttisch verwendet worden war. In der Küche gab es einen Gaskocher und eine Flasche Butangas, aber keinen Kühlschrank, und auf einer Anrichte lagen nur einfache Fertiggerichte.
    »Das Personal hat offenbar nicht viel vom Luxus der Vegas genossen«, meinte Felipe.
    »Besser, als in Tres Mil Viviendas oder sonst einem dieser elenden Viertel zu leben«, erwiderte Falcón. »Warum also abhauen?«
    »Vielleicht allergisch gegen die Polizei«, sagte Felipe. »Diese Typen werden schon asthmatisch, wenn sie die Nummer des Notrufes an der Wand einer Telefonzelle lesen. Eine Leiche… na, da hängt man doch nicht rum und wartet, dass einen die Katastrophe ereilt, oder?«
    »Vielleicht hat er auch irgendwen oder irgendetwas gesehen«, sagte Falcón. »Er muss mitbekommen haben, wie Señor Vega seine Papiere verbrannt hat, wahrscheinlich hat er ihn auch barfuß im Garten stehen sehen. Möglicherweise hat er sogar beobachtet, was gestern Nacht geschehen ist.«
    »Ich nehme ein paar Fingerabdrücke und lasse sie durch den Computer laufen«, sagte Felipe.
    Mit am Rücken klebenden Hemd ging Falcón zurück zum Haus und rief von seinem Handy aus Pérez an.
    »Wo sind Sie?«, fragte er.
    »Jetzt bin ich im Krankenhaus, Inspector Jefe.«
    »Ich hatte Ihnen doch aufgetragen, die Garage und den Garten zu durchsuchen.«
    »Das habe ich auch getan.«
    »Und was ist mit den ganzen verbrannten Papieren im Grill?«
    »Nun, sie waren verbrannt. Ich habe es notiert.«
    »Haben Sie sich verletzt?«
    »Nein.«
    »Und was machen Sie dann im Krankenhaus?«
    »Señora Jiménez hat das Hausmädchen rübergeschickt, um zu sagen, dass sie Probleme mit dem Jungen hat. Sie meinte, es wäre gut, wenn Mario ein vertrautes Gesicht sehen würde, weshalb wir die Großeltern herbringen sollten.«
    »Haben Sie darüber mit Juez Calderón gesprochen?«
    »Ja.«
    »Mir gegenüber hat er es mit keinem Wort erwähnt.«
    »Er hatte andere Dinge im Kopf.«
    »Was denn?«
    »Das wird er mir wohl kaum erzählen, oder?«, gab Pérez zurück. »Ich habe nur gemerkt, dass er abgelenkt war.«
    »Sagen Sie mir einfach, was Sie im Krankenhaus machen«, sagte Falcón, der sich nie ganz an Pérez’ enervierenden Arbeits- und Berichtsstil gewöhnt hatte.
    »Ich bin zur Wohnung von Señor und Señora Cabello gefahren, den Eltern von Señora Vega«, sagte Pérez. »Sie sind beide über siebzig. Sie haben mich hereingebeten, und als ich erzählt habe, was passiert ist, ist Señora Cabello zusammengeklappt. Ich dachte, es wäre der Schock, aber Señor Cabello sagte, dass sie ein schwaches Herz hat. Ich habe einen Krankenwagen gerufen und Erste Hilfe geleistet. Ihre Atmung hatte ausgesetzt. Ich musste eine Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung vornehmen, Inspector Jefe. Dann kam der Krankenwagen, und die Notärzte hatten zum Glück einen Defibrillator dabei. Jetzt liegt sie auf der Intensivstation, und ich sitze hier mit Señor Cabello. Ich habe seine andere Tochter angerufen, die im AVE aus Madrid auf dem Weg hierher ist.«
    »Haben Sie mit Señora Jiménez gesprochen?«
    »Ich habe ihre Nummer

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