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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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nicht.«
    »Und Juez Calderón?«
    »Sein Handy ist ausgeschaltet.«
    »Und was ist mit mir?«
    »Wir sprechen doch gerade miteinander, Inspector Jefe.«
    »Okay, gute Arbeit«, sagte Falcón.
    Als er wieder in dem kühlen Haus war, fühlte sich Falcón innerlich wie ein Wrack. Alle standen ungeduldig herum. Beide Leichen lagen in Säcken auf Rollwagen im Flur.
    »Worauf warten Sie?«, fragte Falcón.
    »Juez Calderón muss den levantamiento del cadáver unterschreiben«, sagte der Médico Forense. »Wir können ihn nirgends finden.«
    Auf dem Weg zu den Krugmans rief Falcón Señora Jiménez an, um ihr von Lúcias Eltern und der baldigen Ankunft von Lúcias Schwester zu berichten. Mario war inzwischen erschöpft eingeschlafen. Sie lud Falcón auf einen Drink ein.
    »Ich habe immer noch einiges zu erledigen«, sagte er.
    »Ich bin den ganzen Tag hier«, erwiderte sie. »Ich gehe nicht zur Arbeit.«
    Marty Krugmann öffnete die Tür und räkelte sich, als hätte er gerade geschlafen. Falcón fragte nach dem Staatsanwalt. Marty wies nach oben und schleppte sich dann, barfuß und mit auf halbmast hängenden Jeans, wieder zum Sofa. Falcón folgte den Englisch sprechenden Stimmen. Calderón sprach ziemlich fließend und strahlte den Eifer eines aufgeregten jungen Hundes aus.
    »Ja, ja«, sagte er. »Das sehe ich. Das Gefühl von Entwurzelung ist förmlich greifbar.«
    Falcón seufzte. Konversationen über Kunst. Er klopfte, und Maddy riss mit einem spöttischen Lächeln die Tür auf. Calderón stand hinter ihr und starrte ihn mit erweiterten Pupillen an, was Falcón unwillkürlich zurückweichen ließ.
    »Inspector Jefe«, sagte sie. »Juez Calderón und ich haben uns gerade so angeregt unterhalten, nicht wahr?«
    Falcón entschuldigte sich für die Störung, aber der Staatsanwalt würde benötigt, um den Abtransport der zweiten Leiche gegenzuzeichnen. Calderón riss sich Stück für Stück zusammen, als würde er im Schlafzimmer einer fremden Frau seine Kleider einsammeln.
    »Ihr Handy war ausgeschaltet«, sagte Falcón.
    Maddy zog eine Braue hoch, während Calderón sich im Zimmer umsah, als wollte er sichergehen, nichts Anstößiges zurückzulassen. Er hielt eine peinlich langwierige Abschiedsrede, während der er Señora Krugmanns Hand nicht losließ, sie am Ende sogar küsste. Wie ein Schuljunge mit einem respektablen Zeugnis im Ranzen trottete er die Stufen hinunter und blieb auf halber Treppe stehen.
    »Kommen Sie nicht, Inspector Jefe?«
    »Ich habe noch eine Frage an Señora Krugmann.«
    Calderón machte deutlich, dass er zu warten beabsichtigte.
    »Sie müssen gehen und Ihre Arbeit machen, Juez«, sagte Maddy und entließ ihn mit einem kleinen Wink ihrer Hand.
    Verschiedene Gefühle wüteten in Calderóns Gesicht: Hoffnung, Entzücken, Enttäuschung, Begehren, Eifersucht, Wut und Resignation. Geschlagen und unfähig, seine Bewegungen zu koordinieren, stolperte er die restlichen Stufen hinunter.
    »Ihre Frage, Inspector Jefe?«
    Er bat darum, erneut die Aufnahmen von Señor Vega im Garten sehen zu dürfen. Sie ging in die Dunkelkammer und legte die Abzüge auf dem Tisch aus. Falcón wies auf die obere Ecke der Fotos.
    »Rauch«, sagte er.
    »Er hat Sachen verbrannt«, sagte sie. »Er hat dort unten ziemlich oft Papiere verbrannt.«
    »Wie oft?«
    »Seit Beginn des Jahres… ziemlich häufig.«
    »Und Ihre Fotos sind alle…«
    »Aus diesem Jahr«, bestätigte sie. »Obwohl er erst im März regelmäßig zum Fluss hinuntergegangen ist.«
    »Sie wussten , dass ihn irgendetwas verstörte«, sagte Falcón, mittlerweile richtig verärgert.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, es ging mich nichts an«, sagte sie. »Und Sie scheinen uneins mit sich, ob es nun Mord oder Selbstmord war.«
    Wortlos wandte er sich ab und ging zur Tür.
    »Der Juez ist ein sehr sensibler und intelligenter Mann«, sagte sie.
    »Er ist ein guter Mann«, sagte Falcón, »und auch ein glücklicher Mann.«
    »Die sind selten, wenn sie erst einmal über dreißig sind«, sagte Maddy.
    »Warum sagen Sie das?«
    »Unten am Fluss sehe ich mehr Männer als Frauen.«
    »Frauen haben ein Talent, mit der Welt in Verbindung zu bleiben«, sagte Falcón. »Ihnen fällt es leichter zu reden.«
    »Darin liegt kein Geheimnis«, erwiderte Maddy. »Wir machen einfach weiter. Männer wie Marty zum Beispiel werfen sich selbst aus der Bahn, weil sie versuchen, Fragen zu beantworten, auf die es keine Antwort gibt. In ihrem Kopf verkompliziert sich alles nur noch

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