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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Vermutung, dass er homosexuell ist. Es war bloß so, dass die Befragte es immer vermutet hatte.«
    »Das beschäftigt mich nicht weiter«, sagte sie. »Aber warum war Pablo Ortega so wütend?«
    »Er war wütend auf Juez Calderón.«
    »Er war also auch der Juez im Fall Sebastián Ortega?«
    »Sie haben mich ertappt.«
    »Ich dachte mir schon, dass irgendwas Komplizierteres dahintersteckt.«
    »Wenn, weiß ich nicht, was .«
    »Ich kann mich erinnern, dass Sie mir während der Ermittlung im Mordfall Raúl Jiménez erzählt haben, dass Sie Juez Calderón mögen. Sie haben gesagt, er wäre seit Ihrer Ausbildung in Barcelona einer der ersten Menschen gewesen, in dem Sie einen möglichen Freund gesehen haben.«
    »Das war, bevor ich wusste, dass er mit Inés zusammen ist.«
    Bei der Erwähnung ihres Namens hüpften ihre Finger mit seinem Puls.
    »Ist irgendetwas mit Inés?«
    »Er hat mir gestern erzählt, dass sie heiraten werden«, sagte Falcón. »Beinahe hätte ich Sie angerufen.«
    »Mit Inés haben wir uns doch schon auseinander gesetzt.«
    »Das dachte ich auch.«
    »Sie haben damit gerechnet, dass sie heiraten«, sagte Alicia Aguado. »Und Sie haben mir erklärt, dass Sie sich damit abgefunden haben.«
    »Mit der Idee, ja.«
    »Und in der Realität war es anders?«
    »Ich war überrascht, wie bitter enttäuscht ich über die Nachricht war.«
    »Sie werden darüber hinwegkommen.«
    »Deswegen habe ich Sie auch nicht angerufen«, sagte Falcón. »Aber bevor ich heute Abend zu Ihnen gekommen bin, habe ich an der Pinnwand über meinem Schreibtisch ein Foto von ihr entdeckt, mit einer roten Stecknadel durch den Hals.«
    In dem nachfolgenden Schweigen glaubte Falcón zu spüren, wie Alicia erschauderte.
    »Haben Sie es dort angepinnt?«, fragte sie.
    »Das macht mir ja solche Sorgen«, sagte Falcón. »Ich weiß es nicht.«
    »Glauben Sie, Sie hätten es vielleicht unbewusst getan?«, fragte Aguado.
    »Ich erkenne nicht mal das Foto.«
    »Was ist mit anderen Abzügen davon?«
    »Ich habe mir in der letzten Woche eine Digitalkamera gekauft. Bis gestern lief es auf der Arbeit ruhig, und ich habe auf den Straßen Schnappschüsse gemacht, um mich an die neue Technik zu gewöhnen. Ich habe Bilder auf den Computer geladen, manche Aufnahmen gelöscht, andere ausgedruckt, einiges weggeworfen. Einfach rumgespielt, verstehen Sie? Also… ich… ich bin mir einfach nicht sicher. Vielleicht habe ich sie fotografiert, ohne es zu merken. Wir wohnen nicht weit voneinander entfernt. Ich treffe sie manchmal auf der Straße, wie man das in Sevilla so tut.«
    »Wie hätte das Foto an Ihre Pinnwand gelangen können, wenn Sie es nicht dorthin gehängt haben?«
    »Keine Ahnung. Ich habe mich gestern Abend betrunken und bin eingeschlafen…«
    »Sie sollten sich deswegen keine Sorgen machen«, sagte Aguado.
    »Aber was bedeutet es Ihrer Meinung nach?«, fragte Falcón. »Die Vorstellung, dass mein Verstand unabhängig von mir operiert, ist mir unbehaglich. So ist es auch einem der Opfer in meiner Ermittlung gegangen.«
    Falcón berichtete von Vegas bizarrer Botschaft und davon, wie jener seinen eigenen Schriftzug nachgezeichnet hatte.
    »Positiv an dem Zwischenfall ist, dass er darauf hinweist, dass Sie sich, indem Sie Inés mit einer Nadel durch den Hals an Ihre Wand gepinnt haben, offenbar von der Macht befreien wollten, die sie Ihrer Ansicht nach immer noch über Sie hat.«
    »Nun, das ist eine mögliche Interpretation«, sagte Falcón. »Es könnte aber auch wesentlich düsterere geben.«
    »Grübeln Sie nicht darüber. Sie sind auf einem Weg. Bewahren Sie sich Ihren Schwung.«
    »Gut, lassen Sie uns über etwas anderes sprechen – Sebastián Ortega. Was halten Sie aus psychologischer Sicht von seinem Verhalten? Warum hat er getan, was er getan hat?«
    »Ich müsste sehr viel mehr über ihn und den Fall wissen, bevor ich dazu eine Meinung riskieren würde.«
    »Meiner Theorie nach hat er ein Ideal nachgelebt«, sagte Falcón. »Er war zu dem Jungen so, wie er sich seinen Vater gewünscht hätte.«
    »Ich kann dazu nichts sagen.«
    »Ich bitte Sie nicht um eine ernsthafte professionelle Diagnose.«
    »Und laienhafte gebe ich nicht ab.«
    »Okay, worüber sollen wir dann reden, wenn nicht über Inés?«
    »Sprechen Sie noch ein wenig über Juez Calderón.«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich von ihm halten soll«, sagte er. »Ich bin verwirrt. Anfangs fühlte ich mich von seiner Intelligenz und Sensibilität angezogen. Dann habe ich

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