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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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gut darin, die verschiedenen Seiten seines Liebeslebens voneinander getrennt zu halten. Und mit diesen Männern ist es so, dass man, wenn man mit ihnen zusammen ist, der einzige Mensch ist, der zählt. Ich habe an niemand anderen gedacht, bestimmt nicht an unsichtbare Konkurrenz.«
    »Aber Sie haben davon erfahren?«
    »Ungefähr ein halbes Jahr nach Beginn unserer Affäre war ich so verliebt in ihn, dass ich nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte, also bin ich an einem Tag außerplanmäßig in die Stadt gefahren. Ich wollte ihn nicht besuchen, aber am Ende landete ich dann doch unweigerlich vor seiner Tür. Als ich klingeln wollte, kam eine Frau heraus, und ich erkannte das glückliche Federn in ihrem Gang. Ich bin nicht nach oben gegangen, sondern habe mich in einem Hauseingang auf der anderen Straßenseite versteckt. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich weiß nicht, ob Sie jemals erfahren mussten, wie sich diese Art Betrug anfühlt – es ist ganz furchtbar, so als ob etwas in einem zerbricht und alle inneren Organe zerfetzt werden. Nach einer Stunde hörte ich endlich auf zu zittern und beschloss, zu ihm hochzugehen und mit ihm Schluss zu machen. Aber vor seiner Tür stieß ich mit einer weiteren Frau zusammen. Ich konnte es nicht fassen. Ich bin nicht nach oben gegangen. Irgendwie habe ich es geschafft, nach Hause zu fahren, und dort bin ich dann zusammengebrochen. Ich habe ihn nie wieder gesehen, und dann hat ihn irgendjemand an einem Wochenende ermordet, und die Leiche wurde erst nach vier Tagen entdeckt.«
    »Und der Mörder wurde nie gefunden?«
    »Es war eine lange und schmerzhafte Ermittlung. Die Medien waren natürlich auch an der Sache dran, weil Françoise Lascomb gerade das Estée-Lauder-Model geworden war. Das FBI hatte etwa zehn Leute in Verdacht, konnte die Tat aber niemandem nachweisen. Dann fanden sie heraus, dass er Kokain genommen hatte. In seiner Wohnung fanden sie um die zweihundert Gramm. Ich wusste nichts davon, aber vermutlich musste er irgendwas nehmen, um seinen Lebensstil durchstehen zu können. Das FBI nahm an, dass irgendein Drogendeal schief gegangen war.«
    »Und was glauben Sie ?«
    »Ich denke über vieles nach – darüber, was die Affäre Marty angetan hat und was sie mir angetan hat, und ich denke an Reza und den rauschhaften Zustand dieser Monate –, aber ich verbiete es mir, über Rezas Ende nachzudenken oder darüber, wer ihn ermordet hat und warum, denn in diesen Gedanken lauert nur der Wahnsinn.«
    »Sie haben zu keinem Zeitpunkt Marty verdächtigt?«
    »Das ist nicht Ihr Ernst – an dem Wochenende, an dem Reza ermordet worden ist, litt ich immer noch unter der Trennung von ihm. Ich hielt es mit mir alleine nicht aus. Marty und ich haben uns betrunken und alte Filme angeguckt. Am Mittwoch stand das FBI vor der Tür, und alles änderte sich schlagartig.«
    »Nun… das erklärt Ihre Faszination für innere Konflikte.«
    »Es erklärt auch meine Verachtung für alles, was ich gemacht habe, bevor ich hierher gekommen bin«, sagte sie. »Dan Fineman hatte Recht. Ich erinnere mich noch an die Überschrift: ›Inhaltlich flach und ohne Format.‹«
    »Sie sagten, Señor Vega wäre regelmäßig zum Essen gekommen… ziemlich oft allein«, sagte Falcón. »Das ist ungewöhnlich für einen Spanier mit Familie.«
    »Sie sind so leicht zu durchschauen, Inspector Jefe«, sagte sie. »Und das haben Sie schon einmal angedeutet.«
    »Ich stelle Ihnen keine Fangfragen, Señora Krugman«, erwiderte er. »Und will auch gar nicht notwendigerweise andeuten, dass Sie sich in irgendeiner Weise falsch verhalten haben. Ich frage Sie nur, ob Sie glauben, dass er in Sie verliebt oder für Sie entflammt war, wie es offenbar viele Männer sind.«
    »Aber Sie nicht, Inspector Jefe. Das habe ich schon gemerkt«, sagte sie. »Vielleicht begehren Sie eine andere… Vielleicht ist es das, ja, oder Sie mögen mich einfach nicht… Ihre Freundin Consuelo mag mich auch nicht.«
    »Meine Freundin?«
    »Oder ist sie vielleicht mehr als eine Freundin?«
    »Glauben Sie, dass Señor Vega sexuell an Ihnen interessiert war?«, fragte Falcón und ließ ihre Andeutungen an sich abprallen. »Sie sind immerhin zusammen zum Stierkampf gegangen.«
    »Rafael war gern in Begleitung einer schönen Frau. Das war alles. Es ist nichts passiert. Genauso wie mit dem Gasmann auch nie was passiert.«
    »Wissen Sie, ob sein Geisteszustand irgendetwas mit Ihnen zu tun hatte?«
    »Sie glauben, ich wäre der Grund für seine

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