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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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geschlagen.«
    Ortega versank in tiefes Nachdenken und starrte Falcón an, ohne ihn zu sehen. Falcón verabschiedete sich, bekam jedoch keine Antwort. Am Tor fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, nach Sergej zu fragen. Er machte kehrt, blieb jedoch an der Ecke des Hauses stehen, als er sah, dass Ortega mit zum Himmel erhobenen Händen auf dem Rasen stand und langsam auf die Knie sank. Die Hunde kamen aus dem Haus und schnupperten an seinen Hüften. Schluchzend drückte er sie an sich und streichelte sie. Falcón zog sich zurück.

    Vegas Garage mit dem brandneuen Jaguar war sauberer als Sergejs Unterkunft, und Falcón ahnte sofort, dass er in der Nähe des glänzenden Lacks keine Salzsäure finden würde. Er ging in den Garten und dachte, dass es einen Schuppen für die Gartengeräte geben musste. Nichts an der Anlage des Grundstücks war zufällig. Der Grill war von einem Mann gebaut worden, der sich mit Fleisch auskannte. Dahinter erstreckte sich dichtes, fast tropisches Gebüsch. Falcón ging zu Sergejs Quartier und entdeckte einen Pfad in den Dschungel, der einen Backsteinschuppen verdeckte. Er war wütend, dass Pérez ihn in seinem Bericht über die Durchsuchung des Gartens nicht erwähnt hatte.
    In der Garage fand er einen Schlüssel und stapfte zurück durch die immer drückender werdende Hitze. In dem Schuppen lagerten Säcke mit Holzkohle und das übliche Grillgerät. In einer Ecke bewahrte Sergej seine Werkzeuge und kleinere Mengen Baumaterials auf. Auf einem Regal standen Farben und andere Flüssigkeiten, darunter eine fast leere, offene Flasche mit Salzsäure. Falcón holte im Wagen ein Plastiksäckchen für Beweismittel und schob die Flasche mit seinem Stift hinein, als es im Schuppen plötzlich dunkler wurde.
    »Heute ganz allein, Inspector Jefe?«, schreckte ihn Maddy Krugman von seiner Arbeit auf. Sie stand in der Tür. Im Gegenlicht der Sonne zeichnete sich ihre Figur deutlich unter dem durchscheinenden Stoff ihres Kleides ab. Falcón blickte auf ihre Sandalen im Zebramuster. Sie verschränkte die Arme und lehnte sich an den Türrahmen.
    »So ist es mir lieber, Señora Krugman«, sagte er.
    »Sie sehen aus wie ein Einzelgänger«, gab sie zurück. »Jemand, der die Dinge durchdenkt, Einzelteile zusammenfügt und sich im Kopf ein Bild macht.«
    »Sie beobachten mich ja ziemlich genau.«
    »Mir ist langweilig«, sagte sie. »In dieser Hitze kann ich nicht fotografieren gehen. Außerdem ist sowieso niemand am Fluss.«
    »Arbeitet Ihr Mann immer noch für Vega Construcciones?«
    »Señor Vázquez und die Finanzleute haben ihn gestern Abend angerufen und gesagt, er solle seine Projekte weiterführen«, sagte sie. »Offenbar ziehen sie nicht den Stecker… jedenfalls noch nicht. Möchten Sie einen Kaffee, Inspector Jefe?«
    Sie verließen den Schuppen, und während er abschloss, musterte sie den Inhalt seines Plastikbeutels.
    »Wir können hier entlang zu uns gehen«, sagte sie dann und führte ihn zu einer Lücke in der Hecke unweit von Sergejs Quartier.
    Falcón ging rasch zurück zum Haus, deponierte den Plastikbeutel in der Garage und schloss die Tür ab. Dann folgte er ihr durch die Hecke und den Garten zu ihrem Haus, während er überlegte, wie er Reza Sangari ins Spiel bringen konnte.
    Er wartete in dem kühlen Wohnzimmer auf dem Sofa, während sie den Kaffee bereitete. Ihre Sandalen hatten flache Absätze, die leise über den Marmorboden klackerten. Obwohl sie nicht im selben Raum war, spürte er ihre unterschwellige erotische Präsenz. Sie brachte den Kaffee und ließ sich am anderen Ende des Sofas nieder.
    »Wissen Sie, wie es sich anfühlt, hier draußen Tag für Tag allein zu sein?«, fragte sie. »Wie vergessen im Niemandsland. Es ist eine der seltsamen Widersinnigkeiten des Lebens, dass sich mein Sozialleben seit Rafaels Tod um einhundert Prozent verbessert hat. Er war so ziemlich unser einziger Gast. Aber jetzt kommen Sie vorbei, und gestern habe ich einige Zeit mit Esteban verbracht…«
    »Mit Juez Calderón?«
    »Ja«, sagte sie. »Er ist ein sehr netter Mann, und so kultiviert.«
    »Wann haben Sie ihn getroffen?«
    »Ich bin ihm gestern Morgen in der Stadt zufällig über den Weg gelaufen, und dann haben wir uns später wieder getroffen und den Abend zusammen verbracht«, antwortete sie. »Er hat mir ein paar schräge Kneipen in der Innenstadt gezeigt, in die ich mich alleine nie trauen würde. Wissen Sie, Läden, in denen Schinken von der Decke hängen über den Köpfen von fetten

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