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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Verwirrung gewesen«, sagte sie. »Sie glauben, er hätte meinetwegen in seinem Garten Dokumente verbrannt. Sie sind verrückt.«
    »Er war ein Mann, der in einer schwierigen Ehe gefangen war. Er hatte eine schwer depressive Frau, mit der er einen Sohn hatte. Beide liebten Mario. Er wollte seine Familie nicht zerstören, aber die Beziehung zu seiner Frau war wegen ihres Zustands gestört.«
    »Eine durchaus plausible Theorie… außer, dass ich glaube, dass ich für Rafael nur eine Nebenattraktion war. Sein Hauptinteresse galt den Gesprächen mit Marty. Ich meine, nach dem Stierkampf haben wir uns immer mit Marty getroffen, um Tapas zu essen, und ich kann Ihnen sagen, die beiden haben noch geredet, als ich schon lange im Bett war.«
    »Worüber?«
    »Über ihr Lieblingsthema. Die Vereinigten Staaten von Amerika.«
    »Hatte Señor Vega jemals in Amerika gelebt?«
    »Er sprach jedenfalls Englisch mit amerikanischem Akzent und redete oft über Miami, reagierte aber immer unwillig auf direkte Fragen, sodass ich mir nicht sicher bin. Marty ist überzeugt, dass er dort gelebt hat. Im Gegensatz zu den meisten Europäern steckte Rafael nicht voll der üblichen Klischees über den amerikanischen Lebensstil«, sagte sie. »Er redete gerne mit Marty, weil Marty sich nicht besonders für private Details interessiert. Marty konnte leidenschaftlich mit ihm über Theorien, Gedanken und Ideen sprechen, auch ohne zu wissen, wo der Mann gelebt hatte oder was seine Lieblingsfarbe war.«
    »Haben die beiden Spanisch oder Englisch gesprochen?«
    »Spanisch, bis sie angefangen haben, Brandy zu trinken, dann Englisch. Betrunken haben Marty seine Spanischkenntnisse immer im Stich gelassen.«
    »Hat Señor Vega sich jemals betrunken?«
    »Ich war im Bett. Fragen Sie Marty.«
    »Wann hatten Señor Vega und Marty zum letzten Mal einen solchen Abend?«
    »Die wirklich langen Debatten hatten sie während der Feria. Da saßen sie bis zum Morgengrauen zusammen.«
    Falcón trank seinen Kaffee aus und stand auf.
    »Ich weiß nicht, ob ich Sie noch einmal einlade, wenn Sie mich immer nur verhören«, sagte sie. »Esteban verhört mich nie.«
    »Das ist auch nicht sein Job. Ich bin derjenige, der im Dreck wühlen muss.«
    »Und dabei erfahren Sie dann ein paar Dinge über Esteban.«
    »Sein Privatleben geht mich nichts an.«
    »Sie sind es gewöhnt, sich zu beherrschen, nicht wahr, Inspector Jefe?«
    »Es ist besser, Beruf und Privatleben nicht zu vermischen.«
    »Sehr komisch, Inspector Jefe«, sagte sie. »Sie haben also ein Privatleben? Das haben die meisten Polizisten nicht. Soweit ich weiß, ist ihr Leben voller zerbrochener Beziehungen, Trennungen von den Kindern, Alkoholismus und Depression.«
    Falcón dachte unwillkürlich, dass er zwei, vielleicht sogar drei von den vier Punkten geschafft hatte.
    »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte er.
    »Wir sollten uns mal privat treffen, nur um zu sehen, ob wir uns wirklich nicht verstehen, wenn der ganze Kram nicht mehr im Weg ist«, sagte sie. »Ein Polizist mit einer künstlerischen Vision interessiert mich. Oder ist Ihr Urteil über mich endgültig? Ich fände es schrecklich, wenn Sie mich unter irgendeinem Klischee wie Femme fatale abbuchen würden.«
    »Ich finde selbst zurück«, sagte er auf dem Weg in den Garten und wusste, dass er sie geärgert hatte.
    »Columbo hat sich seine letzte Frage immer für die Türschwelle aufbewahrt«, sagte sie hinter ihm.
    »Ich bin aber nicht Columbo«, erwiderte er und schloss die Schiebetür, als wollte er sie wieder in ihrem Haus versiegeln.

DREIZEHN
    A ls Falcón auf dem Rückweg den Plastikbeutel mit der Flasche Salzsäure abholen wollte, vibrierte das Handy in seiner Tasche.
    » Digame , José Luis«, sagte er.
    »Sie haben im Polígono San Pablo eine ukrainische Nutte gefunden, von der sie ziemlich sicher sind, dass es Sergejs mysteriöse Freundin ist«, sagte Ramírez. »Sie spricht kaum Spanisch, aber sie hat auf das Foto von Sergej reagiert, als man es ihr gezeigt hat.«
    »Bring sie in die Jefatura, und besorg einen Dolmetscher«, sagte Falcón. »Aber fang nicht mit der Befragung an, bevor ich da bin.«
    »Es ist fast Mittagszeit.«
    »Tu, was du kannst.«

    In der Jefatura lief Nadja Kuzmikova in einem schwarzen Minirock, einem weißen Top mit Nackenträgern und flachen Schuhen ohne Strümpfe in dem Vernehmungszimmer auf und ab, während Policía Carlos Serrano sie durch die Glasscheibe in der Tür beobachtete. Sie hatte

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