Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
Vom Netzwerk:
Typen mit streng zurückgekämmtem, pomadisiertem schwarzem Haar, die Zigarren rauchen und sich jedes Mal die Hose zurechtzupfen, wenn eine Frau vorbeigeht.«
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Sie können das Detektivsein nicht lassen, was?«, fragte sie. »Von ungefähr sechs bis zehn.«
    Sie schlug die Beine übereinander, sodass ihr Kleid nach oben rutschte, und streifte eine Sandale ab.
    »Ich habe gesehen, dass Sie eine Ausstellung mit dem Titel ›Minute Lives‹ hatten«, sagte Falcón. »Worum ging es da?«
    Sie verdrehte die Augen. »Ich habe den blöden Titel nie gemocht. Es war die Idee meines Agenten, die haben es ja gern griffig und kommerziell. Ich habe oben einen Katalog, wenn Sie ihn sehen wollen.«
    Sie schnippte im Aufstehen den Saum ihres Kleides zurecht.
    »Schon gut«, sagte Falcón, der die Sache lieber parterre verhandeln wollte. »Ich wollte bloß das Thema wissen.«
    Sie trat an die Schiebetür, legte die Hände auf die Scheibe und blickte in den Garten. Wieder strömte das Sonnenlicht durch ihr Kleid. Falcón wand sich. Jede ihrer Bewegungen wirkte berechnend.
    »Es waren Aufnahmen von ganz normalen Leuten zu Hause oder auf der Arbeit. Es waren Menschen in einer großen Stadt mit einem kleinen Leben, und die Fotos waren bloß Schnipsel ihrer Lebensgeschichte, den Rest sollte der Betrachter in seiner Fantasie ergänzen.«
    »Ich habe eine Kritik der Ausstellung gelesen«, sagte Falcón. »Von einem gewissen Dan Fineman. Er mochte sie offenbar nicht.«
    Er beobachtete ihren Hinterkopf, ihren Nacken und ihre Schultern, während seine Worte einsickerten. Sie stand reglos wie ein Nachttier vor einer ganzen Horde von Jägern. Dann drehte sie sich unvermittelt um, atmete scharf ein und griff nach ihrer Kaffeetasse, bevor sie sich eine Zigarette anzündete und zurück auf das Sofa fallen ließ.
    »Dan Fineman war ein Arschloch, das ich aus der High School kannte. Er wollte mich immer ficken, aber ich bekam schon bei seinem Anblick eine Gänsehaut. Er hatte nie höhere Ziele, als für die St. Louis Times zu schreiben, und als er es geschafft hatte, hat er sich gerächt.«
    »Er hat noch einen Artikel über Sie geschrieben, den Sie vielleicht nicht gelesen haben«, sagte Falcón.
    »Das war die einzige Ausstellung, die ich je in St. Louis hatte. Die erste und die letzte.«
    »Der Artikel hatte nichts mit Kunst zu tun. Es war eine Lokalnachricht.«
    »Ich bin nur an Thanksgiving und Weihnachten nach St. Louis zurückgekommen, um meine Eltern zu besuchen.«
    »Wann, sagten Sie, ist Ihre Mutter gestorben?«
    »Ich sagte es bis jetzt noch nicht«, erwiderte sie, »aber es war am 3. Dezember 2000. Wissen Sie, an wen Sie mich erinnern, Inspector Jefe?«
    »Soweit ich weiß, kennen die Amerikaner nur einen Spanier, und ich sehe kein bisschen aus wie Antonio Banderas.«
    »Columbo«, sagte sie. »Ein viel besser aussehender Columbo. Sie stellen eine Menge Fragen, die scheinbar nichts mit dem Fall zu tun haben, und dann, peng, überführen Sie den Täter.«
    »In Romanen und Filmen ist die Polizeiarbeit immer viel spannender als in Wirklichkeit.«
    »Marty hat gleich gesagt, dass Sie wie kein anderer Polizist sind, den er je getroffen hat.«
    »Und ich vermute, in den Monaten vor Ihrer Ankunft hier ist er einigen begegnet.«
    Sie stützte ihr Kinn auf den Daumen und tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Nase.
    »Sie haben mir gar nicht gesagt, worüber Dan Fineman geschrieben hat, Inspector Jefe.«
    »Darüber, dass Sie dem FBI bei seinen Ermittlungen wegen Mordes an Ihrem Ex-Geliebten Reza Sangari geholfen haben.«
    »Sie sind ein sehr gründlicher Mensch«, sagte sie.
    »Sie haben sich über mich im Internet erkundigt und ich mich über Sie«, sagte er.
    »Dann müssen Sie mich ja nichts mehr fragen«, sagte sie. »Und außerdem ist nichts von dem relevant für das, was mit den Vegas geschehen ist.«
    »Hatten Sie nach Ihrer Heirat noch andere Affären?«, fragte er.
    Sie kniff die Augen zusammen, schürzte die Lippen und rauchte ihre Zigarette mit einem Zug um zwei Zentimeter herunter.
    »Versuchen Sie ernsthaft, mich und Rafael zusammenzubringen, Inspector Jefe?«, fragte sie. »Funktioniert so Ihr Verstand? Sie sehen ein erbärmlich offensichtliches Muster, und Ihr Polizistengehirn macht klick und fügt es zusammen.«
    Falcón rührte sich nicht, sondern sah sie nur stumm an und wartete auf die ersten sichtbaren Risse in ihrem maskenhaften Gesicht.
    »Jetzt weiß ich«, sagte sie. »Wie dumm von mir.

Weitere Kostenlose Bücher