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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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als Hundefutter, aber wir wissen beide nicht, wie er das machen soll. Er könnte natürlich Fallen aufstellen, aber fressen Füchse Mäuse, die schon tot sind?
    Du siehst, unsere kleine Familie wird mächtig größer, und Du wirst Deine helle Freude an den süßen Winzlingen haben, wenn Du kommst.
     
    Das wollte ich Dir nur erzählen.
    Ich freu mich auf Dich!
    Deine Mama
     
    PS: Bitte grüße Arabella ganz lieb von uns. Schade, dass wir sie diesmal nicht kennenlernen können, aber vielleicht klappt es ja im Winter.

75
    Als Lukas in Florenz aus dem Flughafengebäude kam, schlug ihm die Hitze ins Gesicht, und er hatte das Gefühl, eine Sauna zu betreten. Seine leichte Jacke empfand er schon auf dem kurzen Weg zu den Taxen als unangenehm und viel zu warm.
    »Alla stazione«, sagte er zum Taxifahrer, als er sich dankbar auf die Plastiksitze fallen ließ. Dankbar, weil die Reise bis jetzt reibungslos verlaufen war und es nicht mehr weit war. Noch eine Stunde, und er würde Magda auf dem Bahnhof von Montevarchi wieder in die Arme schließen. Er war zu Hause. Niemals hätte er geglaubt, dass er die Toskana einmal als Heimat bezeichnen würde, und jetzt war es schon so weit. Nach wenigen Wochen. In Berlin hatte er nichts mehr verloren. Das spürte er ganz deutlich.
    Der Taxifahrer war schweigsam, kaute auf einem Zahnstocher herum und raste durch die Stadt, als hätte er einen Autoscooter und könnte sich gewaltsam einen Weg durch die überfüllten Straßen bahnen.
    Sie erreichten den Bahnhof in Rekordzeit, und Lukas bekam noch den Zug um siebzehn Uhr neun, der nur eine halbe Stunde bis Montevarchi brauchte.
    Aus dem Zug rief er Anneliese an. Er wollte dies eigentlich noch am Freitag in Berlin erledigen, aber dann hatte er
sich mit Erich auf einen Abschiedsschluck getroffen. Sie aßen in Mitte in einem Restaurant, zogen hinterher noch durch mehrere Kneipen, und darüber hatte er den Anruf vergessen.
    »Ich wollte mich noch mal für die Drehtage bedanken«, sagte er zu Anneliese, »war klasse. Hat mir gut gefallen.«
    »Ach nee. Was sind denn das für Töne? Ich dachte, du willst diese Schinderei nicht mehr machen, Kindchen?«
    »Bitte, Anneliese, lassen Sie uns diese Diskussion jetzt nicht wiederholen, ich rufe aus Italien an, das kostet per Handy ein Vermögen. Ich wollte nur sagen, dass ich nicht Theater spielen kann, aber ein paar Drehtage mache ich jederzeit gern.«
    »Hab ich schon verstanden«, schnauzte Anneliese. »So verkalkt bin ich noch nicht, dass ich unsere reizende kleine Unterhaltung schon wieder vergessen hätte. Aber ich sag dir eins, Kindchen: Es wird schwer. Verdammt schwer.«
    »Ich weiß.« Lukas verdrehte die Augen.
    »Das deutsche Fernsehen wartet nicht auf Lukas Tillmann, den kein Schwein kennt.«
    »Ich weiß.«
    »Na, dann ist es ja gut.«
    »Ich melde mich wieder bei Ihnen. Und noch mal, vielen Dank für alles.«
    »Gern geschehen, Kindchen«, murmelte Anneliese und legte auf. Lukas hatte den Eindruck, dass im Hintergrund Paulinchen gequiekt hatte.
     
    Magda stand auf dem Bahnsteig. Mit hängenden Armen. Sie winkte nicht, als sie ihn auf sich zukommen sah, sie lief ihm auch nicht entgegen. Lukas spürte, dass er sich vor Angst verkrampfte. Irgendetwas musste geschehen sein.

    Als er sie an sich drückte, ließ sie die Arme immer noch hängen, erwiderte die Umarmung nicht. Aber sie lächelte zaghaft.
    »Ich bin so froh, wieder bei dir zu sein«, sagte er und küsste sie. »Endlich wieder zu Hause.«
    Die Distanz, die Magda ihm gegenüber zeigte, fand Lukas irritierend, aber er sagte nichts dazu, fragte nicht nach, wollte sehen, wann Magda von allein mit der Sprache herausrückte.
    Er musste nicht lange warten.
    »Hast du jetzt eigentlich einen Geschäftsführer gefunden?«, fragte sie beim Abendessen.
    Lukas nickte. Er war auf dem Standbein erwischt und versuchte sich blitzschnell eine glaubhafte Geschichte zusammenzuschustern. »Ja. Endlich. Einen vierundvierzigjährigen Schwaben. Macht einen sehr korrekten, sehr integren Eindruck. Hat eine Frau und zwei Kinder. Er war jetzt fünf Monate arbeitslos, weil seine letzte Firma in die Insolvenz gegangen ist, und ist heilfroh, dass er wieder einen Job gefunden hat. Ich glaube, dass er sehr fleißig ist und sich schnell einarbeiten wird. Jedenfalls hatte ich vom ersten Moment an ein gutes Gefühl.«
    »Wie hast du ihn denn gefunden?«
    »Übers Internet.«
    »Und wie heißt er?«
    »Gregor Majewski.«
    Magda starrte Lukas an. Dann sagte sie leise:

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