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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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hatte irgendwo durch Zufall die Leiche entdeckt und fotografiert. Aber anstatt zur Polizei zu gehen, hatte er ihm das Foto geschickt. Vielleicht, weil er wusste, dass er der Bruder war. Oder weil er ihn, Lukas, für den Mörder hielt.
    Die zweite Möglichkeit war, dass der Mörder selbst das Foto geschickt hatte. Dies würde erklären, warum er ein Interesse
hatte, die Polizei außen vor zu lassen. Aber warum meldete er sich überhaupt? Das machte wenig Sinn. Ein Mord ohne Leiche war tausendmal besser, als wenn man die Leiche fand.
    Sein Leben mit Magda begann gerade erst, aber irgendjemand war dabei, dazwischenzufunken. Auf dem Umschlag war keine Briefmarke. Er hatte am Schwarzen Brett gehangen. Eine gefährliche Angelegenheit. Der Umschlag hätte leicht in falsche Hände geraten können.
    Die Information, dass sein Bruder niemals wiederkommen würde, erfüllte Lukas mit einer gewissen Sicherheit, das Problem war nur, dass er dieses Wissen Magda nicht mitteilen konnte, denn sie würde ihn für den Mörder halten.
    Wenn er sie nicht verlieren wollte, musste er all dies für sich behalten.
    Er sah sich noch einmal ganz genau das Foto an, ob darauf zu erkennen war, wo es aufgenommen worden war, wo die Leiche lag. Aber er fand nicht den kleinsten Hinweis.

44
    Buongiorno, mein Spatz,
    stell Dir vor, Papa und ich waren drei Tage in Rom! Es war traumhaft! Wir haben in einem tollen Hotel gewohnt. Sündhaft teuer, sag ich Dir, aber wir haben uns gedacht, in diesen drei Tagen gönnen wir uns einfach mal was! Wir waren im Petersdom, in der Engelsburg, im Kolosseum, amTrevi-Brunnen, im Forum Romanum, im Pantheon … und wir haben natürlich auf der Spanischen Treppe gesessen und die Leute beobachtet. Aber ganz egal, was wir gemacht haben, ob wir durch die Stadt geschlendert oder in ein Restaurant gegangen sind, immer haben wir an Dich gedacht und von Dir gesprochen. Es wäre perfekt gewesen, wenn Du bei uns gewesen wärst!
    Wir müssen unbedingt mal alle zusammen nach Rom fahren! Ich bin sicher, die Stadt wird Dir gefallen, Du fandst doch damals auch Athen so toll, aber ich glaube, Rom ist noch schöner. Wenn Du hier bist und Lust hast, können wir ja ganz spontan hinfahren. Oder wir planen eine Reise fürs nächste Jahr. Wie Du willst.
     
    Sag mal, Schatz, brauchst Du irgendetwas? Soll ich Dir irgendetwas schicken? Du weißt, ein kleiner Hinweis, und das, was Du Dir wünschst, geht auf die Reise.

    Gestern hat Papa angefangen, den Gemüsegarten in Ordnung zu bringen und einiges einzusäen. Wenn Du hier bist, können wir dann sicher schon frischen Salat ernten.
     
    Ich freue mich auf Dich!
     
    Viel Erfolg in der Schule und alles Liebe
    Mama
     
    Viele Grüße auch von Papa

45
    Magda schrie auf vor Schmerz. In ihrer Hand spürte sie einen heftigen Stich, dann kam das Brennen. Es breitete sich rasend schnell aus, und binnen weniger Sekunden war ihre Hand ein glühender Klumpen, der immer mehr anschwoll.
    Sie hatte einfach nur das Schlafzimmerfenster öffnen wollen und dabei um den Rahmen und direkt in eine Hornisse gefasst. Magda wusste nicht, ob sie in den Handballen oder in einen Finger gestochen worden war, aber sie hatte das Gefühl, ihre Hand stecke in einem Topf und würde langsam und qualvoll gekocht.
    Magda rannte ins Bad und hielt ihre mittlerweile dunkelroten, dicken Finger unter fließendes kaltes Wasser. Der Schmerz wurde erträglicher, aber hörte nicht auf.
    Sie sah, wie ihre Finger immer breiter wurden. Selbst wenn sie sie spreizte, gab es keinen Zwischenraum. Sie sahen aus wie pralle, aneinanderklebende Würste.
    Und jetzt erst wurde ihr bewusst, dass ihr Ehering noch an ihrem Ringfinger steckte und bereits tief ins Fleisch schnitt.
    Sie lief die Treppe hinunter. In der Küche hing neben dem Küchenschrank eine Uhr. Es war jetzt halb zehn. Die Dottoressa hatte seit neun Sprechstunde.
    »Johannes!«, rief sie, aber es kam keine Antwort.

    Da erst sah sie den Zettel auf dem Küchentisch.
    »Liebste, ich konnte nicht schlafen und bin schon ziemlich früh los, um einen langen Spaziergang zu machen. Ich werde unterwegs irgendwo einen Kaffee trinken. Bin spätestens mittags zurück. Ich umarme Dich.«
    Sie zuckte die Achseln, trank ein Glas Milch, nahm ihre Handtasche und verließ das Haus. Sie dachte nicht daran abzuschließen, da sie überlegte, ob sie es schaffen würde, mit einer Hand Auto zu fahren. Bis Ambra vielleicht. Da fuhr sie fast die ganze Zeit langsam durch den Wald.
     
    Sie konnte mit der linken

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